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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Schlepptau
durch die Hallen, sie ist vierzehn Jahre alt. Sie ist eine Erbin und war seinem
Sohn versprochen, aber Charles glaubte, ein erfahrener Mann wie er könne eine
bessere Verwendung für sie finden.
    Die Seymours haben ihren
Familienskandal hinter sich gebracht, und ihre Geschicke wenden sich zum
Besseren. Jane Seymour sagt zu ihm, während sie auf ihre Füße blickt: »Master
Cromwell, mein Bruder Edward hat letzte Woche gelächelt.«
    »Das war voreilig von ihm, was
hat ihn dazu veranlasst?«
    »Er hat gehört, dass seine
Frau krank ist. Die Frau, die er früher hatte. Dieselbe, die mein Vater, Sie
wissen schon.«
    »Ist es wahrscheinlich, dass
sie stirbt?«
    »Oh, sehr wahrscheinlich. Dann
bekommt er eine neue. Aber er wird sie in seinem Haus in Elvetham lassen und
sie mindestens eine Meile von Wolf Hall entfernt halten. Und wenn mein Vater
Elvetham besucht, wird sie im Wäschezimmer eingeschlossen, bis er wieder gegangen
ist.«
    Janes Schwester Lizzie ist am
Hof mit ihrem Mann, dem Gouverneur von Jersey, der irgendwie mit der neuen
Königin verwandt ist. Lizzie kommt verpackt in Samt und Spitze, ihre Umrisse
sind so klar, wie die ihrer Schwester unbestimmt und verschwommen sind, ihre
Augen sind forsch und haselnussbraun und beredt. Janes Augen haben die Farbe
von Wasser, sie ist ein Hauch im Kielwasser ihrer Schwester, wo ihre Gedanken
vorbeihuschen wie vergoldete Fische, zu winzig für Haken oder Netz.
    Es ist Jane Rochford - deren
Verstand seiner Meinung nach unterbeschäftigt ist —, die bemerkt, dass er die
Schwestern beobachtet. »Lizzie Seymour muss einen Liebhaber haben«, sagt sie,
»denn es kann nicht ihr Mann sein, der den Glanz auf ihre Wangen bringt, er ist
ein alter Mann. Er war schon alt, als er in den schottischen Kriegen gekämpft
hat.« Die beiden Schwestern ähneln sich nur ein bisschen, erklärt sie; sie
haben beide die Angewohnheit, den Kopf schnell zu senken und die Unterlippe
einzuziehen. »Ansonsten«, sagt sie süffisant, »würde man denken, ihre Mutter
hätte dasselbe getrieben wie ihr Mann. Sie war eine Schönheit, als sie jung
war, wissen Sie, Margery Wentworth. Und niemand weiß, was in Wiltshire vor
sich geht.«
    »Es erstaunt mich, dass Sie
das nicht wissen, Lady Rochford. Sie scheinen sich in jedermanns
Angelegenheiten auszukennen.«
    »Sie und ich, wir halten die
Augen offen.« Sie senkt den Kopf und sagt, als würde sie ihre Worte nach innen
richten, an ihren eigenen Körper: »Ich könnte meine Augen offen halten, wenn
Sie wollen, an Orten, zu denen Sie keinen Zugang haben.«
    Großer Gott, was will sie?
Doch sicher kein Geld? Die Frage kommt kälter heraus, als er beabsichtigt: »Und
was wäre der mögliche Anreiz?«
    Sie hebt die Augen und sieht
ihn an. »Ich hätte gerne Ihre Freundschaft.«
    »Die ist nicht an Bedingungen
geknüpft.«
    »Ich dachte, ich könnte Ihnen
helfen. Weil Ihre Verbündete Lady Carey nach Hever gegangen ist, um ihre
Tochter zu sehen. Sie ist nicht mehr erwünscht, seit Anne ihren Dienst in der
Schlafkammer wieder aufgenommen hat. Die arme Mary.« Sie lacht. »Gott hat ihr
sehr gute Karten ausgeteilt, aber sie wusste sie nie richtig auszuspielen.
Sagen Sie, was tun Sie, wenn die Königin kein Kind mehr bekommt?«
    »Es gibt keinen Grund für eine
solche Befürchtung. Ihre Mutter hat jedes Jahr ein Kind bekommen. Boleyn hat
sich ständig darüber beklagt, weil es ihn angeblich arm machte.«
    »Haben Sie jemals bemerkt,
dass sich ein Mann einen Sohn als alleiniges Verdienst anrechnet und seiner
Frau die Schuld gibt, wenn er eine Tochter bekommt? Und wenn sie gar keine
Kinder haben, sagen wir, dass ihr Leib unfruchtbar ist. Wir sagen nicht, dass
sein Samen schlecht ist.«
    »Genauso ist es in den
Evangelien. Der steinige Boden trägt die Schuld.«
    Der steinige Ort, die dornige,
unergiebige Öde. Jane Rochford ist nach sieben Jahren Ehe kinderlos. »Ich
glaube, mein Mann wünscht, dass ich sterbe.« Sie sagt es leichthin. Er weiß
nicht, was er antworten soll. Er hat sie nicht gebeten, ihn ins Vertrauen zu
ziehen. »Wenn ich wirklich sterbe«, sagt sie in demselben heiteren Tonfall,
»lassen Sie meinen Körper öffnen. Ich bitte Sie aus Freundschaft darum. Ich
habe Angst vor Gift. Mein Mann und seine Schwester sind stundenlang hinter
verschlossenen Türen allein, und Anne kennt alle Arten von Gift. Sie hat sich
damit gebrüstet, dass sie Mary ein Frühstück servieren würde, von dem sie sich
nicht erholt.« Er wartet. »Mary, die Tochter des

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