Manuskript des Teufels
Fingerspitzen Pater Jordan zuschob: „Wie Sie erkennen, haben wir mit ihnen gerechnet und bereits gründliche Vorarbeit geleistet. Sie brauchen eine neue Identität. Das hier ist Ihr Ausweis für die Zeit Ihrer Mission. Das Passbild stammt noch aus der Zeit Ihrer Priesterweihe. Liebe Frau Römheld, schauen Sie mich nicht so überrascht an, aber der Zweck heiligt auch in diesem Fall die Mittel. Im Übrigen gehören Identitätswechsel und Dokumentenfälschungen zu den rechtlich abgesicherten Praktiken aller Geheimdienste. Pater Jordan, Sie heißen für die Dauer ihres Einsatzes Ferdinand Feldkamp. Und nun noch etwas Wichtiges: Ihre Mission wird gewisse Auslagen erfordern.“ Testa entnahm jetzt seiner Brieftasche eine lilafarbene Kreditkarte. „Dieses edle Stückchen Kunststoff“, sein Gesicht nahm einen fast andächtigen Ausdruck an, „steht Ihnen für die Dauer Ihres Auftrages zur freien Verfügung. Mit dieser Lila-Card können Sie bei allen namhaften Geldinstituten dieser Welt Geldbeträge in beliebiger Höhe abheben. Nach der Aktion, senden Sie mir die Karte per Einschreiben zurück. Und besorgen Sie sich bitte das Nachtsichtgerät selber, mir fehlt dazu die nötige Zeit.“ Nun ließ er seine Augen über die Gesichter von Pater Jordan und Frau Römheld schweifen. „Ich darf mich im Namen des Heiligen Vaters für Ihre Bereitschaft, diese nicht einfache und äußerst verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen, von Herzen bedanken. Und füge ein persönliches Dankeschön hinzu für die angenehme Atmosphäre, die mir in Ihrem Hause hier zuteilwurde. Alles Gute, ich drücke Ihnen die Daumen. Auf Wiedersehen.“ Er schüttelte beiden kräftig die Hände.
Pater Jordan bestellte ein Taxi und begleitete Kardinal Testa hinaus bis zur Straße. „Mein Gott, eines hätte ich jetzt fast vergessen. Bis das Taxi eintrifft, müssen Sie mir noch verraten, wie man den besten Kaffee der Welt zubereitet.“
„Okay, ich will versuchen, es kurz zu machen. Der Onkel eines Jesuitenpaters, der hier bei uns seine Novizenzeit durchlaufen hat, sponsert seit Jahren unseren Kaffeeeinkauf. Seit dieser Zeit beziehen wir hier die äußerst seltene Vilcabamba-Bohne aus dem sogenannten Tal der Hundertjährigen, gelegen im Hochland der ecuadorianischen Anden. Ob es am Kaffee liegt, glaube ich noch nicht mal. Aber bei den dort lebenden Kleinbauern soll die Zahl der über Hundertjährigen überdurchschnittlich hoch sein. Wir beziehen ausschließlich ungeröstete Kaffeebohnen, die nicht, wie heute üblich, als Schüttware in großen Containern, sondern in Holzkisten oder in Jutesäcken verpackt, die deutschen Häfen erreichen. Die rohen Bohnen rösten wir selber, das ist sehr wichtig. Wir benutzen dafür eine Trommelröstmaschine. Die meisten Großröstereien bedienen sich des Blitzröstverfahrens. Dabei wird die Bohne für ein bis zwei Minuten einer Hitze von etwa 400 Grad ausgesetzt. Bei diesem Schockrösten kann die Maillard-Reaktion, also der chemische Prozess zur Entstehung der Aromastoffe, nicht komplett ablaufen, wie das bei einer Röstzeit von 20 bis 25 Minuten bei Temperaturen um 200-230°C optimal geschieht. Beim Kurzrösten kann auch nicht genug Chlorogensäure abgebaut werden. Dadurch kann der Kaffee bitter und sauer schmecken und wird magenunverträglich.“ Pater Jordan merkte, dass der Gesandte aus Rom immer noch aufmerksam zuhörte, und fuhr fort. „Die Kaffeebohne darf erst unmittelbar vor dem Aufbrühen gemahlen werden. Mittelgrob ist am besten. Zu feines Mehl hemmt einen gleichmäßigen Durchfluss des Brühwassers, zu grobes lässt das Wasser zu schnell durchrinnen. In beiden Fällen ist der Aromaaustausch unzulänglich ... oje, Ihr Taxi ist da. Nur noch eins: Verwenden Sie beim Aufbrühen nie vorgewärmtes Wasser. Geben Sie immer kaltes Wasser in den Kocher und bringen Sie es schnell zum Sieden, nicht zum Kochen. Nur so enthält es genügend Sauerstoff. Und achten Sie darauf, dass das Wasser einen mittleren Ph- und Härtegrad aufweist.“
Der Kardinalstaatssekretär saß bereits im Wagen, winkte durch das herabgelassene Seitenfenster und rief: „Sollte ich bei meiner vatikanischen Kaffeerevolution auf Schwierigkeiten stoßen, werde ich mich bei Ihnen melden.“
8
Mit selbstzufriedener Miene studierte George W. Mc Leen die Diplomabschlusszeugnisse von zwölf frischgebackenen, jungen CIA-Agenten.
George W. Mc Leen, dem amtierenden Direktor der Central Intelligence Agency, dem Auslandsnachrichtendienst der Vereinigten
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