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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Boleyn-Trabanten, die
Blicke austauschen: Francis Weston, Francis Bryan. In einer Ecke, bemüht nicht aufzufallen,
der Lautenspieler Mark Smeaton: Was hat der hier zu suchen? Nicht direkt eine
Familienkonklave: George Boleyn ist in Paris, führt Gespräche. Die Idee ist
aufgekommen, dass die kleine Elizabeth einen Sohn Frankreichs heiraten soll;
die Boleyns glauben wirklich, dass es geschehen wird.
    »Was kann denn passiert sein«,
sagt er, »das die Königin so aus der Fassung bringt?« Sein Ton ist erstaunt:
als wäre sie die gelassenste aller Frauen.
    Weston sagt: »Es ist Lady
Carey, sie ist — das soll heißen, sie hat...« Bryan schnaubt. »Einen Bastard im
Bauch.«
    »Ach, wussten Sie das nicht?«
Der Schock, den das auslöst, ist sehr befriedigend. Er zuckt mit den Achseln.
»Ich dachte, es wäre eine Familienangelegenheit.«
    Bryans Augenklappe zwinkert
ihm zu, heute ein kränkliches Gelb. »Sie scheinen sie ja sorgfältig zu
überwachen, Cromwell.«
    »Eine Tätigkeit, bei der ich
versagt habe«, sagt Boleyn. »Offensichtlich. Sie behauptet, der Vater des
Kindes sei William Stafford, und sie hat ihn geheiratet. Sie kennen diesen Stafford,
nicht wahr?«
    »Oberflächlich. Nun«, sagt er
fröhlich, »sollen wir hineingehen? Mark, wir werden dieses Ereignis nicht
vertonen, also verschwinde irgendwohin, wo du dich nützlich machen kannst.«
    Nur Henry Norris bedient den
König: Jane Rochford die Königin. Henrys großes Gesicht ist weiß. »Sie machen
mir Vorwürfe für etwas, Madam, das ich getan habe, bevor ich Sie überhaupt
kannte.«
    Die anderen haben sich hinter
ihm in den Raum gedrängt. Henry sagt: »Mylord Wiltshire, haben Sie denn keine
Ihrer Töchter unter Kontrolle?«
    »Cromwell hier wusste es
schon«, verkündet Bryan. Er prustet vor Lachen.
    Monseigneur beginnt zu
sprechen, holprig - er, Thomas Boleyn, der für seine silberzüngige Finesse
berühmt ist. Anne schneidet ihm das Wort ab: »Warum sollte sie ein Kind von
Stafford bekommen? Ich glaube nicht, dass es von ihm ist. Warum würde er einer
Heirat zustimmen, es sei denn aus Ehrgeiz — nun, das war ein falscher
Schachzug, denn er wird nie wieder an den Hof kommen, und sie auch nicht. Und
wenn sie auf den Knien angekrochen kommt. Das ist mir gleichgültig. Und wenn
sie verhungert.«
    Wenn Anne meine Frau wäre,
denkt er, würde ich für den Nachmittag ausgehen. Sie sieht verhärmt aus, und
sie kann nicht still stehen; man würde sie nicht in die Nähe eines scharfen
Messers lassen. »Was ist zu tun?«, flüstert Norris. Jane Rochford steht vor den
Wandbehängen, auf denen Nymphen sich um Bäume schlingen; ihr Rocksaum taucht
in einen mythischen Fluss, und ihr Schleier streift eine Wolke, aus der eine
Göttin lugt. Sie hebt ihr Gesicht, und ihr Blick ist schlicht triumphierend.
    Ich könnte den Erzbischof
holen lassen, denkt er. Unter seinem Blick würde Anne nicht wüten und stampfen.
Jetzt hat sie Norris am Ärmel gepackt; was tut sie? »Meine Schwester hat das
nur getan, um mich zu ärgern. Sie denkt, sie kann mit ihrem dicken Bauch bei
Hof herumsegeln und mich bemitleiden und auslachen, weil ich mein Kind
verloren habe.«
    »Wenn wir die Angelegenheit
genau betrachten, bin ich sicher, dass ...«, beginnt ihr Vater.
    »Hinaus!«, ruft sie. »Lassen
Sie mich allein und sagen Sie ihr - Mistress Stafford -, dass sie jeden
Anspruch auf meine Familie verloren hat. Ich kenne sie nicht. Sie ist keine
Boleyn mehr.«
    »Wiltshire, gehen Sie«, fügt
Henry in dem Ton hinzu, in dem man einem Schuljungen das Auspeitschen
verspricht, »wir sprechen uns später.«
    Er sagt zum König, voller
Unschuld: »Majestät, erledigen wir heute keine Geschäfte?« Henry lacht.
     
    Lady Rochford rennt neben ihm
her. Er verlangsamt seinen Schritt nicht, sodass sie ihre Röcke anheben muss.
»Haben Sie es wirklich gewusst, Master Secretary? Oder haben Sie es nur gesagt,
um ihre Gesichter zu sehen?«
    »Sie sind zu gut für mich. Sie
durchschauen alle meine Tricks.«
    »Zum Glück durchschaue ich
Lady Careys.«
    »Sie waren es, die ihr
Geheimnis entdeckt hat?« Wer sonst?, denkt er. Jetzt, da ihr Ehemann George
fort ist, hat sie niemanden mehr zum Ausspionieren.
    Marys Bett ist mit Seide
übersät - Flamme, Orange, Nelke als wäre ein Feuer in der Matratze
ausgebrochen. Auf Hockern und einem Fenstersitz liegen Batisthemden, verknotete
Bänder und einzelne Handschuhe verstreut. Sind das dieselben grünen Strümpfe,
die sie einmal bis zum Knie enthüllt hat, als sie ihm

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