Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
bringen, und es war nicht gesagt, dass die Schlange auf ihrer Seite sein würde.
Verdammt, wohin denn sonst! AH!
Mara war plötzlich blind! Sie riss eine Hand hoch und hätte fast den Stab fallen gelassen. Mitten in ihrem Gesicht klebte etwas Puscheliges und krallte sich mit allen vieren an ihren Haaren und Ohren fest. Auauaua!
Ohne viel nachzudenken, riss sie sich selbst, Thumelicus und Thurisaz aus der Realität des verwüsteten Hotels heraus und … woandershin.
Kaum hatte Mara – wo auch immer sie nun waren – einen stabilen Stand gefunden, wendete sie sich dem Mistvieh in ihrem Gesicht zu.
Die erste Idee war in etwa das gleiche Prinzip, als wenn man eine Mücke am Ohr sirren hörte und sich augenblicklich selbst ohrfeigte. Mara ließ ihren Stab hochschnellen und schlug ihn sich selbst mit voller Wucht gegen die Stirn! Das Eichhörnchen zwischen Stab und Stirn federte nicht nur das meiste an Wucht ab, sondern erschlaffte auch noch augenblicklich, rutschte benommen von Maras Gesicht und fiel dann zu Boden. Ahh …
Mara rieb sich mit der freien Hand die schmerzhaften Stellen, wo sich Ratatösk festgekrallt hatte. Dann sah sie sich um, erkannte wo sie war, und versuchte, trotzdem Ruhe zu bewahren. Es fiel ihr nicht leicht.
Mara stand auf einem etwa zehn Meter breiten, riesigen Ast. Von dem Ast gingen kleinere Ästchen ab, diese wurden zu Zweigen und diese wiederum zu Blättern. Das andere Ende des Astes mündete wie auch die anderen Äste rundherum in einer gigantischen Nebelwand.
Wir sind auf Yggdrasil . Wir stehen auf dem Weltenbaum! Ich pack’s nicht, stellte Mara aufgeregt fest.
Thurisaz hatte angesichts dieses für ihn höchst überraschenden Szenenwechsels erst einmal aufgehört zu brennen und sah wieder fast so aus wie vorher. Nur der überforderte Gesichtsausdruck war neu.
Thumelicus allerdings stand einfach nur auf, ohne sich um die Umgebung zu kümmern. Gerade als sich Thurisaz erschrocken umdrehte und wieder die Fäuste ballte, hatte Thumelicus selbiges bereits mit den seinen getan und die Rechte davon in dem Gesicht seines Gegenübers platziert. Thurisaz schielte, aber er stand noch. Er stand auch noch nach dem zweiten Treffer, hob sogar seine Faust, aus der ein zartes Flämmchen flackerte. Beim dritten Haken schwebte allerdings an Stelle von Thurisaz nur noch das Flämmchen in der Luft, bevor es sang- und klanglos verblasste. Der Rest von Thurisaz war mit Umkippen beschäftigt.
Moment!, dachte Mara. Wir haben jetzt aber nicht gerade den Oberbösewicht besiegt, indem wir ihm dreimal auf die Nuss gehauen haben? Das ging doch viel zu leicht, irgendwie …
»Da hast du recht«, stimmte Thumelicus ihr zu, und Mara spürte an der senkrechten Haltung ihrer Nackenhärchen, wie sehr sie sich nach seiner Stimme gesehnt hatte. Wie bei ihren Besuchen in der mythologischen Welt üblich, verstand sie nun jedes Wort, das gesprochen wurde. Ehrlich gesagt, vermisste sie aber die Vertrautheit von Thumelicus’ Stimme direkt in ihrem Kopf. Es war so eine direkte und ehrliche Art der Kommunikation, bei der man dem anderen schlecht was vormachen konnte.
Auweia, könnte massive Schwierigkeiten in der Beziehung geben, wenn man sich gar nix mehr verheimlichen kann, dachte Mara unweigerlich. Hab ich gerade Beziehung gedacht? Um Gottes willen, hoffentlich kann der jetzt nicht meine Gedankenggmppf…
Der Gesichtsausdruck von Thumelicus veranlasste sie dazu, den Luftauslass ihres Gedankenballons fest mit der Faust zu verschließen, damit dieser nicht weiter mit einem lauten FRÖÖÖZ ihre intimsten Überlegungen quer durch die mythologische Welt verteilte.
»Gut«, sagte Mara möglichst laut und bestimmt. »Wir sind jetzt also irgendwo auf diesem … Weltbaum. Ich glaube, wir sind deswegen hier gelandet, weil Ratatösk sich in meinem Gesicht festgekrallt hat, als ich uns gerade woandershin transportieren wollte. Das Einzige, was ich von dem Mistviech nämlich weiß, ist, dass es laut den alten Sagen dauernd am Stamm von diesem Baum hier rauf- und runterrennt. Und zwar, weil es irgendwo da unten irgendeinem Drachenviech alles verpetzt, was der Adler irgendwo da oben sagt.«
Thumelicus nickte. Kannte er die Geschichte? Na ja, auf jeden Fall kannte er sie jetzt – zumindest die Mara-Version.
»Was geschieht mit uns in eurer Welt?«, fragte er dafür recht unvermittelt. »Wird alles brennen, wenn wir zurückkehren? Oder kehren wir nicht mehr zurück?«
»Doch, doch!«, beeilte sich Mara zu sagen. »Klar … also,
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