Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Wunde. Aber es half nichts, dies war nun mal der Moment, in dem man die Arme zu verschränken hatte.
»Also gut, Frau Geheimdienstchefoberkommissarin Lorbeer, ich kann Ihren Gedankengang zumindest teilweise nachvollziehen, wenngleich ich den Tonfall in weiten Teilen für verbesserungswürdig halte.«
Mara nickte, sagte aber nichts. Jetzt nicht nachlassen.
Der Professor verdrehte die Augen. »Du liebe Zeit, ist ja in Ordnung. Also Frau Warnatzsch-Abra und ich haben uns an der Uni kennengelernt.«
»In München?«
»Ja doch, aber als Studenten, jetzt warte doch mal ab! Ich war fünfundzwanzig und sie zwanzig und wir dachten, wir würden gut zusammenpassen, weil wir uns so ähnlich sind. Weitere fünf Jahre später war uns allerdings klar, dass wir uns so ähnlich sind, dass der eine den anderen einfach nur rasend macht.«
»Wie? Das versteh’ ich jetzt nicht? Wieso ist das denn schlecht, wenn man sich ähnlich ist?«
»Weil keiner von uns beiden in Diskussionen mal nachgegeben hat. Weil keiner von uns zugeben konnte, dass der andere recht hat. Weil beide versuchten, Gefühle mit Ironie auf Abstand zu halten. Weil … «
»Okay, okay, hab’s verstanden. Stopp!«, winkte Mara ab. Erstaunlicherweise wurde es ihr jetzt wirklich zu privat.
»Gut, na endlich. Frau Warnatzsch-Abra und ich sehen uns vielleicht mal alle Jubeljahre auf irgendeiner Veranstaltung wie im Jahr 2002 bei der Eröffnung des Museums direkt neben den Ausgrabungen.«
»Da, wo der Delfin in der Vitrine liegt.«
»Genau. Außerdem habe ich immer mal wieder ein, zwei Studenten zu den Ausgrabungen vermittelt, damit die neben dem ganzen Bücherwälzen auch einmal ein bisschen im Dreck graben dürfen. Darum wird Stef… Frau Dr. Warnatzsch-Abra auch keinen Verdacht schöpfen, denke ich. Dass es etwas kurzfristig ist, habe ich ihr schon gemailt und mich mal wieder auf meine Schusseligkeit in Bezug auf Termine rausgeredet.«
»Haben Sie das auch gemeinsam?«
»Nein, darin unterscheiden wir uns so fürchterlich arg, dass das alleine schon als Scheidungsgrund ausgereicht hätte«, seufzte Professor Weissinger und sank dabei noch etwas tiefer in den Sitz. »Wie lange geht denn dieses Verhör noch?«
»Bis ich nix mehr wissen will oder Sie nix mehr antworten«, erwiderte Mara sachlich. »Glauben Sie, dass Sie mit meiner Mutter mehr gemeinsam haben oder dass Sie mehr unterscheidet?«
»W… wie bitte? Also ich kenne deine Mutter doch noch gar nicht so lange, als dass ic h … «
»Lange genug, um eine Meinung zu haben. Schließlich sind Sie Wissenschaftler. Also?«
Der Professor sah Mara über seine Brillengläser hinweg an, als würde er in ihrem Gesicht nach etwas suchen.
Schließlich wurde Mara das Gestarre zu bunt. »Was suchen Sie denn?«
»Ich suche das schüchterne, einsilbige Mädchen, dem man jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Du kennst es vielleicht. Ist irgendwann aus meinem Büro weggelaufen, weil es nicht mit mir reden wollte.«
»Ach das, ja, ich erinnere mich. Schönen Gruß, es geht ihm gut soweit und es hätte da nur noch ein paar Fragen.«
Der Professor stöhnte. »Wie wäre es, wenn ich einfach einen Fragebogen ausfülle und einen Eignungstest nebst Lebenslauf und Bewerbung mit Foto beilege, also wirklich!«
»Das Foto ist nicht nötig, alles andere jederzeit gern«, sagte Mara ungerührt.
Der Professor sah aus, als wolle er etwas antworten, hatte sogar schon den Zeigefinger ausgefahren und auf Mara gerichte t … aber da ließ er den Finger sinken und sein Blick wurde irgendwi e … weich.
»Weiß deine Mutter eigentlich, wie gut du auf sie aufpasst?«, fragte er schließlich. »Muss ein großartiges Gefühl sein.«
»Keine Ahnung. Wohl eher nicht«, entgegnete Mara leise und sah dabei aus dem Fenster. »Wi r … wir reden nicht so viel miteinander. Na ja, wir reden schon, aber nicht so richtig. Der eine macht halt Geräusche und der andere nickt, damit der eine bald wieder aufhör t … aber das ist wohl eher was anderes.«
»Ja, das ist wohl eher was anderes«, seufzte der Professor. »Kenne ich auch ganz gut und kann es darum auch ganz gut vermeiden.«
Mara sah ihn plötzlich an. »Sie mögen meine Mutter, oder?«
Professor Weissinger nickte. »Ja. Ich mag deine Mutter.«
»Obwohl sie so komisch ist?«
»Obwohl und weil sie so ist, wie sie ist.«
»Das verstehe ich nicht. Wie meinen Sie das?«
»Darf ich das ein anderes Mal erklären?«
»Wann?«
»Wenn ich es selbst verstanden
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