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Mantramänner

Mantramänner

Titel: Mantramänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Hagedorn
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nach!« Und er fummelte sein neuestes Hightech-Handy aus der Hosentasche.
    »Da steht’s!«, triumphierte er. »Bielefeld-Verschwörung. Geht zurück auf den Text eines Informatikers aus dem Jahr 1994, in dem die Existenz Bielefelds angezweifelt wird.«
    »Lies doch mal weiter!«, regte sich der Picklige auf. »Da steht doch auch, dass es sich eindeutig um Satire handelt.«

    Tobi stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Sicher doch«, sagte er mit vor Ironie triefender Stimme, »dann glaubst du also auch ernsthaft, dass die Amerikaner wirklich 1969 auf dem Mond gelandet sind, was?«
    »Sind sie nicht?« Der Picklige kratzte verwirrt an seinen Kinnpickeln.
    »Junge«, Tobi ließ langsam sein Handy sinken, »ich glaube, ich muss dir mal ein paar grundsätzliche Dinge erklären.«
    Armer Junge, dachte ich und versuchte wegzuhören. Wenn Tobi mit Verschwörungstheorien begann, kam kein Zuhörer unter einer halben Stunde weg.
    Von Sunny Side waren nur wenige Kollegen gekommen. Wahrscheinlich war Anna immer noch beleidigt über das Geburtstagsgeschenk aus ihrer alten Abteilung. Unter viel Tamtam hatten sie ihr einen Koffer mit riesigem Werbeaufdruck überreicht, der noch aus den Restbeständen des großen Sommergewinnspiels stammte. Von vor vier Jahren. Die Koffer waren Preis 35 bis 50 gewesen. Von fünfzig Preisen insgesamt.
    Ich wunderte mich nur, dass IPS nicht hier war. Deren vorletzte Arbeitswoche begann am Montag, und vor ein paar Tagen hatte Anna tatsächlich ihren befristeten Arbeitsvertrag als Pressesprecherin unterschrieben. Wochenlang hatte ich die beiden ständig zusammen gesehen: in der Kantine, beim Schaufensterbummel in der Mittagspause und beim Spielen mit dem Wäschereimops, der apathisch in seinem Körbchen vor der Tür lag und sich über jede Abwechslung freute.
    »Sag mal, wo ist denn deine neue Freundin?«, fragte ich Anna, als sie gerade wieder an mir vorbeikam. Sie hatte eine Frau mit lila Leggings im Schlepptau und einen rosa Lappen in der Hand.
    »Meine neue Freundin?«, fragte Anna. »Wer soll das denn sein?«
    »Na, IPS! Ihr habt doch so viel zusammen rumgehangen in letzter Zeit.«
    »Ilona ist übers Wochenende weggefahren. Hat gesagt, das wollten sie und ihr Freund noch ein letztes Mal machen, bevor das Baby kommt und sie samstags nur noch bis zum Drogeriemarkt kommen.«

    »Und jetzt sind sie wahrscheinlich auf ein dreitägiges Open-Air-Festival an der Ostsee getrampt, hüpfen auf Gummistiefeln durch den Schlamm und ziehen sich jede Menge Partydrogen rein.«
    Die Frau mit der lila Leggings warf mir einen misstrauischen Seitenblick zu. Dann fächerte sie mit dem Zeigefinger die Zeitschriften auf, die im säuberlichen Stapel auf dem gläsernen Couchtisch mit den matt glänzenden Edelstahlbeinen lagen. Zu Hause wohnen , Essen und Trinken , eine aktuelle Ausgabe der Sunny Times , unserer Mitarbeiterzeitschrift. Hatte ich noch gar nicht gesehen. Coffee-Table-Lektüre für die frisch beförderte Frau um die dreißig.
    »Was du immer für Ideen hast«, Anna schüttelte säuerlich den Kopf, »außerdem ist der Typ auch schon ein bisschen älter, glaube ich. Die wollten sich ein ganz geruhsames Wochenende machen, irgendwo in Ostholstein.«
    »Ist ja witzig«, sagte ich, »da habe ich gerade neulich dran gedacht. Meine Eltern hatten dort früher ein Ferienhäuschen, da waren wir fast jeden Samstag und Sonntag.«
    »Siehst du, passt doch. Dann können die zwei gleich mit der Tradition anfangen, noch bevor das Baby auf der Welt ist.«
    »Ich hatte nur gedacht, dass es praktisch wäre, IPS hier zu sehen. Sie sagte neulich, dass sie sich mal mit mir treffen wollte, irgendetwas mit mir besprechen. Aber ich weiß immer noch nicht, worum es ihr eigentlich ging.«
    »Ilona hat ja jetzt auch Wichtigeres zu tun«, sagte Anna etwas von oben herab.
    »Was denn? Schwanger sein?«
    »Stell dir vor, der Kinderwagen hat eine Lieferfrist von sechs Wochen, und jetzt hat es einen Streik gegeben und der mintgrüne Bezug ist nicht rechtzeitig auf Lager.«
    Sie schnalzte mitfühlend mit der Zunge. Dann zeigte sie der Frau mit den lila Leggings ihren Lappen, wie ein Zauberer, der vor dem ersten Kunststück Kaninchen und Zylinder präsentiert, und schrubbte kreisförmig auf dem Sofa herum. Die Frau ließ den Zeitschriftenstapel liegen, schob die Unterlippe vor und nickte sachkundig.

    »Toll«, sagte sie, »ich wünschte, das ginge auch so leicht mit dem Fleck auf meiner hellen Wildlederhose.«
    Die beiden machten sich auf

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