Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
wollen. Aber danach müssten wir sie leider erschießen.«
Willis Gesichtszüge entgleisten, als wären hier die Schienen zu Ende. Mara sah den Professor vorwurfsvoll an, und der winkte seufzend ab. »Gut, das war vielleicht jetzt nicht der allergeschmackvollste Scherz, aber ich versichere Ihnen, es war trotzdem einer.«
Es dauerte eine lange Sekunde, bis sich Willi ein »Witzig« abrang.
»Danke«, antwortete der Professor der Höflichkeit halber.
»Ähm, wollen wir vielleicht weiterfahren?«, schlug Mara etwas hilflos vor. »Wir könnten uns ja während der Fahrt auch noch weiterwundern … oder so.«
»Von wegen!«, rief Willi jetzt ganz aufgebracht. »Entweder ihr erzählt mir jetzt, was hier los ist, oder ihr steigt sofort aus! Irgendwas läuft hier ganz komisch, und ich kann es gar nicht leiden, wenn mich jemand verscheißert, und was macht dieser Rabe in meinem Truck, und warum schaut er mich so komisch an?«
» Gleyma «, sagte Munin, und Willi wurde still.
Kapitel 7
W illi fuhr die beiden sogar bis vor die Tür des Museums in Kalkriese. Sie bedankten sich artig und winkten dem netten Trucker noch hinterher. Der ließ noch einmal fröhlich die trötende Hupe erschallen, und dann war Willi mitsamt seinem riesigen Lastzug verschwunden.
»Nun, Munin, ich denke, da können wir uns nur bedanken«, sagte der Professor und schaute zu Mara.
Die nickte. »Ja, danke. Ist auf jeden Fall besser, wenn er sich jetzt an nix mehr erinnert.« Mara verstummte kurz. »Aber wir konnten doch auch nix dafür, dass das verdammte Puschelmonster plötzlich auf der Autobahn steht.«
»Nicht direkt, nein«, lachte der Professor. »Auf jeden Fall ist mir jetzt klar, dass du, Munin, deinen Namen völlig zu Recht trägst.«
»Was heute Hugin, ist morgen Munin«, entgegnete der Rabe und neigte seinen Kopf.
Mara war überrascht, dass sie auch mal ein Rätsel verstand, ohne dass es ihr der Professor erklären musste. Hugin hieß so viel wie »Gedanke« und Munin war die »Erinnerung«. Also bedeutete der Satz des Raben: Der Gedanke von heute ist die Erinnerung von morgen.
»Wo er recht hat … «, begann der Professor und wendete sich dann an die beiden Raben. »Es ist zwar ebenso logisch wie verrückt, dass ein Vogel namens Erinnerung selbige auch nehmen kann. Aber ich frage mich nun doch, was ihr noch so draufhabt.«
Die Antwort der Raben bestand aus einem stummen Blick. Mara musterte die beiden. Ob sie auch nur geliehene magische Kräfte hatten so wie sie selbst? Nein, gab sie sich selbst die Antwort. Dies waren Odins Raben, und der hatte sicher Besseres zu tun gehabt, als alle paar Tage für seine Vögel Tankstelle zu spielen.
»Nun ja, eine Aufzählung hätte mich jetzt auch gewundert«, murmelte der Professor gerade und zuckte mit den Achseln. »Wie sieht’s aus, Mara Lorbeer? Wollen wir mal schauen, ob unser Gepäck noch da ist?«
»Viel wichtiger ist mir, ob da immer noch Wäsche zum Wechseln drin ist«, erwiderte Mara, die sich schon seit Stunden so verpappt und zerdrückt vorkam wie ein Klebestift im Kindergarten.
Wenige Minuten später standen sie auch schon vor der Sicherheitstür des Gebäudes, das die Restaurationsabteilung und die Büros des Museums beinhaltete. Dort hatten sie gestern ihre Koffer zurückgelassen. Der Professor wollte gerade den Finger nach der Klingel ausstrecken, als sie beide erschrocken zusammenfuhren.
»Wo. Ist. Mein. Auto?«
Mara und der Professor drehten sich um und blickten in die furiosen Augen von Stefanie Warnatzsch-Abra. Die Exfrau von Professor Weissinger sah aus, als würde sie jeden Moment spontan explodieren, und als könnte nur eine ehrliche Antwort sie davon abhalten.
»Du bist aber früh hier«, antwortete der Professor ungerührt und lächelte dazu unschuldig.
»Ich bin nicht früh hier, du Scherzartikel, sondern lange !«, entgegnete Steffi scharf. »Denn als ich irgendwann gegen drei Uhr endlich aus dem Büro kam, stand mein Auto nicht mehr auf dem Parkplatz .«
»Geklaut? Ach du liebe Zeit, aber wer sollte denn ausgerechnet hier … «, wollte der Professor gerade loslügen, aber er wurde sofort unterbrochen.
»Du«, sagte Steffi. »Du und dieses wunderliche Mädchen.«
Wunderlich? Na toll, vielen Dank. Genau das wollte ich nie sein. Hab ich also doch was geerbt von meiner Mama, dachte Mara und verdrehte die Augen.
»Du brauchst gar nicht so zu gucken, als würdest du um Beistand von Oben bitten, junge Dame!«, schimpfte Steffi weiter. »Der hilft euch jetzt
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