Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Das wirst du sicher auch irgendwann feststellen.«
»Ah«, machte Mara, weil ihr der Gedanke daran, etwas mit ihren Eltern gemeinsam zu haben, irgendwie unangenehm war. Bisher hatte sie sich eigentlich vor allem dadurch definiert, dass sie so ganz anders war.
Der Professor schien zu merken, dass er mit diesem Thema nicht so recht punkten konnte, und wechselte es darum abrupt. »Also, ich schlage vor, wir halten mal auf die Ortschaft da drüben zu und steigen entweder in einen Zug Richtung Osnabrück oder rufen uns ein Taxi, das uns zum nächsten Bahnhof fährt. Bis dahin haben wir ja noch ein bisschen was zu besprechen. Zum Beispiel warte ich schon seit einer halben Stunde darauf, dass du mich endlich einmal fragst, wie ich den Fischwachen entkommen bin, also wirklich!«
»Was? Oh ja, natürlich, ähm, wie sind Sie denn eigentlich de n … «
»Ach das! Jetzt, wo du fragst, nun, das war kein Problem«, winkte der Professor grinsend ab. »Als man mich mit dem Wundumschlag, bestehend aus linnr ok laukar, behandelte, glaubte ich, eine alte Beschwörungsformel zu hören, die ich von der Inschrift eines Runensteins kannte. Das brachte mich auf die Idee, dass in der Welt der Mythologie vielleicht auch andere Beschwörungen, Formeln und Zaubersprüche ihre magische Wirkung tun könnten. Und da kam mir das hier gerade recht.«
Er zückte ein gefaltetes Papier und reichte es Mara.
Sie erkannte es sofort. »Die Zaubersprüche von der Klausur? Stimmt, die hatte ich ja dabei und muss sie irgendwo im Kerker verloren haben.«
»So ist es. Und die Wachen hatten es wohl als Beweisstück aufgesammelt. Als ich aufwachte, lag das Blatt direkt neben mir und so konnte ich den entsprechenden Zauberspruch noch einmal in Ruhe studieren. Ich muss gestehen, dass ich ihn trotz seiner Berühmtheit bis dahin nicht auswendig konnte.«
»Der ist berühmt? Wieso das denn?«, fragte Mara, die mal wieder noch nie davon gehört hatte, und sich wohl nie daran gewöhnen würde.
»Also, die sogenannten Merseburger Zaubersprüche haben eine seltsame Geschichte, die ich dir gerne ein anderes Mal erzähle. Jetzt musst du nur wissen, dass es die einzigen Beschwörungsformeln mit germanischem Ursprung sind, die man in althochdeutscher Sprache gefunden hat.«
»Althochdeutsch? Warum denn nicht Germanisch?«
»Das ist ja das Spannende. Denn dadurch wissen wir jetzt, dass diese alten heidnischen Sprüche noch im zehnten Jahrhundert bekannt waren, verstehst du? Da wurden sie nämlich von einem Mönch im Kloster Fulda auf die freie Seite eines ansonsten rein christlichen Buches geschrieben. Ist das nicht verrückt?«
»Ja, Wahnsinn«, machte Mara, die das Ganze zwar nicht uninteressant, aber eben auch nicht so arg unglaublich fand. »Und was kann man jetzt mit denen so zaubern?«, wollte sie wissen.
»Ehrlich gesagt, eigentlich gar nichts. Zumindest nicht in unserer realen Welt. Zaubersprüche drücken sozusagen den Wunsch aus, dass etwas passieren möge. Dafür ruft man dann die Hilfe von Göttern oder anderen magischen Mächten an, opfert ihnen vielleicht auch oder vollführt Riten. Einer meiner Lieblingsautoren hat die Theorie aufgestellt, dass Magie die Wissenschaft vergangener Zeiten ist. Und je mehr Wissen sich der Mensch über die Natur angeeignet hat, desto weniger Magie war nötig, um sich alles zu erklären, verstehst du?«
»Ja, verstehe ich, und was kann man jetzt mit denen zaubern ?«
Der Professor lachte. »Oh Verzeihung, du hast ja so recht. Also, einer der beiden Merseburger Zaubersprüche heilt den Knöchel oder Fuß eines Pferdes. Und zwar das Pferd von Wodan, wie Odin auch genannt wird, und man ist sich nicht ganz einig, ob…«
»Okay, und der andere?«, unterbrach Mara ungeduldig, da sie schon ahnte, dass der Professor sich nicht mit einem verzauberten Pferdefuß befreit haben konnte.
»Äh, was? Ach so, der andere Spruch … ja nun, der befreit Gefangene«, beendete der Professor seinen Satz.
»Nein, wie cool! Echt jetzt?«, fragte Mara begeistert. »Und Sie haben ihn einfach aufgesagt und sich so jedes Mal befreit?«
»Ja, so kann man das sagen. Wobei das natürlich nicht so einfach ist, denn man muss es eben auch aussprechen können, und glücklicherweise verfüge ich über d…«
»Sagen Sie es mal, bitte! Ich will wissen, wie es klingt!«, rief Mara aufgeregt. »Ich hab noch nie einen echten Zauberspruch gehört. Ach bitte!«
»Beruhige dich, Mara Lorbeer. Ich mach ja schon, ich mach ja schon.« Der Professor
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