Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
räusperte sich und sprach dann in einer seltsam singenden Stimme folgende gänzlich unverständliche Worte:
»Eiris sazun idisi
sazun hera duoder.
suma hapt heptidun,
suma heri lezidun … weiter?«
»Weiter«, bat Mara, die von dem Klang der Sprache ganz fasziniert war.
»suma clubodun
umbi cuoniouuidi:
insprinc haptbandun,
inuar uigandun …
Das war’s. Ende.«
»Und bei Ui Gandun sind Sie plötzlich verschwunden und die Fesseln lagen leer da?«
»Exakt. Frei übersetzt heißt es in der Tat am Ende des Spruches: ›Entspringe den Fesseln‹ und ›Entfliehe den Feinden‹. Genau das ist passiert. Und zwar jedes Mal. Du glaubst ja gar nicht, was ich für einen Spaß hatte, haha! Dafür wurden die Wachen immer frustrierter und hatten gleichzeitig großen Respekt vor mir, weil sie mich für einen Zauberer hielten. Mich! Darum wollte mir auch keiner von ihnen wirklich etwas antun, da sie wohl meine Rache fürchteten, ich lach mich kaputt! Wenn die geahnt hätten, dass ich nur einen einzigen Trick kann!«
»Außer wenn jemand einen Pferdefuß dabeigehabt hätte«, fügte Mara hinzu und der Professor lachte noch einmal laut auf.
»Ja, dann hätte ich den heilen können, stimmt! Aber das hätte mich wohl kaum weit gebracht, ohne das zugehörige Pferd oben drüber. Was uns aber sehr wohl weiterbringt, Mara Lorbeer, ist, dass ich dort vorn Bahngleise sehe. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist das da drüben auch ein Bahnhof, oder?«
Kapitel 10
M ara und der Professor saßen auf einer Bank auf Bahnsteig zwei des Bahnhofs Marktbreit bei Kitzingen.
Beide waren ganz schön erschöpft von dem Marsch querfeldein und für Mara fühlte sich die unbequeme Sitzgelegenheit an wie ein Himmelbett.
Die nächste Verbindung nach Osnabrück war laut Plan um elf Uhr einundfünfzig mit der Regionalbahn und würde mit zweimal Umsteigen etwa vier Stunden dauern. Somit waren sie kurz vor vier Uhr nachmittags in Osnabrück und hatten dann noch eine kleine Busfahrt vor sich, um zu den Ausgrabungen bei Kalkriese zu gelangen.
Noch vier Stunden, bis wir irgendwo sind, wo ich eigentlich gar nicht hinmuss, und das nur, damit wir nicht mehr da sind, wo wir eigentlich sein müssten, aber nicht können, weil wir da nicht können, was wir müssen, dachte Mara und bemerkte am Ende des Satzes, dass sie sich nicht mehr an den Anfang erinnerte.
»Wann sagen Sie mir eigentlich, was Sie über den Bronzedelfin wissen?«, fragte sie stattdessen den Professor.
Der hatte die ganze Wanderschaft querfeldein über kein Wörtchen darüber verloren und immer nur einsilbig auf die Puste verwiesen, die sie jetzt dringender brauchten.
»Du willst dir und mir also wirklich die Überraschung verderben?«, antwortete er und zog ein Gesicht. »Dann wisse: Du bringst dich um einen großartigen Moment jäher Erkenntnis und mich um den Spaß daran.«
»Entschuldigung, aber es geht ja nicht darum, dass Sie mir die Pointe von einem alten Witz verraten, sondern wie ich den Feuerbringer besiege!«, schnappte Mara und streckte ihm vorwurfsvoll den Arm mit dem Verband entgegen. Dies war schließlich kein Spiel, sondern bitterer Ernst!
Dem Professor war auch anzusehen, dass es ihm schon wieder leidtat. »Du hast so recht, Verzeihung. Natürlich. Was soll ich zu meiner Verteidigung sagen?«
»Was Sie über den Bronzedelfin wissen«, antwortete Mara mit dem festen Entschluss, dem Professor von nun an jede wichtige Frage so lange immer wieder zu stellen, bis er sie beantwortet hatte.
»Also gut, also gut. Warte«, murmelte er, kniete sich auf den Bahnsteig und öffnete seinen alten Koffer. Zwischen den zerknitterten Klamotten und ebensolchen Klausuren kam schließlich sein Notebook ans Licht. Professor Weissinger klappte den Koffer zu und das Gerät auf.
»Müssen uns aber beeilen, der alte Akku hält nur noch so lange, wie man braucht, um hektisch den Strom anzuschließen.«
»Das kenn ich«, nickte Mara, denn genauso war es ja auch bei dem Laptop von Mama.
Der Professor öffnete eine Datei mit dem kryptischen Namen »Katalog 09 Kalkr/Vrsschl.« und gab etwas im Suchfenster des Programms ein. Dann grinste er und drehte Mara den Bildschirm zu. »Schau mal, das ist Teil der Dauerausstellung von dem Museum, das wir noch heute besuchen werden.«
»Ich glaub’s ja nich t … «
»Glaub mir, wenn ich es glaube, dann kannst du das auch, Mara Lorbeer.«
Ungläubig starrte Mara auf den Bildschirm: Sie sah das Foto einer Wandvitrine. Verschiedene
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