Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
Vom Netzwerk:
Schreibtisch um: Briefe
des Bürgermeisters von Hull.
    »Ich sage Ihnen alles, was Sie
wissen wollen«, sagt Rafe. »Ich weiß gar nicht, wieso ich nicht offen zu Ihnen
war. Aber Helen, meine Frau, sie dachte, es wäre besser, es geheimzuhalten.«
    »Aber jetzt erwartet sie ein
Kind, nehme ich an, und deshalb müsst ihr euch erklären?«
    Rafe errötet.
    »An jenem Abend, als ich nach
Austin Friars kam und nach ihr suchte, um sie zu Cranmers Frau zu bringen ...
und sie nach unten kam«, seine Augen bewegen sich, als sähe er die Szene vor
sich, »kam sie ohne Haube nach unten, und deine Haare standen in die Höhe, und
du warst böse auf mich, weil ich sie mitgenommen habe ...«
    »Gut, ja«, sagt Rafe. Seine
Hand wandert an den Kopf und er drückt seine Haare mit der Handfläche nach
unten, als würde das jetzt noch irgendetwas ändern. »Alle waren zu den Feiern
gegangen. Zum ersten Mal habe ich das Bett mit ihr geteilt, aber es war keine
Schande. Denn da hatte sie sich mir schon versprochen.«
    Er denkt: Ich bin froh, dass
ich in meinem Haus keinen gefühllosen jungen Mann aufgezogen habe, der nur auf
sein Vorankommen bedacht ist. Wenn man nicht impulsiv ist, ist man zu einem
gewissen Grad auch freudlos; unter meinem Schutz sind Impulse etwas, das Rafe
sich leisten kann. »Pass auf, Rafe, dies ist eine - nun, Gott weiß, eine
Torheit, aber keine Katastrophe. Sag deinem Vater, dass mein Aufstieg in der
Welt dein Fortkommen gewährleisten wird. Natürlich wird er toben und donnern.
Dazu sind Väter da. Er wird brüllen: Ich bereue den Tag, an dem ich mich von
meinem Jungen getrennt und ihn in das verderbte Haus Cromwell gegeben habe.
Aber wir werden ihn umstimmen. Nach und nach.«
    Rafe ist die ganze Zeit über
stehen geblieben, jetzt sinkt er auf einen Hocker, die Hände auf dem Kopf, den
Kopf nach hinten geworfen; Erleichterung durchströmt seinen ganzen Körper.
Hatte er so viel Angst? Vor mir? »Hör zu, wenn dein Vater Helen erst einmal
sieht, wird er verstehen, es sei denn, er ist...« Es sei denn, er ist was? Man
müsste tot und begraben sein, um es nicht zu bemerken: ihren starken und
schönen Körper, ihren sanften Blick. »Wir müssen ihr nur die Segeltuchschürze
abnehmen, in der sie herumläuft, und sie als Mistress Sadler herausputzen. Und
natürlich wirst du ein eigenes Haus wollen. Dabei helfe ich dir. Ich werde die
kleinen Kinder vermissen, ich habe sie liebgewonnen, und Mercy auch, wir mögen
sie alle. Wenn du möchtest, dass das neue Kind das erste in deinem eigenen Haus
wird, können die beiden hierbleiben.«
    »Das ist gut von Ihnen. Aber
Helen würde sich nie von ihnen trennen. Darüber sind wir uns einig.«
    Als o werde ich nie wieder
Kinder in Austin Friars haben, denkt er. Nun, es sei denn, ich nehme mir frei
von den Geschäften des Königs und gehe auf Brautschau: es sei denn, ich höre
wirklich zu, wenn eine Frau mit mir spricht. »Eines wird deinen Vater
versöhnen, und das kannst du ihm sagen: Von jetzt an wirst du beim König sein,
wenn ich nicht da bin. Master Wriothesley wird die Diplomaten ärgern und die
chiffrierten Schriftstücke behalten, denn das ist eine durchtriebene Arbeit,
die ihm gefallen wird, und Richard wird hier sein und in meiner Abwesenheit den
Haushalt leiten, meine Arbeit vorantreiben, und du und ich werden Henry
aufwarten und uns so liebevoll wie zwei Kindermädchen um seine Launen
kümmern.« Er lacht. »Du bist der geborene Gentleman. Er könnte dich in seiner
Nähe haben wollen und dir einen Posten in seinen Gemächern geben. Was für mich
nützlich wäre.«
    »Ich habe es nicht darauf
abgesehen, dass das passiert. Ich habe es nicht geplant.« Rafe senkt die Augen.
»Ich weiß, dass ich Helen nie zum Hof werde mitnehmen können.«
    »Nicht in der Welt, wie sie
jetzt ist. Und ich glaube nicht, dass sie sich zu unseren Lebzeiten ändern
wird. Aber merke dir: Du hast deine Wahl getroffen. Du darfst sie nie bereuen.«
    Rafe sagt leidenschaftlich:
»Wie konnte ich nur glauben, ein Geheimnis vor Ihnen bewahren zu können? Sie
sehen alles, Sir.«
    »Ah. Nur bis zu einem gewissen
Punkt.«
    Als  Rafe gegangen ist,
beginnt er mit der Arbeit dieses Abends, nimmt die Papiere heraus, ordnet sie
zunächst systematisch und legt sie ordentlich hin. Seine Gesetze sind
verabschiedet, aber es gibt immer ein neues Gesetz. Wenn man Gesetze schreibt,
erprobt man Wörter und versucht, ihre größte Kraft herauszufinden. Wie
Zaubersprüche müssen sie Dinge in der wirklichen Welt

Weitere Kostenlose Bücher