Mara und der Feuerbringer
dessen Name geht nicht auf den Gott Freyr oder die Göttin Freyja zurück, sondern auf die Göttin Frigg, die Gemahlin Odins; auf Althochdeutsch heißt der Wochentag nämlich noch frîatac, auf Altenglisch frígedeag, und dass man den Wochentag der Venus (Dies Veneris, daraus französisch vendredi) mit der Göttin Frigg in Verbindung gebrachthat, weist darauf hin, dass diese damals im südgermanischen Raum bekannter als Freyja war.
Beim Tag des römischen Gottes Merkur (lateinisch Dies Mercurii, daraus französisch mercredi) sind das Deutsche und die anderen germanischen Sprachen unterschiedliche Wege gegangen: Das germanische Wodanesdag wurde nämlich zu altenglisch wódnesdaeg (daraus Wednesday) und altnordisch Óðinsdagr (dänisch Onsdag) »Tag des Wodan/Odin«. Im Deutschen dagegen wurde der »Tag des Wotan« schon früh, nach Beispiel des Griechischen, durch die Übertragung von kirchenlateinisch media hebdomas (»Wochenmitte«) verdrängt.
Am problematischsten ist aber die Herkunft des deutschen Namens Dienstag. Zwar wird im Englischen und in den skandinavischen Sprachen der Tag des römischen Kriegsgottes Mars (Dies Martii, daraus französisch mardi) mit dem Namen des germanischen Gottes Tíwaz (althochdeutsch Ziu, altnordisch Týr) gleichgesetzt, im Althochdeutschen noch ganz korrekt als zî(o)stag übertragen, aber das »n« im deutschen Dienstag könnte darauf hinweisen, dass der Name vielleicht nicht direkt aus zî(o)stag, sondern aus einem Tag des Things (also der Rechtsversammlung) entstanden sein mag.
Prof. Rudolf Simek, Juli 2009
Literaturtipps
Folgende Bücher waren mir bei »Mara und der Feuerbringer« eine große Hilfe; es folgt hier deren Auflistung zusammen mit meinen ganz persönlichen Erfahrungen. Wie im Anhang beschrieben, versuchten die Nazis mit aller Macht, die Germanen für sich zu vereinnahmen, und fügten so dem ganzen Thema und auch der Wissenschaft großen Schaden zu. Die jeweils aktuellsten Ausgaben der Bücher sind heute aber meist mit erklärenden Vorworten der Herausgeber versehen und einiges stammt auch aus der Zeit vor dem »Dritten Reich«.
Simek, Rudolf: Mittelerde – Tolkien und die germanische Mythologie, C. H. Beck, München 2005
. Mein Einstieg in die Thematik und gleichzeitig der Grund, warum ich unbedingt mit Professor Rudolf Simek zusammenarbeiten wollte. Für jeden, der den »Herr der Ringe« gelesen (oder auch als Film gesehen) hat, ist dieses Buch perfekt, um von der Fantasy in die Mythen und Sagen der Germanen ein- bzw. umzusteigen. Simek zeigt eindeutige Parallelen zwischen Gandalf und dem Göttervater Odin, zwischen Mittelerde und der mythologischen Midgard (»Welt der Menschen«) in der »Mitte der Weltesche Yggdrasil« und viele weitere. Ohne dieses Buch wäre ich vielleicht nie auf das Thema gestoßen.
Simek, Rudolf: Lexikon der germanischen Mythologie, 3. völlig überarbeitete Auflage, Körner Verlag, Stuttgart 2006
. Dieses Lexikon im Taschenbuchformat war mit Abstand das wichtigste Buch bei der Arbeit an »Mara«. Abgesehen von der Anwendung als Nachschlagewerk kannman dieses Buch auch einfach von A bis Z durchlesen. Nicht von den vielen Abkürzungen abschrecken lassen, man gewöhnt sich schnell dran. Weitere Publikationen von Prof. Simek zum Thema sind:
Religion und Mythologie der Germanen, Theiss, Stuttgart 2003
,
Götter und Kulte der Germanen, C. H. Beck, München 2004
,
Der Glaube der Germanen, Lahn-Verlag, Limburg und Kevelaer 2005
,
Odinsmythen, Reclam, Stuttgart 2008
.
Insgesamt richten sich diese Bücher eher an Fachpublikum oder erfordern zumindest ein gewisses Vorwissen.
Die Edda
. Hier wird’s ebenso schwierig wie interessant. Denn wie im Anhang erklärt, handelt es sich hier nicht etwa um eine Art »Germanenbibel«, sondern zum einen um ein Lehrbuch für Dichter (Skalden) von dem isländischen Autor Snorri Sturlusson, das auch
Snorra-Edda, jüngere Edda
oder
Prosa-Edda
genannt wird. Dazu kommt noch eine Sammlung anderer, teilweise älterer Texte, u. a. bekannt unter den Namen
Lieder-Edda
oder
ältere Edda
.
Viele Texte der
Edda
versteht man allerdings erst, wenn man mit den Mythen vertraut ist. Da die Kunst der Edda-Dichtung vor allem in den gleichnishaften Umschreibungen besteht, weiß man am Anfang häufig gar nicht, was gemeint ist.
Edda
in der einen, obiges Lexikon in der anderen Hand kämpft man sich also erstmal Zeile für Zeile vorwärts. Man fühlt sich manchmal ein bisschen wie in einem PC-Adventure, wenn man die vielen
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