Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
antworten oder können Sie nicht?«
»Ich kann Ihnen nicht antworten«, sagte Frau Dr. Warnatzsch-Abra. »Denn Sie haben mir keine Frage gestellt.«
Einige Leute in der Gruppe konnten ein Kichern nicht unterdrücken und auch Mara musste grinsen. Dieser Satz hätte auch von Professor Weissinger kommen können.
Der Reporter schien das gar nicht witzig zu finden und war auch nicht gerade auf den Mund gefallen. »Darf ich also schreiben, dass Sie sich mit Spitzfindigkeiten um eine Antwort gedrückt haben?«
»Sie dürfen schreiben, was Sie wollen. Aber wenn Sie die Wahrheit schreiben möchten, bin ich Ihnen gerne behilflich«, schmetterte Frau Dr. Warnatzsch-Abra zurück und lächelte dabei ausgesucht höflich.
Wieder lachten ein paar Leute und der Reporter sah sich wütend um. Mit hochrotem Kopf nahm er ein letztes Mal Anlauf: »Nun gut, dann frage ich Sie hiermit so klar und deutlich, dass auch Sie mir darauf vielleicht die Gnade einer Antwort erweisen: Fachleute und engagierte Privatpersonen kritisieren Sie persönlich mitsamt dem Museum und der Landesregierung von Niedersachsen, dass Sie ohne stichhaltige Beweise die Varusschlacht hier im Osnabrücker Land verorten! Was haben Sie diesen Kritikern zu sagen?«
Frau Dr. Warnatzsch-Abra sah zu Professor Weissinger hinüber. Der grinste und machte eine auffordernde Geste. Sie wendete sich wieder den Reportern zu und sprach in die entgegengestreckten Mikrofone: »Ich habe den Kritikern gar nichts zu sagen, denn Kritik ist nicht verboten, und jeder soll seine eigene Meinung vertreten. Wenn das wie im aktuellen Fall durch infantiles Geschmiere geschieht, schließe ich daraus, dass hier echte Argumente fehlen. Guten Tag.« Mit diesen Worten drehte sich Frau Dr. Warnatzsch-Abra um und ließ die Reporter einfach stehen.
Während die Gruppe nun die Pressesprecherin und den Museumsleiter mit weiteren Fragen bestürmte, drückten sich Professor Weissinger und Mara hinter den Reportern vorbei und folgten ihr.
Kapitel 12
M ara und der Professor holten Frau Dr. Warnatzsch-Abra ein, als sie gerade eine Chipkarte zückte, um damit eine Tür zu einem Nebengebäude zu öffnen. Sie drehte sich um und lächelte Professor Weissinger an. »Hallo, Ricki, wie geht’s den Göttern?«
»Ricki?!«, entfuhr es Mara und sie sah den Professor mit großen Augen an.
Der grinste. »Ja, Ricki. Das war zu Studienzeiten die unglücklich verknappte Form meines Vornamens Reinhold.«
Frau Dr. Warnatzsch-Abra hob die Hand. »Weil er sich gegen ›Reini‹ erfolgreich gewehrt hat, möchte ich hinzufügen.«
»Ja doch, darf ich vorstellen, das ist meine hochverehrte, blitzgescheite und um keine Antwort verlegene Exfrau Dr. Stefanie Warnatzsch-Abra. Steffi, das ist Mara Lorbeer, die Gewinnerin eines, äh, Kooperationsprojektes der Uni mit Münchner Schulen zum Thema ›Nordisch-Germanische Mythologie‹.«
»Freut mich, Mara, willkommen in Kalkriese«, sagte Frau Dr. Warnatzsch-Abra mit einem seltsamen Lächeln und reichte Mara die Hand.
Warum schaut die mich so komisch an?, überlegte Mara und bemerkte dann, dass die Frau gar nicht sie selbst, sondern den Stab anschaute, den sie seitlich an ihrem Rollkoffer angebracht hatte.
»Freut mich auch, Frau Doktor«, sagte Mara und lächelte unsicher zurück. Dabei kämpfte sie den Drang nieder, sich schützend vor ihren Seherinnen-Stab zu stellen.
»Frau Doktor? Ach du Schreck, bitte nicht!«, wedelte diese ab, »Das klingt, als würde ich gleich jemandem den Zahn ziehen.« Sie sah den Professor schelmisch an und zuckte die Achseln: »Aber was soll ich machen? Seit mein Name so unglaublich lang geworden ist, nennen mich alle Frau Doktor.«
»Hättest halt den Namen deines Gatten annehmen sollen«, bemerkte Professor Weissinger und es klang wirklich fast gar nicht spitz.
»Ja, das denke ich mir jedes Mal, wenn ich irgendwo unterschreiben muss. Einfach nur vier Buchstabe n – Abra, und fertig. Allerdings hat ja auch mein Mann unter seinem Namen zu leiden, wie du weißt.«
»Du meinst, wegen Dr. Abra-Kadabra ? Ich bitte dich, das passt doch nun wirklich perfekt auf einen international anerkannten Fachmann für magische Texte!«, lachte Professor Weissinger.
Frau Warnatzsch-Abra verdrehte die Augen: »Dieser Spitzname gefällt dir nur deswegen so gut, weil du ihn damals erfunden hast, Ricki .« Frau Dr. Warnatzsch-Abra zog die Chipkarte durch den dafür vorgesehenen Kartenleser neben der Tür. Es piepste, ein Lämpchen blinkte rot und die Tür blieb
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