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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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der nächste Marathon hier in der Gegend?«
    »Die beiden in der Eifel sind für Anfänger zu anspruchsvoll, und der in Echternach findet erst im November statt. Hast du im Ernst vor, dieses Jahr noch einen Marathon zu laufen?«, fragte Doris.
    »Nein, nur als Alternative …« Annika kippte zur Seite und hielt den Ball wie ein Torwart bei der Parade umklammert.
    »Wie bitte?« Doris setzte sich im Stuhl auf.
    Walde lachte Annika an, die sich noch nicht entschieden hatte, ob sie weinen oder lachen sollte. Als sie losquäkte, nahm er sie auf den Arm und warf den Ball zurück ins Planschbecken. Sofort war das Kind abgelenkt und gestikulierte zum Wasser hin.
    »Ich dachte nur für den Fall, dass es mit Trier nicht klappt.«
    »Was soll mit Trier nicht klappen?«
    »Es gibt eine Terrorwarnung.« Walde spürte, dass er sich auf sehr glattem Terrain bewegte.
    »Wird der Marathon abgesagt?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Dann scheint die Sache nicht so ernst zu sein.«
    »Es wäre mir trotzdem lieber, wenn wir nicht mitmachen würden.«
    Doris nahm ihre Sonnenbrille ab und legte den Kopf schief. »Du kannst das ja machen.«
    »Aber nimm’ Annika nicht mit zum Lauf.«
    »Ach so, ich kann ja in die Luft fliegen.«
    »Nein, aber du entscheidest für dich, das Kind ist dazu noch nicht in der Lage.«
    »Annika kann sich auf ihre Mutter verlassen.«
    »Du kannst das Risiko doch gar nicht abschätzen!«
    »Und du, du kannst das?«
    *
    Durch das offene Tor betrat Ben das Gelände des Klärwerks. Am Vorabend hatte er beobachtet, wie Elmar und seine Kollegen vom Dienst zurückkamen und eine Stunde später mit ihren Privatwagen davonfuhren.
    Zwischen den großen Becken behielt er das Terrain im Auge. Es überraschte ihn, dass er kaum Geruch wahrnahm. Neben einem lang gestreckten Flachbau parkten Elmars Privatwagen und drei weitere Pkws.
    In der offenen Halle stand die Wagenflotte der Wasserwerker in Reih und Glied. Vom Raum nebenan war abwechselnd Klopfen auf Holz und Gelächter zu hören. Sie spielten Karten. Deshalb hatte es gestern so lange gedauert.
    Ben schlich bis zur Tür, wo Elmars Jacke am Haken hing. Er zog das Portemonnaie heraus. In den Geldfächern waren ein Fünfer und etwas Kleingeld. Bis auf die Scheckkarte und den kleinen Zettel mit der vierstelligen Nummer ließ er alles darin.
    Der Reservekanister mit Diesel stand auf der Ladefläche von Elmars Kombi. Gleich neben dem Wagen stand ein Benziner, ebenfalls mit Reservekraftstoff. Ben tauschte die Kanister und spazierte wieder ins Freie. Falls ihm jemand über den Weg laufen sollte, würde er sich nach Müllsäcken erkundigen. Er gelangte unbehelligt hinaus.
    Vom gegenüberliegenden Weinberg beobachtete er, wie drei Männer aus der Halle kamen und mit den Wagen wegfuhren.
    Wenig später verließ ein Mann mit einem Kanister die Garage. Auch ohne Fernglas hätte er Elmar an seiner Figur erkannt. Nun konnte Ben nur noch hoffen, dass Elmars Geruchsinn durch die Arbeit verkümmert war.
    Kurze Zeit später brachte Elmar den Kanister zurück und fuhr mit seinem Privatwagen, ebenfalls ein Diesel wie der orangefarbene Transporter, aus dem Tor. Keine hundert Meter weiter blieb der Wagen stehen. Elmar stieg aus und öffnete die Motorhaube. Dunkler Rauch quoll hervor. Ben sah, wie er mit der Faust auf den Kotflügel schlug.
    *
    Während Walde den Garten aufräumte, spürte er, wie sich seine Laune besserte. Er hätte sich vorhin diplomatischer ausdrücken können. Er wusste, wie sehr Doris jede Minute an der frischen Luft genoss, auch wenn der Sommer bisher reichlich Gelegenheit dazu geboten hatte. Nun war sie bereits seit über einer halben Stunde mit Annika in der Wohnung verschwunden.
    Er fand die beiden im Wohnzimmer, wo sie gemeinsam ein Bilderbuch ansahen. Doris ließ sich das Kind aus dem Arm nehmen und ging, ohne ihn anzuschauen, wieder auf die Terrasse zurück.
    Eine Zeit lang half er Annika beim endlosen Aufsetzen von Kugeln auf die Kugelbahn. Seine Gedanken sprangen hin und her zwischen den Gründen, die für und gegen einen Anschlag auf die Stadt sprachen. Doris hatte ähnlich wie Stiermann argumentiert. Warum sollte ausgerechnet ein verschlafenes Nest wie Trier Ziel eines Anschlags sein? Andererseits würde hier ein spektakulärer Anschlag genauso wie in einer anderen Stadt das Interesse der Medien finden. Bis zu dem Amoklauf zweier amerikanischer Schüler war Columbine ebenfalls kein Begriff gewesen.
    Schließlich hatte Annika genug. Er hob sie hoch und ging mit

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