Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Stück seines Hemdsärmels ab. Er reichte es Mara und die wusste erst einmal keine andere Alternative, als ihn noch ein weiteres Mal überrascht anzuschauen.
»WazzerrichÆchiu ouge n … Herzewazzer erlechen«, sagte der Junge und deutete auf Mara.
Was wollte er?
Schließlich nahm er ihr den Stofffetzen wieder vorsichtig aus der Hand und wischte ihr damit die Tränen von der Wange.
»Herzewazzer«, wiederholte er, deutete auf Maras Gesicht und machte noch einmal die Wischbewegung mit der Hand. »Trucken.«
Tränen in Mittelaltersprache heißen Herzewazzer ?, dachte Mara. Das ist ja schon irgendwi e … nett.
Und trucken konnte dann ja nur trocken bedeuten. Wie sagte man denn wohl im Mittelalter Danke ?
»Danke«, sagte Mara zum Test.
Der Junge neigte nur höflich seinen Kopf und gab ihr das Stück Stoff zurück.
»DÆn«, erwiderte er und schloss ihre Hand mit der seinen um das improvisierte Taschentuch.
Einen Moment lang war es still im Wald und keiner der beiden wusste, wie man an dieser Stelle jetzt eigentlich weitermachte. Mara fiel nur ziemlich schnell auf, dass der Junge immer noch ihre Hand hielt. Sie wollte gerade erste Überlegungen zu dem Thema anstellen, als der Junge sie urplötzlich an sich zog und Mara ebenso unbeholfen wie stürmisch auf den Mund küsste. Mara blieb erst mal die Luft weg.
»Mmmpfh… mmhh…«, machte sie nur und war viel zu überrascht, um sich sofort zu wehren. Stattdessen ruderte sie mit den Armen wie ein Pinguin mit Starterlaubnis. Dann erst versuchte sie, ihn von sich zu stoßen. Der Junge wurde nicht grob, aber er ließ auch nicht wirklich los. Mara seufzte durch die Zähne hindurch und bemerkte, wie der Seufzer die Backen des Jungen aufblies. Aber auch das schien ihn nicht weiter zu stören. Also klopfte sie erst einigermaßen höflich, doch dann immer heftiger auf seine Schultern. Erst als das auch nichts half, griff sie mit der Linken beherzt mitten in sein Gesicht und drückte ihm mit der Rechten kurzerhand einfach die Nase zu.
Entweder du hörst auf zu knutschen, oder du erstickst, Penner!, dachte sie wütend und drehte schließlich auch noch seine Nase schräg nach oben.
Mit einem Schmerzensschrei ließ ihr Verehrer von ihr ab und war nun ganz schön außer Puste. Außerdem hielt er sich die knallrote Nase und Mara erinnerte sich, dass sie da ja vorhin schon mal mit dem Ellbogen draufgefallen war. Autsch.
»S… sag mal, spinnst du, oder was!«, schimpfte sie trotzdem und sprang auf. »Mittelalter hin oder her, das muss man doch auch in deiner Zeit wissen! Man kann doch nicht so einfac h … als o … man kann doc h … wenigstens fragen oder … irgendwie anmoderieren, was weiß ich! Außerdem sind dauernd unsere Zähne zusammengestoßen, hast du das nicht gemerkt? Ey, wenn du das noch mal probierst, dann ist deine Nase noch das, was dir am wenigsten wehtut, ist das klar?«
Der Junge sah sie nur stumm an. Er hatte vermutlich kein Wort verstanden, aber Maras Haltung und Lautstärke waren wohl aussagekräftig genug. Er senkte schuldbewusst den hochroten Kopf und fast ärgerte Mara sich darüber, dass ihr Zorn so schnell verrauchte.
Sie hielt einen Moment inne und bemerkte dann, dass er unter dem ganzen Dreck und ohne kaninchenhafte Panik in den Augen eigentlich ganz niedlich aussah.
Na gut, vielleicht sogar mehr als niedlic h … aber das war noch lange kein Grund für so eine Aktion! Sie ließ sich doch nicht von jedem dahergelaufenen Typen einfach so abknutschen! Noch dazu so ungeschickt und mit Zähnen aneinanderstoßen! So mies war sie ja wohl noch nie geküsst worden! Nun gut, vielleicht war sie auch noch nicht besser geküsst worden und vielleicht überhaupt noch nie so richti g … Na und? Bisher war es auch so schon schwierig genug gewesen, da brauchte sie nicht auch noch irgendwen, der sie dauernd vollsülzte über Fußball oder dass er bei irgendeinem Onlinegame schon seinen dritten Character auf siebzig hochgelevelt hatte, und dann vielleicht auch noch dumme Sprüche über Mama riss! Nee, vielen Dank.
Was sie aber noch weniger brauchte, war ein schlammverschmierter Knutschanfänger, der sich erst von ihr retten ließ, weil er auf drei teuflische Topmodels reingefallen war, dann die Schlacht in gnädiger Ohnmacht verschlief und anschließend einen geschenkten Stofffetzen angerechnet haben wollte als eine Art Kusskredit! Boah!
Oka y … so, wie er da nun vor ihr stand, wirkte er einfach nur wie ein Häuflein Elend und Mara registrierte
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