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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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in
seine Handfläche. »Wo er seinen Namen hinsetzen sollte, zeichnet er
stattdessen ein Herz - und er schreibt ihre beiden Initialen hinein. Oh, Sie
dürfen nicht lachen ...« Sie kann das Lächeln in ihrem Gesicht nicht unterdrücken.
»Er sagt, er leidet.«
    Er möchte sagen: Mary, diese
Briefe, können Sie die für mich stehlen?
    »Meine Schwester sagt, hier
ist nicht Frankreich, und ich bin nicht so naiv wie du, Mary. Sie weiß, dass
ich Henrys Geliebte war, und sieht, wie einsam ich jetzt bin. Sie hat daraus
gelernt.«
    Fast hält er den Atem an: Aber
sie ist jetzt unbesonnen, sie will ihre Meinung äußern.
    »Ich sage Ihnen, die beiden
werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um zu heiraten. Sie haben es sich
geschworen. Anne sagt, sie will ihn haben, und es ist ihr gleichgültig, ob
Katherine und alle anderen Spanier im Meer ertrinken. Was Henry will, das
bekommt er auch, und was Anne will, das bekommt sie auch, und ich weiß das,
weil ich die beiden kenne, wer kennt sie besser?« Ihre Augen schwimmen in
Tränen. »Und das ist der Grund«, sagt sie, »weshalb ich William Carey vermisse,
denn jetzt ist sie alles, und ich soll nach dem Abendessen rausgekehrt werden
wie die alten Binsen. Jetzt bin ich niemandes Ehefrau, sie können zu mir sagen,
was sie wollen. Mein Vater sagt, ich sei ein hungriges Maul, das gestopft
werden muss, und mein Onkel Norfolk sagt, ich sei eine Hure.«
    Als ob er dich nicht zu einer
gemacht hätte. »Fehlt es Ihnen an Geld?«
    »Oh ja!«, sagt sie. »Ja, ja,
ja, niemand hat auch nur daran gedacht! Niemand hat mich das auch nur gefragt.
Ich habe Kinder. Das wissen Sie. Ich brauche ...« Sie presst ihre Finger auf
den Mund, damit er nicht zittert. »Wenn Sie meinen Sohn sehen könnten ... nun,
warum glauben Sie, habe ich ihn wohl Henry genannt? Der König hätte ihn als
Sohn anerkannt, so wie er Richmond anerkannt hat, aber meine Schwester hat es
verboten. Er tut, was sie sagt. Sie will ihm selbst einen Prinzen schenken,
deshalb will sie meinen Sohn nicht im königlichen Kinderzimmer haben.«
    Der Kardinal hat Bericht
erhalten: Mary Boleyns Kind ist ein gesunder Junge mit rotgoldenen Haaren und
lebhaftem Appetit. Sie hat eine Tochter, die älter ist, das ist in diesem
Zusammenhang aber nicht so interessant - eine Tochter. Er sagt: »Wie alt ist
Ihr Sohn jetzt, Lady Carey?«
    »Er wird im März drei. Meine
Catherine ist fünf.« Wieder legt sie die Hand auf den Mund, dieses Mal
bestürzt. »Ich hatte das vergessen ... Ihre Frau ist gestorben. Wie konnte ich
das nur vergessen?« Wie konntest du das wissen, fragt er sich, aber sie redet
gleich weiter. »Anne weiß alles über die Leute, die für den Kardinal arbeiten.
Sie stellt Fragen und schreibt die Antworten in ein Buch.« Sie sieht zu ihm
auf. »Und Sie haben Kinder?«
    »Ja ... wissen Sie, dass mich
das auch nie jemand fragt?« Er lehnt sich an die Vertäfelung, und sie kommt ein
kleines Stück näher, ihre Gesichter entspannen sich, vielleicht, weil die
übliche Verzweiflung, die beide kennen und tapfer ertragen, der Verschworenheit
von Verlassenen weicht. »Ich habe einen großen Jungen«, sagt er, »er ist in
Cambridge mit einem Tutor. Ich habe ein kleines Mädchen, sie heißt Grace; sie
ist hübsch und sie hat blondes Haar, obwohl ich nicht weiß ... Meine Frau war
keine Schönheit, und mich sehen Sie vor sich. Und ich habe Anne, Anne möchte
Griechisch lernen.«
    »Du liebe Güte«, sagt sie.
»Für eine Frau, wissen Sie ...«
    »Ja, aber sie sagt: >Warum
sollte Thomas Mores Tochter mich an Bildung übertreffen?< Sie kennt so gute
Wörter. Und sie benutzt sie alle.«
    »Sie mögen sie am liebsten.«
    »Ihre Großmutter lebt bei uns
und die Schwester meiner Frau, aber es ist nicht... für Anne ist es nicht die
beste Lösung. Ich könnte sie in einen anderen Haushalt geben, aber dann ...
nun, ihr Griechisch ... und ich sehe sie sowieso kaum.« Er hat das Gefühl, dass
er seit etlicher Zeit nicht mehr so lange gesprochen hat, außer bei Wolsey. Er
sagt: »Ihr Vater sollte ordentlich für Sie sorgen. Ich werde den Kardinal
bitten, mit ihm zu reden.« Das wird dem Kardinal gefallen, denkt er.
    »Aber ich brauche einen neuen
Mann. Damit sie mich nicht mehr beschimpfen. Kann der Kardinal Ehemänner
beschaffen?«
    »Der Kardinal kann alles.
Welche Art von Ehemann hätten Sie denn gern?«
    Sie überlegt. »Einen, der sich
um meine Kinder kümmert. Einen, der meiner Familie die Stirn bieten kann.
Einen, der nicht stirbt.« Sie legt

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