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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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quietschenden Reifen und beschleunigte in die entgegengesetzte Richtung.
    »Wo willst du hin?«
    Er ignorierte die Frage und bog nach links ab.
    »Doch nicht durch die Johannisstraße!«
    »Seit wann stören dich Einbahnstraßen?«
    »Seit sie wegen Sanierungsarbeiten gesperrt sind.«
    Harry bremste und riss den Wagen nach links, wo er die Fahrerin eines Ford Ka zu einer Vollbremsung zwang. Nur mit Mühe setzte sie ihren Wagen zurück, während Harry ihr im Millimeterabstand zur Stoßstange folgte.
    Endlich erreichten sie wieder eine breitere Straße, von der Harry in die Fußgängerzone abbog.
    »Liegt gut auf der Straße«, Harry klopfte auf das Lenkrad und umkurvte einen Radfahrer, der ins Schlingern geriet. Sie sausten die Nagelstraße hoch und über die Fahrstraße zur Brotstraße.
    Die meisten Geschäfte hatten noch geschlossen. Dafür war der Lieferverkehr umso dichter. Hinter der Konstantinstraße blockierte ein holländischer Blumenlaster mit Anhänger die Weiterfahrt. In der nächsten Gasse parkte ein Bierlaster, sodass Harry einen weiteren Bogen um die Innenstadt einschlagen musste.
    »Zu Fuß wären wir schon da«, sagte Walde vom Rücksitz.
    »Du vielleicht in deiner aktuellen Form, aber mit meinem Bein ist das noch nicht drin. Aber das kompensiere ich hiermit.« Harry bog von der Meerkatz in die Liebfrauenstraße ein.
    »Autofahren ist etwas, was ich wirklich kann. Da habe ich die totale Kontrolle und bin in meinem Element. Ich und der Wagen, das ist eine Einheit. Ich spüre, wie weit der Wagen in der Kurve ausbricht, den Punkt, wo er sich fängt, wo ich wieder durchstarten kann …«
    Das Auto knallte mit der Breitseite in einen parkenden Wagen.
    Die Scheiben auf der Fahrerseite barsten. Die Insassen wurden nach links geschleudert. Dann trat Stille ein.
    »Der Andere war schuld! Das hab ich klar gesehen!« Gabi war die Erste, die etwas sagte.
    »Aber der hat doch geparkt.« Grabbe fiepte nach Luft.
    »Aber wie!«, regte sich Gabi auf. »Guck doch mal!«
    »Der hält zum Entladen.« Grabbe öffnete seine Tür, kletterte aus dem Wagen. Mit einer Hand an der Dachreling rang er weiter nach Luft.
    Gabi war bereits um den Wagen herum gestöckelt und schaute auf das Nummernschild: »Kommt aus Ravensburg hierher, um so bescheuert zu parken.«
    »Hier ist ein Spielzeugladen …«, presste Grabbe hervor.
    »Auf wessen Seite stehst du überhaupt?«
    »Was soll denn diese Frage? Ruf die Schupo!« Grabbe hatte sich von dem Wagen gelöst und lehnte nun an der Hauswand. »Die Besatzung eines in einen Unfall verwickelten Polizeifahrzeugs darf nicht selbst an der Unfallaufnahme beteiligt sein.«
    »Ist ja gut, du Klugscheißer.«
    »Sag mal, du tust ja gerade so, als hätte ich den Unfall gebaut.« Über Grabbes Kopf hinweg flog ein Schwarm Seifenblasen, der von einem Stoffbären ausgestoßen wurde.
    »Du hängst da genauso drin wie wir alle.«
    »Soll ich Corpsgeist entwickeln?« Walde musste zum Aussteigen über den Sitz zur anderen Seite rutschen und begutachtete nun den Schaden. »Zwei Türen und zwei Kotflügel, eine volle Breitseite. Es könnte sein, dass die Haube und die Heckklappe auch noch was abgekriegt haben.« Er sprach nur noch halblaut, weil mehrere Neugierige stehen geblieben waren, darunter ein untersetzter Mann im dunklen Talar. Walde erkannte den Kaplan des Bischofs, dessen Amtssitz sich nur wenige Häuser weiter neben Dom und Liebfrauenkirche befand. Walde machte sich auf den Weg.
    »Das kannst du doch nicht machen«, protestierte Gabi, »das ist …«, sie überlegte, »so was wie Fahrerflucht.«
    »Wie bitte?«
    »Mir ist die Straße ausgegangen.« Harry kletterte aus dem Wagen und zeigte auf den Seifenblasen produzierenden Reklamebären über dem Eingang des Spielzeuggeschäftes. »Wahrscheinlich ist davon die Straße so glitschig. Wir sollten mal bei der Schupo nachhören, ob an dieser Stelle bereits ähnliche Unfälle passiert sind.«
    »Ich komm’ mit.« Grabbe hatte sich wieder berappelt und folgte Walde, der kopfschüttelnd die Liebfrauenstraße hinunter eilte.
     
    Sie gingen über den Domfreihof. Dabei war Grabbes Schrittfrequenz höher als die seines über wesentlich längere Beine verfügenden Kollegen.
    »Warum so eilig?« Jos vertrauter Bass überraschte Walde.
    »Wir hatten einen Unfall.« Ohne anzuhalten eilte Walde, dicht gefolgt von Grabbe, weiter.
    Jo schloss zu Walde auf. »Seit wann musst du dich um Unfälle kümmern?«
    »Wir hatten einen Unfall, mit dem Wagen, in der

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