Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
ganz höflich, ob du mich nun vielleicht nicht doch zurückbringen willst. Na, was sagst du dazu?«
»Gar nichts, außer: Sie riechen aus dem Mund«, erwiderte Mara, die kein Stück zurückgewichen war.
Wütend schrie Thurisaz auf und wollte Mara mit beiden brennenden Händen packen. Doch die hatte natürlich damit gerechnet, dass er diese Beleidigung nicht mit einem lockeren Spruch kontern würde, und ließ sich blitzschnell fallen.
Bevor sich Thurisaz nach ihr bücken konnte, hatte sie bereits ihren Stab in Position gebracht und einen Schwall Wasser losgeschickt. Die Füße ihres Gegners wurden umspült, und er verlor den Halt auf dem glitschigen Holz. Instinktiv fasst Thurisaz nach und erwischte Mara mit einer seiner brennenden Hände an der Schulter.
Sengender Schmerz schoss durch Maras Körper, sie schrie auf und ging zusammen mit Thurisaz zu Boden. Beim Aufprall verlor er den Griff, und seine Flammen verlöschten. Ihre Finger reagierten schneller als ihr Kopf und richteten sofort das Ende des Stabes auf die Schulter. Ein Schwall eiskaltes Wasser spülte über ihre Schulter, löschte ihr brennendes T-Shirt und kühlte die Wunde.
Verdammt, nicht unterschätzen, den Typ!, rief sich Mara selbst innerlich zu. Sie hatte sich wohl ein bisschen zu schlau gefunden, als sie während seines Monologs auf die Idee mit dem glitschigen Holz gekommen war. Leider hatte sie dabei nicht daran gedacht, was schiefgehen konnte.
Das passiert mir nicht noch mal, dachte sie und rappelte sich auf. Mara stand schneller wieder auf den Beinen als Thurisaz, dafür hatte der sich dank seiner jäh aufbrausenden Wut in ein wahres Flammeninferno verwandelt und sah nun aus wie die personifizierte Weißglut.
»Rahh!«, brüllte er wie von Sinnen und stürzte blindlings auf Mara zu. Dabei breitete er die Arme aus, als würde er sie umarmen wollen, was auf eine besondere Art wohl auch der Fall war. In seiner rasenden Wut war ihm anscheinend auch egal, ob er ohne Maras Hilfe für immer hierbleiben musste. Für ihn zählte gerade nur eins: Rache für die wiederholten Demütigungen durch ein vierzehnjähriges Mädchen.
Mara stolperte etwas ungeschickt rückwärts und schaffte es gerade noch so, ihren Stab anzuheben. Thurisaz prallte mit dem Brustkorb dagegen, ließ aber nicht locker. Als Mara Wasser durch den Stab schickte, verdampfte es sofort an seinem weiß glühenden Körper in einer großen Wasserdampfwolke, die sich weiter und weiter ausbreitete.
Grimmig griff Thurisaz mit beiden Händen nach Maras Stab und schob sie so rückwärts und zur Seite über den großen Ast auf den Abgrund zu.
Mara stemmte sich mit aller Kraft dagegen, aber gegen einen erwachsenen Mann hatte sie keine Chance. Weiter und weiter schlitterte und stolperte sie rückwärts, und schon spürte sie den kühlen Luftzug, der aus der gähnenden Leere unter ihnen heraufwehte.
Unmengen von Wasser schossen durch den Stab, und Thurisaz verschwand völlig in der heißen Dampfwolke. Er ließ jedoch nicht los und schob weiter und weiter. Mara hörte sein hämisches Lachen durch den Wassernebel. Ihre Gedanken rasten, aber ihr fiel nichts ein.
Was mach ich? Was mach ich!
Wenn sie einfach zurückwechselte in die Realität, würde sie ihn zwangsläufig mitnehmen, denn er war leider viel zu nah und hielt auch noch ihren Stab umklammert. Mara spürte, wie der Boden immer abfälliger wurde und fand immer weniger Halt. Sie brauchte eine Idee, und zwar sofort!
Vielleicht war es ja schon mit einer Ablenkung getan? Konnte sie irgendetwas hierher holen oder ihn zumindest so lange verwirren, bis sie wieder festen Stand hatte? Sofort versuchte Mara, die Gefahr aus ihrem Geist zu verbannen und konzentrierte sich …
Erschrocken stellte sie fest, dass der Kampf sie viel zu viel von ihren magischen Kräften gekostet hatte. Nein! Ich muss doch noch zurück in die Realität! Bloß nichts mehr verschwenden …
Doch da zuckte plötzlich ein stechender Schmerz durch ihre Schulter, genau an der Stelle, wo Thurisaz ihr die Verbrennungen zugefügt hatte! Mara schrie auf, als Ratatösk erbarmungslos seine Krallen und die nadelspitzen Zähne in die Wunde grub. Ihr Arm wurde schlapp, sie verlor den Griff an dem Stab, strauchelte, und Thurisaz nutzte sofort die Gelegenheit: Er ließ den Stab urplötzlich los und trat einfach nur zur Seite.
Mara stolperte an ihm vorbei, mitten hinein in den siedend heißen Wasserdampf, der ihn umgab. Sie schrie vor Schmerz und Angst, schlug um sich und verlor jede
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