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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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‚Filmriss‘ ein. Dies half ihr aber auch nicht weiter.
    Nur mühsam konnte sie ihr Bett verlassen. Auf dem Weg ins Bad musste sie sich mehrmals abstützen. Gott sei Dank stand in einer Ecke des Badezimmers ein Hocker. Sie setzte sich, fühlte sich schwach. Sie war benommen, ihr Sehfeld verschwommen. Ihr graziler Körper schien aus Blei zu bestehen.
    Sie erhob sich in Zeitlupe und platzierte den Hocker in der Duschkabine, was ihr enorm schwer fiel. Endlich saß sie auf dem unbequemen Sitzutensil unter der Dusche. Sie schob den Hebel der Armatur unkontrolliert hoch, zu hoch. Ein schmerzhaft harter und breitgefächerter Strahl eiskalten Wassers ließ sie erstarren. Sie wollte blitzschnell aufspringen, aber ihre Reflexe waren wie eingerostet.
    Sie fiel wie erstarrt auf den Hocker zurück. Verzweiflung machte einer überraschenden Beobachtung Platz. Die prickelnde Eiseskälte auf ihrer Haut schien die betäubten Lebensgeister aufzuwecken. Sie spürte wieder ein wenig Kraft, stand jetzt auf, nahm die Dusche in die Hand und bediente, tief durchatmend, alle Körperpartien mit der lebenspendenden Schocktherapie. Sie reckte sich kerzengrade auf und spürte deutlich, wie sich die Nebelschwaden aus ihrem Kopf verzogen. Pfarrer Kneipp hätte seine Freude gehabt.
    Nach dieser Schockfrostbehandlung fühlte sie sich fast wie neugeboren. Und noch etwas hatte diese Kaltwasser-Pferdekur bewirkt. Ihr Erinnerungsvermögen schien seinen Dienst, zumindest teilweise, wieder aufzunehmen.
    Sie zog den im Badezimmer hängenden weißen Frottierbademantel über, legte sich der Länge nach rücklings aufs Bett und starrte die Zimmerdecke an, um sich den virtuellen Film von gestern Abend anzusehen.
    In einem gefühlsbetonten ersten Akt erinnerte sie sich an das wunderschöne Erlebnis in diesem Scheunen-Restaurant. Der zweite Akt war dieser intensive Kampf zwischen Herz und Verstand. Sie verfluchte ihren Auftrag. Und schon stand der dritte Akt an. Sie hatte die sexuell enthemmende Wahrheitsdroge in D’Auberts Weinglas gegeben. Das konnte weder jemand beobachtet noch bemerkt haben. Weit und breit war niemand zu sehen gewesen. Als sie von der Terrasse wieder ins Wohnzimmer kamen, standen die unterschiedlichen Gläser unverändert an ihrem Platz.
    Doch jetzt fiel es Jekatharina wie Schuppen von den Augen. Für sie gab es keinen Zweifel mehr. Ein Dritter musste dort mit im Bunde gewesen sein. Vielleicht ein Freund von diesem Professor? „Verdammt“, stöhnte sie laut auf. Ich hab einen verfluchten Anfängerfehler gemacht. Ich habe diesen cleveren Burschen schlicht und einfach unterschätzt. Natürlich hatte er Verdacht geschöpft und von irgendwoher Informationen über mich erhalten. Während wir die Sternschnuppen bewunderten, hatte jemand nicht die Gläser, sondern deren Inhalt ausgetauscht. Der Ärger über ihre Schlappe wich zunehmend der Wut über ihre dilettantische Überheblichkeit.
    Die Symptome, unter denen sie heute litt, lieferten ihr den Beweis, dass sie, die Topagentin, auf schändlichste Weise mit ihren eigenen Waffen geschlagen worden war. Zum Glück hatte ihr Bezwinger ihr wenigstens die Armbanduhr und die Brosche großzügig belassen.
    Sie untersuchte die Minigeräte. Unbenutzt. Mist. Sonst hätte sie sich anschauen können, was vorgefallen war. Oder Gott sei Dank?
    Jekatharina schloss die Augen. Sie hatte diese scheinbar kinderleichte Mission auf die leichte Schulter genommen, ein gravierender Fehler, ein Elementar-Fauxpas. So etwas würde ihr nie wieder passieren.
    Die große Jekatharina, bewundert und verehrt von allen Männern, beneidet vom weiblichen Geschlecht, gefürchtet von ihren Gegnern, litt in diesen Momenten noch aus einem anderen Grund Höllenqualen. Nicht die blamable Niederlage bereitete ihr einen schier unerträglichen Schmerz. Es war die Erkenntnis, dass ihre erste wirklich große Liebe, fürwahr die erste Liebe zu einem Mann, der ihr überlegen war, zu dem sie bewundernd aufschauen konnte, dass dieses wunderbare Glück nie Wirklichkeit werden konnte.

35
    Beim Abschied nach dem gemeinsamen Frühstück am anderen Morgen fragte Kirschbaum höflichkeitshalber nach, ob seine Anwesenheit bei der Goldhochzeit tatsächlich recht sei.
    Claire antwortete in ihrem gewohnt freundlichen Tonfall. „Mein lieber Efraim, du weißt genau, dass wir dich mögen und dass wir stolz darauf sind, einen so netten, gebildeten, unterhaltsamen Mann und erfolgreichen Unternehmer kennengelernt zu haben. Und jetzt spreche ich für uns. Wir

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