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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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gnädig zu sein. Wie er es
immer noch mit Ihnen sein könnte, aber Sie müssen Ihre Irrtümer zugeben. Exeter
hat nicht gegen den König geschrieben, aber Sie haben das getan.«
    »Wo? Zeigen Sie es mir.«
    »Ihre Hand schreibt im
Verborgenen, Mylord, aber mir ist es nicht entgangen. Jetzt werden Sie nichts
mehr veröffentlichen.«
    Fishers Blick schnellt nach oben.
Zart bewegen sich seine Knochen unter der Haut; seine Faust ergreift den Stock,
dessen Griff ein vergoldeter Delphin ist. »Ihre Drucker auf dem Kontinent
arbeiten jetzt für mich. Mein Freund Stephen Vaughan hat ihnen einen besseren
Kurs geboten.«
    »Sie hetzen mich wegen der
Scheidung«, sagt Fisher. »Es geht gar nicht um Elizabeth Barton. Es geht darum,
dass Königin Katherine um meinen Rat gebeten hat und ich ihn gegeben habe.«
    »Sie sagen, ich hetze Sie,
wenn ich Sie ersuche, das Gesetz nicht zu übertreten? Versuchen Sie nicht, mich
von Ihrer Prophetin abzubringen, oder ich bringe Sie dahin, wo sie ist, und
schließe Sie neben ihr ein. Hätten Sie ihr genauso bereitwillig geglaubt, wenn
sie ein Jahr vor dem tatsächlichen Ereignis in einer ihrer Visionen gesehen
hätte, wie Anne zur Königin gekrönt wird und der Himmel dazu lächelt? In diesem
Fall, unterstelle ich, wäre sie von ihnen als Hexe bezeichnet worden.«
    Fisher schüttelt den Kopf; er
tritt den Rückzug in die Verblüffung an. »Ich habe mich immer gefragt, wissen
Sie, ich habe viele Jahre darüber gerätselt, ob die Maria Magdalena in den
Evangelien dieselbe Maria ist, deren Schwester Martha ist. Elizabeth Barton
sagte mir, dass es sich mit Gewissheit so verhält. In diesem Punkt war sie sich
völlig sicher.«
    Er lacht. »Ach, sie ist mit
diesen Leuten vertraut. Sie geht in ihren Häusern ein und aus. Sie hat viele
Male Eintopf mit unserer heiligen Jungfrau gegessen. Passen Sie auf, Mylord,
die heilige Einfalt mochte zu ihrer Zeit angehen, aber diese Zeit ist vorbei.
Wir sind im Krieg. Auch wenn die Soldaten des Kaisers nicht auf den Straßen
herumlaufen, lassen Sie sich nicht täuschen - dies ist ein Krieg, und Sie sind
im feindlichen Lager.«
    Der Bischof schweigt. Er
schwankt ein wenig auf seinem Hocker. Schnieft. »Ich verstehe jetzt, warum
Wolsey Sie verpflichtet hat. Sie sind ein Gauner, und er war es auch. Ich war
vierzig Jahre lang Priester, und ich habe nie so gottlose Männer gesehen wie
jene, die heutzutage emporkommen. Solche bösen Ratgeber.«
    »Werden Sie krank«, sagt er.
»Legen Sie sich ins Bett. Das ist es, was ich Ihnen empfehle.«
     
    Das Ausnahmegesetz gegen die
Magd und ihre Verbündeten wird dem Oberhaus an einem Samstagmorgen vorgelegt,
am 21. Februar. Fishers Name steht
darin und auch — auf Henrys Befehl - der Name Mores. Er geht in den Tower, um
die Barton zu sehen, um zu sehen, ob sie ihr Gewissen noch von etwas anderem
entlasten muss, bevor ihr Tod anberaumt wird.
    Sie hat den Winter überlebt,
ist über Land zu ihren Geständnissen im Freien geschleppt worden, hat auf
Gerüsten gestanden, dem schneidenden Wind ausgesetzt. Er hat eine Kerze dabei
und findet sie zusammengesunken auf ihrem Hocker wie ein schlecht verschnürtes
Bündel Lumpen; die Luft ist sowohl kalt als auch abgestanden. Sie sieht auf und
sagt, als würden sie eine Unterhaltung fortsetzen: »Maria Magdalena hat mir
gesagt, dass ich sterben werde.«
    Vielleicht, denkt er, hat sie
die ganze Zeit in Gedanken mit mir geredet. »Hat Sie Ihnen ein Datum genannt?«
    »Wäre das hilfreich für Sie?«,
fragt sie. Er überlegt, ob sie weiß, dass das Parlament empört über die
Einbeziehung Mores ist und das Gesetz gegen sie bis zum Frühling hinauszögern
könnte. »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind, Master Cromwell. Hier ist nichts
los.«
    Nicht einmal seine langwierigsten,
seine raffiniertesten Verhöre konnten sie erschrecken. Um Katherine
hineinzuziehen, hatte er jeden Trick versucht, den er kennt: ohne Ergebnis. Er
sagt: »Sie bekommen doch genug zu essen?«
    »Oh ja. Und meine Wäsche wird
gemacht. Aber ich vermisse es, wie früher nach Lambeth zu gehen und den
Erzbischof zu treffen. Das mochte ich. Den Fluss ansehen. All diese wuselnden
Leute und die Boote, die entladen werden. Wissen Sie, ob ich verbrannt werde?
Lord Audley hat gesagt, ich würde verbrannt werden.« Sie spricht, als wäre
Audley ein alter Freund.
    »Ich hoffe, dass Ihnen das
erspart werden kann. Der König muss entscheiden.«
    »Ich gehe jetzt nachts immer
in die Hölle«, sagt sie. »Master Luzifer zeigt mir einen

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