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Marais-Fieber

Marais-Fieber

Titel: Marais-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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daß ich vorsichtig genug gewesen war.
Aber man kann immer mal was vergessen. Meine Verteidigungsrede war fix und
fertig in meinem Kopf. Nur sollte sie auch einigermaßen erfolgreich sein, und
dafür brauchte ich weniger verdächtiges Geld. Ich schnappte mir das Telefon und
wählte die Nummer eines Arztes, eines Freundes von mir, der in einem besseren
Viertel wohnt. Um nichts in der Welt hätte ich ihn angepumpt — außer unter ganz
besonderen Umständen. Und dies hier war ein ganz besonderer Umstand.
    „Hallo! Hier Nestor Burma.“
    „Guten Tag, mein Lieber“,
begrüßte mich der Arzt herzlich. „Wie geht es Ihnen?“
    „Sehr gut. Schade für Sie. Nur
finanziell, da läuft’s nicht so gut.“
    „Wirklich?“
    „Sonst würd’ ich’s nicht sagen.
Aber nur vorübergehend. Nächste Woche bekomm ich wieder was rein. Bis dahin
wird’s etwas knapp. Deswegen, entschuldigen Sie bitte, aber... könnten Sie mir
wohl aushelfen?“
    „Gerne. Wieviel brauchen Sie?“
    „Um bis zur nächsten Woche zu
kommen.“
    „Und wieviel war das?“
    „Sagen wir... fünfzigtausend.“
    „Bis zur nächsten Woche?“
    „Ja.“
    „Hm, mein Lieber, Sie scheinen
aber auf großem Fuß zu leben!“
    „Hören Sie ,“ versuchte ich einen Witz, „es ist schon unangenehm genug, knapp bei Kasse zu
sein. Aber dann auch noch rechnen zu müssen
    Der Arzt lachte auf.
    „Das ist gut!“
    „Nicht von mir“, sagte ich.
„Auch geliehen.“
    „Jedenfalls ist Ihre Stimmung
ausgezeichnet. Gut. Einverstanden, fünfzigtausend. Möchten Sie einen Scheck?“
    „Ich hätt’s lieber in bar.
Verstehen Sie, ich wende mich an Sie, weil es eilt. Ich brauche es so schnell
wie möglich. Ich könnte in etwa einer Stunde in Ihrer Praxis sein, wenn es
Ihnen recht ist. Und natürlich, wenn Sie das Geld dort haben.“
    „Hab ich.“
    War der glücklich dran!
    „...Kommen Sie, wann Sie
wollen.“
    „Tausend Dank, und nochmals
Entschuldigung. Bis gleich.“
    Mit einem Seufzer der
Erleichterung nahm ich mir wieder den Crépuscule vor und las noch einmal
den Artikel über das wenig ruhmreiche Ende von Cabirol. Kannte ihn schon
auswendig. Allerdings war er ziemlich kurz. Ja, sehr kurz. Denn es gab da eine
pikante Kleinigkeit, auf der man endlos hätte herumreiten können. Aber genau
das wurde mit Schweigen übergangen. Die Flics hatten bestimmt ihre Gründe
dafür. Dieses Detail konnten sie nämlich gar nicht übersehen haben. Wie sollte
ich Vorgehen? Ich wog das Für und Wider gegeneinander ab. Ob sie nun meine
Fingerabdrücke unter den anderen entdeckt hatten oder nicht, konnte mir
ziemlich egal sein. Vielleicht erfuhr ich noch was Neues. Besser den Stier bei
den Hörnern packen und reinen Tisch machen. Nichts ist ermüdender als nervöse
Ungewißheit. Ich wählte die Nummer der Kripo.
    „Hallo“, säuselte die
Telefonistin.
    „Kommissar Faroux, bitte.“
    „Wer spricht dort?“
    „Nestor Burma.“
    „Bleiben Sie am Apparat.“
    „Hallo, Burma! Was wollen Sie?
Fassen Sie sich kurz...“, bellte Faroux’ Stimme einige Sekunden später.
    Ich hörte mir diese Stimme
aufmerksam an, um die nicht wahrnehmbaren Untertöne wahrzunehmen. Sie schien
mir aber ganz normal zu klingen, genauso schroff wie gewöhnlich.
    „Fassen Sie sich kurz“,
wiederholte der Kommissar.
    „Regen Sie sich nicht auf“,
sagte ich.
    „Ich reg mich nicht auf, aber
ich hab zu tun.“
    „Das sagen Sie immer, und immer
sitzen Sie am Telefon.“
    „Ich bin wie Nero
Wolfe . Führe meine Ermittlungen vom Schreibtisch aus.“
    „Ach ja? Schön. Es gibt
schlechtere Lehrer. Aber sagen Sie mal, ich hab in der Zeitung gelesen, daß da
einer umgebracht worden ist, den ich flüchtig gekannt hab...“
    „Wer denn?“
    „Cabirol.“
    „Sie haben ihn gekannt?“
    „So lala. Ich war mal
gezwungen... äh... na ja, er war Pfandleiher.“
    „Hm, ja.“
    „Vielleicht finden Sie meinen
Namen in seinen Kontobüchern oder Kassenbüchern. Ich weiß nicht, wie man das
nennt, weiß nicht mal, ob er so was führte. Aber besser, Sie lassen sich nicht
unnötig graue Haare wachsen
    „Natürlich. Aber Ihr Name steht
nicht in seinen Büchern, mein Lieber. Jedenfalls nicht in denen, die wir unter
die Lupe genommen haben.“
    „Das war vor einem oder zwei
Jahren. Vielleicht schmeißt er seine Unterlagen nach ‘ner Zeit weg.“
    „Kann sein.“
    „Und wie klappt’s sonst?“
    „Geht so.“
    „Die Zeitungen sprechen von
einem harten Brocken.“
    „Irgendwas müssen die Zeitungen
ja schreiben.

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