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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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hatte er eine neue Kaffeekultur eingeführt. Seitdem wurde der Kaffee-Pater von allen Hausgästen und den Novizen mit Komplimenten überschüttet. Auch dem hohen Würdenträger aus Rom würde er erklären müssen, wie dieses außergewöhnliche Genusserlebnis zustande kommt.
    Pater Jordan hielt inne und dachte einen Moment nach. Ihn interessierte brennend, was die katholischen Kirchenfürsten ausgerechnet von ihm, dem zu Armut, Bescheidenheit und bedingungslosem Gehorsam verpflichteten Ordensmann wollten.
    Bald würde er es erfahren.
    Als der Vatikan Kardinal Testas Besuch angekündigt hatte, war Pater Jordan zunächst davon ausgegangen, dass eine Verwechslung vorliegen müsse, doch die Erklärung hatte ihn neugierig gemacht. „Unser Kardinal besucht Sie im Namen des Papstes. Sie wurden ausgewählt, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen, die Ihnen Herr Testa im Detail erläutern wird.“
    Welche Ehre! Aber um was mochte es sich handeln? Er war gespannt. Auf jeden Fall war es eine interessante Abwechslung. Und aufgrund seines vierten und endgültigen Novizengelübdes, dem Gelübde des totalen Gehorsams gegenüber dem Papst, hatte er ohnehin keine andere Wahl, als die Aufgabe anzunehmen.
    Als der am Fenster wartende Pater das Taxi vor dem Noviziat vorfahren sah, eilte er zur Tür, sprang die paar Stufen der Treppe hinunter und kam gerade noch rechtzeitig, um die hintere Tür des Wagens zu öffnen.
    Doch jetzt glaubte er zum zweiten Mal an eine Verwechslung.
    Der elegant gekleidete Herr, der schwungvoll aus dem Taxi stieg, sah nach allem Möglichen aus, nur nicht nach Euer Ehren Kardinal Cristiano Testa.
    „Grüß Gott“, so sagt man doch hier, bei euch Süddeutschen.“ Dann stellte er sich vor: „Cristiano Testa.“ Er schaute den Pater mit prüfendem Blick an: „Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich habe den Eindruck, Sie sind der richtige Mann.“
    „Pardon, ich verstehe rein gar nichts. Aber kommen Sie erst einmal herein. Bei einer Tasse Kaffee werden Sie mir sicherlich alles Nötige erklären.“
    Testa blieb in der Eingangshalle stehen und schaute sich um.
    „Dort hinter dieser Doppeltür“, begann Pater Jordan zu erklären, „befindet sich unsere kleine, aber feine Kapelle, und hier,“ er hielt die Tür auf, „können Sie einen Blick in unseren Unterrichtsraum werfen. Gegenüber befinden sich der Clubraum und daneben das Refektorium. Auf der ersten Etage besitzen wir einen immer wertvoller werdenden Computerraum und eine Bibliothek. Darf ich vorschlagen, dass wir uns an diesem wunderschönen Frühlingstag an ein schattiges und zugleich ungestörtes Plätzchen in unserem Garten begeben? Dort können wir den bereits in Auftrag gegebenen Kaffee genießen und reden.“
    „Ich liebe Kaffee“, antwortete Testa, „wenn er gut ist“, schränkte er sofort ein.
    „Keine Angst. Hier bekommen Sie keinen billigen Kantinenkaffee. Sie werden bei uns ein wahres Wunder vom Kern der roten Frucht erleben.“
    „Oho, Wunder?“, lachte Testa, „mit diesem Begriff wäre ich an ihrer Stelle etwas vorsichtiger.“
    „Seien Sie gespannt, Herr Testa. Wir besitzen nämlich hier im Noviziat neben einer sehr modernen Küche etwas noch viel Wichtigeres: eine perfekte Haushälterin, die auch eine begnadete Köchin ist.“
    Die Tür zum Garten schwang auf. Ein freundlich lächelnder Novize zelebrierte auf einem Tablett ein echtes Meissner Kaffeeservice mit Drachen-Dekor und Goldrand. Testa schaute überrascht.
    „Sie brauchen sich nicht zu wundern über diesen Porzellan-Luxus in einer klösterlichen Institution. Schließlich muss zusammen harmonieren, was zusammen gehört. Solch edlen Tropfen kann man nur aus edlem Porzellan trinken. Gleich werden Sie es verstehen.“
    Cristiano Testa hob schnuppernd seine römisch geformte Nase und rief begeistert: „Mein Gott, welch ein Duft! Himmlisches Aroma!“
    „Kardinal, sollten Sie nicht etwas rücksichtsvoller mit der Formulierung ‚himmlisch‘ umgehen?“ Jordan schaute ihn an und lächelte.
    Der Novize, der sich während seines Studiums ein wenig Geld als Kellner verdient hatte, stellte gekonnt mit leicht vorgebeugter Haltung und der linken Hand auf dem Rücken die beiden Gedecke an ihren Platz. „Darf ich den Kaffee kredenzen?“
    „Wir bitten darum, vielen Dank“, meinte Testa ungeduldig.
    „Gerne, Milch und Zucker wählen Sie bitte selber.“
    Mit angedeuteter Verbeugung verließ der Jungjesuit die gemütliche Sitzecke im schattigen Grün.
    Der Römer Testa,

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