Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
Vom Netzwerk:
eine Dame Alice, hat eine Bettdecke erhalten.
    Zu More hat er gesagt, die
Prophezeiungen haben sie nicht reich gemacht. Er schreibt ein Memorandum an
sich selbst: »Dame Elizabeth Barton soll Geld als Gebühr für den Henker
erhalten.« Sie hat noch fünf Tage zu leben. Die letzte Person, die sie sehen
wird, wenn sie die Leiter erklimmt, ist ihr Henker, der die Hand aufhält. Wenn
sie ihren letzten Weg nicht bezahlen kann, könnte sie länger leiden als
notwendig. Sie hat sich vorgestellt, wie lange es dauert zu verbrennen, nicht
aber, wie lange es dauert, am Ende eines Stricks zu ersticken. In England gibt
es keine Gnade für die Armen. Man zahlt für alles, selbst für einen gebrochenen
Hals.
    Thomas Mores Familie hat den
Eid geschworen. Er hat sie selbst empfangen, und Alice hat ihn nicht im Zweifel
darüber gelassen, dass sie ihn persönlich verantwortlich macht, weil es ihm
nicht gelungen ist, ihren Mann zum Konformismus zu überreden. »Fragen Sie ihn,
was er in Gottes Namen damit bezweckt. Fragen Sie ihn, ob es klug ist, ob er es
für klug hält, seine Frau ohne Gefährten zurückzulassen, seinen Sohn ohne
Ratgeber, seine Töchter ohne Schutz, sodass wir einem Mann wie Thomas Cromwell
auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind.«
    »Lassen Sie sich das gesagt
sein«, hatte Meg mit einem kleinen Lächeln gemurmelt. Mit gesenktem Kopf hatte
sie seine Hand mit ihren beiden Händen umschlossen. »Mein Vater hat sehr
herzlich von Ihnen gesprochen. Darüber, wie höflich Sie zu ihm waren und wie
vehement Sie waren - was er nicht weniger als Gunst ansieht. Er sagt, dass er
glaubt, Sie verstehen ihn. Wie er auch Sie versteht.«
    »Meg? Sicher können Sie mich
doch ansehen?«
    Noch ein Gesicht, das sich
unter der Last einer Giebelhaube beugt: Meg zupft ihren Schleier zurecht, als
wäre sie draußen in einem Sturm und der dünne Stoff könnte ihr Schutz bieten.
    »Ich kann den König einen oder
zwei Tage hinhalten. Ich glaube nicht, dass er Ihren Vater im Tower zu sehen
wünscht, unablässig wartet er auf ein Zeichen der ...«
    »Kapitulation?«
    »Unterstützung. Und dann ...
keine Ehre wäre zu hoch.«
    »Ich bezweifle, dass der König
die Art von Ehre bieten kann, die er schätzt«, sagt Will Roper.
»Unglücklicherweise. Komm, Meg, lass uns nach Hause gehen. Wir müssen mit
deiner Mutter auf dem Fluss sein, bevor sie eine Schlägerei anfängt.« Roper
streckt die Hand aus. »Wir wissen, dass Sie nicht rachsüchtig sind, Sir. Obwohl
Gott weiß, dass mein Schwiegervater nie ein Freund Ihrer Freunde war.«
    »Es gab eine Zeit, da waren
Sie selbst ein Mann der Bibel.«
    »Männer können ihre Meinung
ändern.«
    »Ich stimme Ihnen völlig zu.
Aber sagen Sie das Ihrem Schwiegervater.«
    Das gab ihrer Verabschiedung
einen bitteren Beigeschmack.
    Ich lasse nicht zu, dass More
oder seine Familie sich der Illusion hingeben, dass sie mich verstehen, denkt er jetzt. Wie könnten
sie, wenn meine Handlungen mir selbst ein Rätsel sind?
    Er macht eine Notiz: Richard
Cromwell soll beim Abt von Westminster vorstellig werden, um den Gefangenen
Sir Thomas More in den Tower zu geleiten.
    Warum zögere ich?
    Geben wir ihm noch einen Tag.
    Es ist der 15. April 1534. Er
ruft einen Schreiber herbei, der seine Papiere ordnen und ablegen soll, damit
sie für morgen griffbereit sind; er verweilt am Feuer und plaudert; es ist
Mitternacht und die Kerzen sind heruntergebrannt. Er nimmt eine und geht nach
oben; Christophe liegt ausgestreckt am Fußende seines großen und einsamen Betts
und schnarcht. Lieber Gott, denkt er, mein Leben ist absurd. »Wach auf«, sagt
er, aber in einem Flüstern; als Christophe nicht reagiert, legt er seine Hände
auf ihn und rollt ihn hin und her, als wäre er ein Stück Teig für den Deckel
einer Pastete, bis der Junge aufwacht und im Französisch der Gosse
protestiert. »Oh, bei den haarigen Eiern von Jesus.« Er blinzelt heftig. »Mein
guter Herr, ich wusste nicht, dass Sie es waren, ich habe geträumt, ich wäre
ein Stück Teig. Vergeben Sie mir, ich bin total betrunken, wir haben nämlich
die Verbindung der schönen Helen mit dem glücklichen Rafe gefeiert.« Er hebt
einen Unterarm, rollt die Hand zusammen und macht eine äußerst obszöne Geste;
dann fällt sein Arm schlaff über seinen Körper, seine Augenlider gleiten unaufhaltsam
in Richtung Wangen, und mit einem letzten Hickser sinkt er in den Schlaf.
    Er zieht den Jungen zu seiner
Pritsche. Christophe ist inzwischen schwer, ein massiger Bulldoggenwelpe;

Weitere Kostenlose Bücher