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Mantramänner

Mantramänner

Titel: Mantramänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Hagedorn
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diese Bikinis auf dem Wühltisch. Mehrfach anprobiert und dann doch wieder zurückgelegt, umgetauscht und übrig geblieben.
    Ich schüttelte mich wie ein Hund nach dem Regen. Eigentlich hatte ich diese Art zu denken hinter mir gelassen. Wo ich doch gerade so eine harmonische Beziehung mit mir selbst führte. Und außerdem
würde ich noch ein paar schöne Tage auf Ibiza haben. Mein erster Liebesurlaub mit mir allein. Da war es um diese Jahreszeit sicher traumhaft. Sand wie Samt und Luft wie Seide und lauter lustige Hippies, die bestickte rosa Blüschen verkauften. Schade, dass mir Pastellfarben im Grunde gar nicht standen. Nicht beim Yoga und sonst schon gar nicht.
    Ich ließ mich ein wenig schwerfällig auf meinem Drehstuhl nieder. In der linken unteren Bildschirmecke blinkte aufgeregt ein kleines Ausrufezeichen. Ich öffnete mein Mail-Eingangsfach. Tatsächlich war nur eine einzige Nachricht darin, und die kam von der Personalabteilung. ›Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Incentive-Trip!‹, stand im Betreff.
    Ich öffnete die Nachricht, neugierig, was es wohl war, das Anna mir vorhin hatte sagen wollen.
    Auf den ersten Blick entdeckte ich nichts Ungewöhnliches. Den Namen des Hotels kannte ich, das Programm mit Sunrise-Yoga, Sunset-Yoga, Mountainbiken und Galeriebummel in Eivissa klang vielversprechend. Okay, die Maschine flog morgens um fünf Uhr ab. Aber wenn einen so etwas abschreckte, hatte man in der Reisebranche nichts verloren.
    Ganz am Schluss standen die Teilnehmer.
    Und erst am Ende vom Ende kam der Name, der mir einen elektrischen Schock durch den Körper jagte, mitten durch meine wunderbare, strahlende Schicht der Gelassenheit hindurch.
    Chris Müller-Nolten.

MAJARIASANA
    Die Katze (Majariasana) macht körperlich wie geistig geschmeidig.

    Seit geschlagenen zehn Minuten konnte ich meinen Blick nicht vom Hintern des Mannes wenden, der vor mir in der Preferred-Traveller-Schlange am Check-in-Schalter stand.
    Das hatte mehrere Gründe. Der Hintern selbst war keiner davon.
    Es war nur ein ganz normaler Männerhintern, mittelalt, mittelknackig und eigentlich in jeder Hinsicht derart mittel, dass eine genauere Beschreibung schwer gefallen wäre. Er gehörte zu einem Klaus-Peter, der mir auch sonst noch nie sonderlich aufgefallen war, weder angenehm noch unangenehm. Klaus-Peter wiederum gehörte zu unserer Reisegruppe. Er durfte mit nach Ibiza, weil er für die nächsten Sommerkataloge ein revolutionäres, dreistufiges Preissystem entwickelt hatte: All-inclusive, Super-all-inclusive und Absolutely-all-inclusive.
    Faszination des Hinterns, Punkt eins: die rückwärtigen Taschen an den Freizeitshorts. Die Klappen standen wie Flügelchen im Neunzig-Grad-Winkel ab, und es hätte mich nicht gewundert, wenn Klaus-Peter damit jeden Moment abgehoben wäre und sich ohne Hilfe eines Jumbojets auf den Weg übers Mittelmeer gemacht hätte.
    Faszination des Hinterns, Punkt zwei: Er gewährte meinem Blick vorübergehendes Asyl. Irgendwo musste ich schließlich hinschauen. Wenn nicht auf den Flughintern, dann zwangsweise weiter nach vorn. Und wer stand da weiter vorn in der Schlange? Na, eben.

    Ich fragte mich, ob Chris mich schon bemerkt hatte. Wohlkalkuliert war ich als Letzte zu unserem kleinen Reisegrüppchen in Abflughalle B gestoßen, gerade in dem Moment, in dem er sich in Richtung Check-in-Schalter in Bewegung setzte. Dort hatte er sich lässig der kurzen Reihe Menschen angeschlossen, die hinter dem roten Absperrseil mit den goldenen Troddeln warteten. Schließlich waren wir nicht irgendwelche Durchschnittstouristen, sondern hatten VIP-Status, inklusive Sonder-Check-in sowie Zugang zur Lounge mit siebzehn internationalen Wirtschaftszeitungen und Hotspot für die drahtlose Laptop-Verbindung. Wir, so hatte es uns der oberste Firmenchef Dr. Großenstedt auf schwerem Briefpapier sogar noch schriftlich gegeben, waren jene Mitarbeiter mit dem kreativen Biss, die aus einem soliden Unternehmen ein funkelndes Juwel machten. Jene Menschen, die sich nie mit dem Erreichten zufriedengaben, immer nach mehr strebten, deren Köpfe unermüdlich wie kleine Motoren vor sich hin schnurrten, um Sunny Side nach vorn zu bringen.
    Einen Augenblick lang hatte ich mich gefragt, was Siv wohl dazu gesagt hätte. Vermutlich hätte er sich Sorgen gemacht und mir empfohlen, meine tägliche Meditationszeit zu verdoppeln.
    Nun hätte ja das Universum auch mal so freundlich sein können und mir etwas entgegenkommen. Es mir ein wenig leichter machen,

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