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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Weinfesten und Messen? Ich habe jetzt nicht den kompletten Veranstaltungskalender im Kopf.«
    »Die können alle nur stattfinden, wenn sie sicher sind.«
    »Und wie wollen Sie das machen?«
    »Indem sämtliche Veranstaltungsorte und Besucher untersucht werden.«
    »Und wie soll das bei einem Areal in der Größe der gesamten Innenstadt gehen?«
    »Eben: Deshalb kann ich für nichts garantieren«, beharrte Walde.
    »In einem Lager mit verrotteter Kriegsmunition sucht doch kein Profi nach Sprengstoff«, sagte Monika. »Wenn da was zu holen gewesen wäre, hätte man es bestimmt nicht dermaßen leicht zugänglich verwahrt. Das war vielleicht einer von den Militaria-Sammlern, der durchgedreht ist, als er erwischt wurde.«
    »Und die Präzision, mit der die Schüsse abgegeben wurden?«, fragte Walde.
    »Vielleicht war es ein Mitglied einer Wehrsportgruppe oder ein Reservist oder einer aus einem Schützenverein.« Monika machte eine Pause. Als niemand etwas sagte, fuhr sie fort: »Bewaffnet, latent gewaltbereit. Oder eine Bande, die sich mit einfachsten Mitteln aufrüsten möchte. Denken wir an die Bankfiliale in Stadtkyll, die nun zum dritten Mal in zwei Jahren überfallen wurde, oder an die osteuropäische Bande, die monatelang im Wald gehaust hat und in den Nächten eine Postfiliale nach der anderen geknackt hat.«
    »Die wurde geschnappt.«
    »Vielleicht ist es eine neue.«
    Stiermann schüttelte den Kopf: »Das steht jetzt nicht zur Debatte. Bringen wir erst mal die Pressekonferenz hinter uns.« Er stand auf, schnappte sich Monikas Schriftstück und ging quer durch den Raum zur Tür.
    Vom Gang waren schnelle Schritte zu hören. Als der Polizeipräsident die Tür öffnete, stürmten Harry und Gabi vorbei.
    »Was ist los?«, rief er ihnen nach.
    »Herrenloser Koffer vor Kaufhaus in der Simeonstraße.«
    »Ich komme mit«, rief Walde vom Zimmer aus.
    »Wir haben jetzt Pressekonferenz«, sagte Stiermann im Befehlston.
    »Der Schutz von Menschenleben ist immer noch vorrangig gegenüber dem Recht der Presse auf Information.« Walde ging auf die Tür zu.
    »Darum kümmern sich andere«, beharrte Stiermann.
    »Ich muss da hin!«
    »In einer Viertelstunde beginnt die Pressekonferenz. Sie bleiben hier!«
    »Tut mir Leid, aber da könnte ein Zusammenhang bestehen.« Walde hatte die Tür erreicht. Stiermann wich keinen Schritt zur Seite. Sein Brustkorb hob sich. Er stemmte die Arme in die Taille wie ein Sumo-Ringer vor dem Angriff. Walde hatte einen Entschluss gefasst und ging unbeeindruckt auf ihn zu. Der Polizeichef sah aus, als würde er sich jeden Moment auf Walde stürzen. Walde konnte es nicht vermeiden, die Ellenbogen seines Chefs zu berühren. Er spürte die Spannung darin und drückte sie ein wenig nach hinten. Stiermann rührte sich nicht von der Stelle.
    In Sekundenbruchteilen sah Walde Sequenzen eines Disziplinarverfahrens. Wie der Personalratsvorsitzende zu beschwichtigen versuchte. Leserbriefe in der Tageszeitung zur Suspendierung des Chefs der Mordkommission wechselten mit der Versetzung des Präsidenten in eine EU-Institution in Luxemburg, wo gefallene Größen seines Kalibers bei vollem Lohnausgleich geparkt wurden.
    Walde machte dem Spuk in seinem Kopf ein Ende. Er drückte Stiermanns Arm zur Seite und war draußen. Über die Schulter rief er zurück: »Ich versuche mich zu beeilen, Chef.«
    *
    Ben hatte seine Lockerheit wiedergefunden. Es war eine gute Idee gewesen, eine Stunde länger zu schlafen. In den Morgenstunden würde er in Trier ein ganz gewöhnlicher Tourist sein, und Ben freute sich darauf.
    Auf dem Küchentisch stand die gepolsterte Fototasche mit der Aufschrift FUJI. Er packte Ersatzbatterien und eine zweite Speicherchipkarte für die Kamera ein. Dazu eine Sonnenbrille, einen kleinen Schreibblock und seine Waffe mit einem gefüllten Ersatzmagazin. Das Rad mit den zwei großen Gepäcktaschen ließ er im hinteren Teil des Treppenhauses zurück. Heute machte er eine Sightseeingtour per pedes.
     
    Das hatte er zuletzt zwei Tage lang in Berlin getan. Damals hatte er unter keinem Zeitdruck gestanden, aber es hatte auch zu nichts geführt. Er musste die Aktion letztlich ohne befriedigendes Ergebnis abbrechen und ins Maghreb zurückkehren. Zum letzten Mal nach Nordafrika, wo er die vergangenen zehn Jahre gelebt hatte, und wohin es für ihn, egal, was in den nächsten Tagen geschehen würde, so bald kein Zurück mehr geben würde. Das hatte er beschlossen, bevor er an die Mosel gekommen war. Er würde in

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