Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Schluckauf, dachte Mara wütend. Sie war entschlossen, dem Feuerbringer jeden einzelnen der Ringe an ihrem Unterarm zurückzuzahlen.
Da kam der Professor auch schon mit Getränken und Schokoriegeln zurück und Mara nahm beides dankbar an. Professor Weissinger packte seinen Laptop wieder in den Koffer und zerknickte dann die beiden verräterischen Nummernschilder unter seinen Schuhen zu handlichen kleinen Quadraten. Pünktlich ertönte die blecherne Durchsage, dass ihr Zug in wenigen Minuten einfahren würde. Entgegen der Information auf dem Wagenstandanzeiger würde der Zug aber nicht bei Abschnitt C und D halten, sondern bei A und B. Der Professor warf die zertretenen Kennzeichen in die Mülltonne mit der Aufschrift »Restmüll« und die beiden rafften hektisch ihre Sachen zusammen. Im gleichen Moment fuhr auch schon der Zug ein und sie liefen los.
»Wozu ist eigentlich diese Tafel mit der Info, wo welcher Zug hält?«, schnaufte der Professor.
»Vermutlich so eine Art Fitnessprogramm«, schnaufte Mara zurück, die auch nicht verstand, warum die Regionalbahn unbedingt da vorn halten musste und nicht hier.
Kurz nachdem die beiden eingestiegen waren, fuhr die Bahn auch schon nicht los. Vielmehr stand sie erst einmal exakt so lange weiterhin am Bahnsteig, wie Mara und der Professor gebraucht hätten, um ganz gemächlich von C/D zu A/B zu schlendern.
»Dem Ganzen wohnt sicher eine innere Logik inne, deren Sinn sich uns nur entzieht«, murmelte der Professor und Mara nickte.
Sie suchten sich in stillem Einvernehmen einen Platz aus, wo sonst niemand in der Nähe saß.
Weltretten macht einsam, dachte Mara bei sich, dauernd laufen wir vor Leuten weg, verstecken uns oder reden leise. So gesehen ganz gut, dass ich nicht grad der gesellige Typ bin.
Nachdem der Professor beim Schaffner die Fahrkarte bis nach Osnabrück gelöst hatte, blickte er einen Moment lang stumm in seine Brieftasche. »Hm …«, machte er dann: »Weiß nicht, wie ich jetzt drauf komme, aber ich hab mir das mit dem Schatz der Nornen noch mal überlegt …«
Mara biss peinlich berührt in ihren Schokoriegel. Die Karamellschicht zog einen langen Faden und Mara wickelte ihn um den Rest des Riegels. »Also das Geld dafür und die Limo kann ich Ihnen zurück geben, aber danach hab ich leider nix mehr.«
»Schon gut, du liebe Zeit«, winkte der Professor ab. »Das investiere ich gerne in das größte Abenteuer meines Lebens. Und wenn das der Preis für die Rettung der Welt ist, dann sind wir damit noch ganz gut weggekommen.«
»Danke …«, antwortete Mara. »Ähm … was muss ich denn jetzt noch wissen, bis wir angekommen sind?«
»Müssen musst du eigentlich nicht mehr viel wissen, aber wissen können könntest du noch was«, antwortete der Professor und grinste.
»Okay, dann sagen Sie mir doch erst einmal alles das, was ich wissen müssen können soll, und wenn wir dann noch Zeit haben, sagen Sie mir auch noch das, was ich wissen können könnte, aber nicht muss«, sagte Mara und grinste noch ein bisschen kürzer.
Der Professor lachte und nickte. »Touché, Musketier. Also, dann beginnen wir mal mit Frau Dr. Warnatzsch-Abra.«
»Wie heißt die?«
»War-natz-sch-Abra. Klingt komplizierter, als es ist. Schau.« Er schrieb den Namen mit Kugelschreiber auf den Zugfahrplan.
Mara zog die Augenbrauen zusammen. »Nee, ist komplizierter, als es klingt. Aber warum muss ich das wissen?«
»Weil ich diese Frau sehr gut kenne und wir nur darum einfach so da reinplatzen können.«
Bevor Mara nachdenken konnte, hatte sie auch schon gefragt: »Sehr gut kenne? Wie meinen Sie das denn, sehr gut?«
»Ach du liebe Zeit, was ist das hier, die heilige Inquisition?«, stöhnte der Professor.
»So was in der Art«, nickte Mara und lächelte nicht.
Der Professor sah sie komisch an, fügte sich aber. »Nun, Frau Dr. Stefanie Warnatzsch-Abra ist die leitende Archäologin der Ausgrabung und si e … wir waren ma l … verheiratet vor etwa, na ja, vor hunderttausend Millionen Jahren.«
»Ach was? Und warum jetzt nicht mehr? Mögen Sie sich noch gerne? Sehen Sie sich noch oft?«, sprudelte es aus Mara heraus.
»Hoppla, ist das nicht vielleicht ein bisschen zu privat?«
»Nö, ist es nicht, weil ich genau Bescheid wissen muss, falls Si e … falls zwischen Ihnen un d … also, wenn meine Mutte r … wenn Sie … okay?«, stöpselte Mara etwas hektisch zusammen und verschränkte dann ihre Arme.
Aua, dachte sie, Arme verschränken tut ganz schön weh an der neuen
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