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Mantramänner

Mantramänner

Titel: Mantramänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Hagedorn
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in weite Ferne und endlich auch das Bild von Chris, wie er mit halb aufgeknöpftem Hemd auf meinem armen blauen Sofa gesessen hatte. Das Hier und Jetzt bestand aus seidiger Haut – wenigstens an Sivs Händen – und Aufruhr in meinem Körper. Von der angenehmsten Sorte.
    Siv stützte sich auf einen Ellenbogen und sah mich an.
    »Warte«, sagte er, »nicht so.«

    Ich konnte seinen Blick nicht deuten. War das Erregung, die da in seinen Augen glitzerte? Bei jedem anderen Mann wäre ich ganz sicher gewesen. Aber hier lag ich mit meinem gut gebauten Yogalehrer und wusste immer noch nicht, was das hier werden würde. Sex oder Entspannungstherapie. Noch nicht einmal geküsst hatten wir uns.
    »Zieh dich aus.«
    Also doch.
    An diese Art von Direktheit konnte ich mich glatt gewöhnen.
    Folgsam stand ich wieder auf, streifte mir zuerst das Shirt ab, dann die Hose. Es fiel mir schwer, seinem Blick standzuhalten. Als ich nur noch in Unterwäsche vor ihm stand – sehr schlicht, schließlich war ich ja der natürliche Typ! –, bekam ich plötzlich eine Gänsehaut. Es war schwer zu beschreiben, aber irgendetwas stimmte hier nicht. Als wäre Siv nicht gerade im Begriff, mein Lover zu werden, sondern eher mein Hausarzt.
    Das mochte auch damit zu tun haben, dass ich die einzige Nackte hier im Raum war. Wenigstens die einzige Halbnackte. Er trug schließlich noch immer sein langärmliges Hemd und seine weite Baumwollhose.
    Gleichzeitig war etwas daran, das mich erregte. Ich kam mir vor wie eine Klosterschülerin, die vor lauter Unschuld gar nicht merkte, dass der berüchtigte Landadelige sie gleich flachlegen würde.
    Siv hob eine Hand, hakte seinen Zeigefinger unter den Bund meines Slips, zog mich erst damit zu sich heran und stand dann auf, um mir das Höschen ganz auszuziehen. Danach drückte er mich sanft in die Kissen zurück und legte eine Hand auf meine Stirn.
    »Mach die Augen zu. Nur spüren.«
    Zuerst spürte ich gar nichts. Dann Sivs Finger. Die aber umso mehr. Und plötzlich hatte ich keine Zeit mehr, mich über sein seltsames Benehmen im Bett zu wundern.
    Sivs Finger schienen überall zu sein. Sie schwärmten aus wie eine Ameisenarmee. Mein ganzer Körper war bedeckt mit ihnen, und sie suchten sich zielsicher die schönsten Stellen aus. Halsbeuge, Armbeuge. Kniekehlen. Hüften. Und später … noch eine andere Stelle. Da fühlten sie sich gleich wie zu Hause.

    Siv hatte nicht zu viel versprochen. Energieblockaden? Wenn die da gewesen waren, hatte er sie längst weggezaubert. Schon bald verlor ich jedes Zeitgefühl, verwundert, wie gut sich Sivs Hände bei mir auskannten. Ich war schon auf dem Weg zum Mond, spürte schon das leise Zittern beim Abheben, da fiel mir plötzlich ein, dass ich etwas vergessen hatte.
    Den zweiten Passagier.
    Ich wollte nicht allein abheben. Ich wollte ihn mitnehmen.
    »Warte!« Ich öffnete die Augen. Siv kniete über mir, und ich blinzelte verwundert. In der Zwischenzeit hatte ich ganz vergessen, dass er immer noch nicht ausgezogen war. Das würde sich gleich ändern! Ich musste nur noch schnell etwas holen.
    Mit zittrigen Knien stand ich auf, torkelte ins Bad und öffnete das Medizinschränkchen. Wo waren die verdammten Dinger? Alles, was ich fand, war eine Großpackung Aspirin und eine vampirblutrote Gurgellösung. Dann fiel es mir ein. Kulturbeutel. Die moderne Frau musste auf Reisen schließlich immer für alles gerüstet sein. Schließlich hatte ich entdeckt, was ich suchte. Extrazart, extrasicher, für das längere Vergnügen. Das würden wir haben.
    Schnell war ich zurück. Siv lag schon wieder rücklings auf dem Bett, eine Hand unter seinen Kopf gestützt und musterte mich. Er sah ruhig aus.
    Fast ein bisschen zu ruhig dafür, dass sich ihm gerade eine nackte Frau in eindeutiger Absicht näherte.
    »Fang!«
    Das Kondompäckchen flog durch die Luft. Ich sprang mit einem Satz hinterher und landete halb auf Sivs Körper.
    Er legte schlaff einen Arm um mich. Das Päckchen beachtete er gar nicht. Er ließ es einfach auf seiner Schulter liegen, dort, wo es gelandet war. Gleichzeitig spürte ich etwas, das mich äußerst irritierte.
    Besser gesagt: Ich spürte eben gar nichts. Und das war noch viel irritierender. Sivs Arme, Sivs Brustkorb und seine Schenkel waren sehnig und hart unter meinem Körper – aber dort, wo es hart hätte sein müssen, war es weich. Um nicht zu sagen: kuschelweich.

    Endlich griff Siv nach dem Kondompäckchen und legte es sanft zur Seite.
    »Das brauchen wir

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