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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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es tun«, sagt Audley. »Wir werden wirksame Überzeugungsarbeit leisten. Kein
vernünftiger Mann wird sich weigern, zur Sicherheit dieses Königreichs seinen
Schwur auf die Thronfolge zu leisten.«
    »Soll denn auch Katherine
schwören«, sagt der Herzog, »dass sie die Nachfolge des Kindes meiner Nichte
bestätigt? Was ist mit Mary - soll sie vereidigt werden? Und wenn sie es nicht
tun, was schlagen Sie vor? Beide auf Hürden nach Tyburn zu schleifen und sie
mit zappelnden Beinen aufzuhängen, damit ihr Verwandter, der Kaiser, es sieht?«
    Er und Audley wechseln einen
Blick. Audley sagt: »Mylord, Sie sollten vor Mittag nicht so viel Wein
trinken.«
    »Ach, piep, piep«, sagt der Herzog.
     
    Eine Woche zuvor war er in
Hatfield gewesen, um die beiden königlichen Damen aufzusuchen: die Prinzessin
Elizabeth und Lady Mary, die Tochter des Königs. »Pass auf, dass du die Titel
richtig hinkriegst«, hatte er zu Gregory auf dem Ritt dorthin gesagt.
    Gregory hatte gesagt: »Schon
wünschst du, dass du Richard mitgenommen hättest.«
    Er wollte London nicht
verlassen, solange das Parlament so beschäftigt war, aber der König hatte ihn
überredet: Zwei Tage, und Sie können wieder hier sein, aber ich möchte, dass
Sie ein Auge auf die Dinge haben. Der Weg aus der Stadt hinaus schwamm in
Schmelzwasser, und in den Wäldchen, in die keine Sonne gelangte, waren die
Pfützen noch gefroren. Eine schwache Sonne blinzelte ihnen zu, als sie nach
Hertfortshire kamen, und hier und da blühte ein abgerissener Schwarzdorn und
hielt ihm eine Petition gegen die Länge des Winters entgegen.
    »Vor vielen Jahren war ich
manchmal hier. Das Anwesen gehörte Kardinal Morton, weißt du, und er verließ
die Stadt, sobald die Sitzungsperiode der Gerichte vorbei war und es wärmer
wurde, und als ich neun oder zehn war, packte mein Onkel John mich immer in
einen Karren mit dem besten Käse und den Pasteten, falls jemand versuchen
sollte, sie zu stehlen, wenn wir anhielten.«
    »Hattet ihr keine Wachen?«
    »Vor den Wachen hatte er ja gerade Angst.«
    » Quis custodiet ipsos custodes?«
    » Ich, ganz offensichtlich.«
    »Was hättest du getan?«
    »Ich weiß nicht. Gebissen?«
    Die warme Backsteinfassade ist
kleiner, als er sie in Erinnerung hat, aber so ist das eben mit der Erinnerung.
Diese Pagen und Herren, die angerannt kommen, diese Stallburschen zum Versorgen
der Pferde, der gewärmte Wein, der sie erwartet, der Lärm und der Aufwand, das
ist eine andere Art der Ankunft als vor so langer Zeit. Das Schleppen von Holz
und Wasser, das Anheizen der Küchenherde, diese Aufgaben gingen über die Kraft
und Geschicklichkeit eines Kindes hinaus, aber das wollte er damals nicht
zugeben und arbeitete an der Seite der Männer, schmuddelig und hungrig, bis
jemand bemerkte, dass er kurz vorm Umfallen war: oder bis er tatsächlich
umfiel.
    Sir John Shelton ist das
Oberhaupt dieses merkwürdigen Haushalts, aber er hat eine Zeit gewählt, zu der
Sir John nicht zu Hause ist; rede mit den Frauen, das ist seine Idee, das ist
besser, als Shelton nach dem Abendessen zuzuhören, wenn er sich über Pferde,
Hunde und seine jugendlichen Heldentaten auslässt. Auf der Schwelle jedoch
ändert er fast seine Meinung; schnell und knarzend kommt Lady Bryan die Treppe
heruntergewuselt, die Mutter des einäugigen Francis. Sie ist für die winzige
Prinzessin verantwortlich. Sie ist eine Frau von fast siebzig, wohl eingebettet
in Großmütterlichkeit, und er kann sehen, wie sich ihr Mund bewegt, noch bevor
sie in seiner Hörweite ist: Ihre Gnaden hat bis elf geschlafen und dann bis
Mitternacht geschrien, sie hat sich verausgabt, das arme kleine Hühnchen!, hat
eine Stunde geschlafen, ist quengelnd wieder aufgewacht, mit scharlachroten
Wangen, Verdacht auf Fieber, Lady Shelton geweckt, Arzt aus dem Bett geholt,
sie zahnt schon, eine tückische Zeit!, ein Schluck zur Beruhigung, erst bei
Sonnenaufgang zur Ruhe gekommen, um neun aufgewacht, dann wurde sie gefüttert
... »Oh, Master Cromwell«, sagt Lady Bryan, »das kann niemals Ihr Sohn sein!
Gott schütze ihn! Was für ein trefflicher großer junger Mann! Was für ein
hübsches Gesicht er hat, das muss er von seiner Mutter haben. Wie alt ist er
jetzt wohl?«
    »Alt genug, um zu reden, glaube ich.«
    Lady Bryan wendet sich an
Gregory, ihr Gesicht glüht, als freue sie sich darauf, gemeinsam mit ihm einen
Kinderreim aufzusagen. Lady Shelton rauscht heran. »Wünsche einen guten Tag,
Masters.« Ein kurzes Zögern: Verbeugt sich

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