Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
dies e … diesen jahrtausendealten Kult von den drei Frauen?«
»Ganz genau. Dies ist schon seit ewigen Zeiten ein heiliger Ort und ich glaube sogar, dass die Quelle und der steile Hang die einzigen Gründe sind, warum da noch keiner eine Kirche drüber gezimmert hat. Denn eigentlich haben sich die Christen gerne solche Heiligtümer als Bauort für ihre Gotteshäuser ausgesucht.«
»Echt jetzt? Wo denn zum Beispiel?«
»Na, zum Beispiel das Bonner Münster. Direkt unter dieser Kirche fand man gleich mehrere Bildsteine mit den drei Matronen darauf. Ach, und in Weyer hat man den Altar damals direkt auf einen umgedrehten Matronenstein gestellt. Die drei Damen starrten also jahrhundertelang in den Boden hinein, während oben die Priester auf ihnen herumspazierten. Witzig, oder?«
»Geht so, und was wollten die jetzt von mir?«, fragte Mara und legte die Stirn in Falten.
Die Stimme des Professors bebte aufgeregt. »Sie wollten dir einen Tipp geben, Mara Lorbeer. Du hast doch gehört, was sie am Ende gesungen haben, oder?«
»Na ja, irgendwas mi t … Caruso?«
Der Professor lachte. »Nicht Caruso, Mara, sondern Carolus . Damit ist Karl der Große gemeint. Ich hab dir doch gesagt, dass da oben die Reste einer Burg im Boden stecken, die man fälschlicherweise Karlsburg nennt. Die drei Beten haben diesen Zweifel hiermit also bestätigt: Wo Carolus nie ward gesehn – Wo Karl nie gesehen wurde. Weil er eben nie da war!«
»Ah a … «, machte Mara. »Okay, und da soll ich hingehen und irgendwas suchen? Das hab ich doch richtig verstanden, oder?«
»Ganz genau. Neun mal neun Schritte wären dann ja wohl Einundachtzig. Aber von wo genau? Von Wo der Nornen Schatz begrabe n … Ab dieser Stelle hänge ich, ehrlich gesagt, noch ein wenig in der Luft.«
Dazu konnte Mara leider auch nicht arg viel sagen. Okay, eigentlich gar nichts. Also zuckte sie einfach nur mit den Achseln und machte dazu ein entsprechendes Keine-Ahnung-Gesicht.
Der Professor seufzte. »Tja, da ich hier im Mühlthal leider nicht die nötige Fachliteratur zur Verfügung habe, werde ich wohl oder übel im Internet wühlen müssen. Wie ich das hass e … «
»Wonach genau müssen Sie denn suchen?«, fragte Mara.
»Nun, ich vermute, dass die restlichen Zeilen der Verse auf eine lokale Sage verweisen. Aber ich habe nun mal nicht alle Fantastillionen Sagen Deutschlands abrufbereit auf der Festplatte hier oben«, sagte der Professor und tippte sich an die Stirn. Dabei fiel sein Blick auf die Uhr. »Doch wie mir scheint, wird die warten müssen. In einundzwanzig Minuten beginnt nämlich unser erstes sogenanntes Seminar. Bist du fit genug für einen kleinen Dauerlauf?«
Als die beiden das Forsthaus erreichten, nahm sie eine aufgeregte Mama in Empfang. »Wo ward ihr denn? Und warum gehst du eigentlich nie an dein Handy? Es geht los, komm, komm!«
Sie schob Mara durch die Tür und in die Gaststube mit der Aufschrift »Stüberl«. Dort vor dem offenen Kamin hatte sich schon die gesamte Wicca-Gruppe versammelt und schnatterte aufgeregt durcheinander. Als Professor Weissinger etwas zögerlich das Stüberl betrat und mit seiner sonoren Stimme einen Guten Tag wünschte, richteten sich neun Augenpaare auf ihn und es wurde schlagartig ruhig. Mara fühlte sich irgendwie an einen Western erinnert. Denn da wurde es auch immer still, wenn der Held den Saloon betrat. Hätte das Forsthaus einen Pianospieler beschäftig t – er hätte jetzt aufgehört, bayrische Weisen zu klimpern.
Erst war Mara vom Effekt des Auftritts irritiert, doch dann fiel ihr etwas auf und gleichzeitig auch ein: Professor Weissinger war natürlich der einzige männliche Teilnehmer!
Nicht, dass sich die Wiccas nun auf ihn gestürzt hätten wie hungrige Hyänen, nein, der Professor wirkte eben einfach nur wie ein Fremdkörper. Mit Bart.
Mara war nach wie vor verwundert, dass seine ironisch-professorale Selbstsicherheit in letzter Zeit öfter mal verdampfte wie Husten auf einer Herdplatte. Hatte das mit der Anwesenheit von Maras Mutter zu tun? Oder mit den Wiccas generell? Sie würde ihn das nachher mal fragen müssen und wehe es war wegen Mama!
Walburga war natürlich sofort auf Professor Weissinger zugegnubbelt und umarmte ihn fröhlich. Wobei das Wort »umarmen« nicht wirklich zutraf, denn Walburgas Arme reichten ja kaum bis über ihre mächtige Oberweite hinaus. Um nicht unhöflich zu erscheinen, beugte sich der Professor zu ihr hinunter und ließ es geschehen. Für Mara sah es aus, als
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