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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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entgegenrannte, an dem
Tag, als sie ihm den Heiratsantrag machte?
    Er steht im Türrahmen.
»William Stafford, was?«
    Sie richtet sich auf, die
Wangen gerötet, einen Slipper aus Samt in der Hand. Jetzt, da das Geheimnis
gelüftet ist, hat sie ihr Mieder gelockert. Ihr Blick gleitet an ihm vorbei.
»Sei ein gutes Mädchen, Jane, bring mir das da.«
    »Entschuldigung, Master.« Es
ist Jane Seymour, die mit einem Stapel gefalteter Wäsche im Arm auf
Zehenspitzen an ihm vorbeihuscht. Hinter ihr kommt ein Junge, der eine gelbe
Ledertruhe über den Boden schleift. »Einfach hierhin, Mark.«
    »Sehen Sie her, Master
Secretary«, sagt Smeaton. »Ich mache mich nützlich.«
    Jane kniet vor der Truhe und
öffnet sie. »Soll sie mit Kambrik ausgelegt werden?«
    »Zu viel Aufwand. Wo ist mein
anderer Schuh?«
    »Besser, du verschwindest«,
warnt Lady Rochford. »Wenn Onkel Norfolk dich sieht, kommt er mit dem Stock.
Deine königliche Schwester denkt, der König hat dein Kind gezeugt. Sie sagt:
Wieso sollte es von William Stafford sein?«
    Mary schnaubt. »Sie ist ja so
schlau. Was weiß Anne schon davon, einen Mann um seiner selbst willen zu
nehmen? Du kannst ihr sagen, dass er mich liebt. Du kannst ihr sagen, dass er
mich mag, und das tut sonst keiner. Kein anderer auf der Welt.«
    Er beugt sich hinunter und
flüstert: »Mistress Seymour, ich hätte nicht gedacht, dass Sie eine Freundin
von Lady Carey sind.«
    »Niemand sonst will ihr
helfen.« Sie hält den Kopf gesenkt; ihr Nacken läuft rosa an.
    »Diese Bettvorhänge gehören
mir«, sagt Maty. »Nimm sie ab.« Sie sind mit dem Wappen ihres Mannes Will Carey
bestickt, wie er feststellt, der wie lange tot ist? Sieben Jahre? »Ich kann
die Abzeichen abtrennen.« Natürlich: Welchen Sinn haben ein toter Mann und
sein Wappen? »Wo ist meine vergoldete Schüssel, Rochford, hast du sie?« Sie
gibt der gelben Truhe einen Fußtritt; überall ist Annes Bilddevise mit dem
Falken eingeprägt. »Wenn sie mich damit sehen, nehmen sie sie mir weg und
werfen meine Sachen auf die Straße.«
    »Wenn Sie eine Stunde warten
können«, sagt er, »schicke ich jemanden mit einer Truhe für Sie.«
    »Wird überall Thomas Cromwell
draufstehen? Gott helfe mir, aber ich habe keine Stunde. Ich weiß etwas!« Sie
beginnt, die Laken vom Bett zu ziehen. »Wir machen Bündel!«
    »Wie peinlich«, sagt Jane
Rochford. »Wie ein Dienstmädchen wegrennen, das das Silber gestohlen hat? Und
außerdem wirst du diese Dinge in Kent gar nicht benötigen. Stafford hat einen
Bauernhof oder so etwas, richtig? Irgendein kleines Landhaus? Aber du kannst
sie natürlich verkaufen. Das wirst du müssen, nehme ich an.«
    »Mein süßer Bruder wird mir helfen,
wenn er aus Frankreich zurückkehrt. Er wird nicht dulden, dass man mich
ausschaltet.«
    »Da bin ich anderer Ansicht.
Lord Rochford wird vernünftig sein, genau wie ich, und wissen, dass du deiner
ganzen Familie Schande gemacht hast.«
    Mary geht auf sie los,
schwingt den Arm wie eine Katze, die ihre Krallen zeigt. »Das ist besser als
dein Hochzeitstag, Rochford, stimmt's? Es ist wie ein ganzes Haus voller
Geschenke. Du kannst nicht lieben, du weißt nicht, was Liebe ist, du kannst nur
die beneiden, die es wissen, und dich an ihrem Kummer erfreuen. Du bist eine
jämmerliche, unglückliche Frau, die von ihrem Mann verabscheut wird, und ich
bemitleide dich, und ich bemitleide meine Schwester Anne, ich würde nicht mit
ihr tauschen, mir ist es lieber, im Bett eines ehrlichen armen Mannes zu liegen,
der nur mich liebt, als eine Königin zu sein, die ihren Mann nur mit billigen
Hurentricks halten kann — ja, ich weiß, dass es so ist, er hat Norris erzählt,
was sie ihm zu bieten hat, und es fuhrt nicht dazu, dass man ein Kind bekommt,
das kann ich dir sagen. Und jetzt furchtet sie sich vor jeder Frau bei Hofe —
hast du sie angesehen, hast du sie in letzter Zeit mal angesehen? Sieben Jahre
lang hat sie darauf hingearbeitet, Königin zu werden, aber Gott möge uns davor
bewahren, dass unsere Gebete erhört werden. Sie hat geglaubt, jeder Tag würde
wie ihre Krönung sein.« Mary greift atemlos in das Durcheinander ihrer
Besitztümer und wirft Jane Seymour ein paar Ärmel zu. »Nimm die, Schatz, mit
meinem Segen. Du hast das einzige freundliche Herz bei Hofe.«
    Jane Rochford knallt beim
Hinausgehen die Tür zu.
    »Lass sie gehen«, murmelt Jane
Seymour. »Vergiss sie.«
    »Gott sei Dank, die sind wir
los!«, schnappt Mary. »Ich muss noch froh sein, dass sie meine

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