Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
hab’s denen nicht gegeben.«
    »Könnte es denn eine andere Person weitergegeben haben?«, versuchte es Grabbe.
    »Das ist möglich.«
    »Und wer, bitteschön, könnte das gewesen sein?«
    »Jedenfalls niemand von außerhalb.«
    »Also eine Kollegin oder ein Kollege.«
    Rob nickte leicht.
    »Und wie heißt der oder diejenige?«
    Rob zuckte mit den Schultern.
    »So kommen wir nicht weiter.« Walde erhob sich. »Wenn dir was dazu einfällt, lass’ es uns wissen. Wir werden in der Zwischenzeit darüber nachdenken, ob wir in dieser Angelegenheit eine Untersuchung beantragen sollen.«
    Rob verließ das Zimmer.
    *
    Ben hatte seinen Rucksack neben sich auf den Sitz der Buslinie 8 gestellt. Niemand der übrigen fünf Fahrgäste, die in den Reihen vor ihm saßen, interessierte sich für ihn. Die Haltestelle Biewer-Süd’ leuchtete auf der schmalen Anzeigentafel vorn im Gang auf.
    Ben blieb sitzen. Es war noch zu früh zum Aussteigen. An der nächsten Haltestelle stieg ein Mann mit dunkler Hornbrille ein. Er nickte dem Fahrer zu und blieb gleich beim ersten Fahrgast stehen, der ihm etwas zeigte. Es handelte sich offensichtlich um einen Kontrolleur. Ben hielt bereits seinen Fahrschein in der Hand, als der Mann ihn erreichte. Der prüfte das Ticket, indem er es nah vor seine dicken Brillengläser hielt, und gab es Ben zurück.
    Hinter Ben saß kein Fahrgast mehr. Für den Kontrolleur war die Arbeit getan. Er setzte sich in eine Bank, musterte Ben und schaute dann zum Fenster hinaus.
    Der Vorort schien aus einer langen Straße zu bestehen. Der Bus hatte bereits zum vierten Mal gehalten. Endlich tauchte links der Friedhof auf. Ben langte nach dem Halteknopf. Er stand bereits im Gang, als der Bus die Haltestelle in vollem Tempo passierte.
    Der Kontrolleur war ebenfalls aufgestanden und tippte ihn am Arm: »Ihren Fahrschein, bitte!«
    »Aber, hab’ ich schon.«
    »Der ist jetzt nicht mehr gültig.«
    Ben nahm den Fahrschein aus der Tasche: »Ich hab’ nur den.«
    »Der ist aber jetzt nicht mehr gültig. Der Bus hat an der letzten Haltestelle die Kernzone verlassen, ab hier gilt die Außenzone.«
    »Ich will ja nicht Außenzone.«
    »Aber Sie sind hier unterwegs und besitzen keinen gültigen Fahrausweis. Ich muss deshalb vierzig Euro wegen Schwarzfahren von Ihnen einziehen.«
    »Wie bitte?« Ben traute seinen Ohren nicht.
    »Wenn Sie nicht zahlen möchten, wird Ihnen eine Rechnung von den Stadtwerken nach Hause geschickt. Im Falle, dass nach Ablauf der Widerspruchsfrist das Geld nicht gezahlt ist, wird Anzeige gegen Sie erstattet«, ratterte der Mann seinen Text herunter.
    »Ich wollte raus.«
    »Warum sind Sie dann noch im Bus?« Die Augen des Mannes wurden durch das Glas der Brille stark vergrößert.
    »Er nicht halten.«
    »Sie müssen nur rechtzeitig drücken, hier«, der Kontrolleur erhob seine Stimme.
    Einige Fahrgäste hatten sich nach ihnen umgedreht. Der Bus verlangsamte seine Fahrt und schwenkte in eine Haltebucht ein. Die beiden stiegen aus. Der Kontrolleur hielt nun ein Funkgerät in der Hand. Er signalisierte dem Fahrer, er könne seine Fahrt fortsetzen.
    »Sie geben mir jetzt entweder die vierzig Euro oder zeigen mir Ihren Ausweis, sonst rufe ich die Polizei.«
    Während Bens Ausbildung waren viele mögliche Komplikationen durchgespielt worden, oft nur mit Worten. Aber auf diese Situation hatte ihn niemand vorbereitet.
    Natürlich war es ungerechtfertigt, was dieser Mensch von ihm verlangte. Mit deutscher Gründlichkeit war das nicht mehr zu erklären, aber das war alles nur nebensächlich gegenüber dem großen Ziel, das er verfolgte. Er durfte nicht emotional werden.
    »Meine Frau liegt auf Friedhof.« Ben zog den Reißverschluss seines Rucksacks auf und nahm die Hacke heraus. »Ich will Grab pflegen.«
    »Guter Mann, das tut nichts zur Sache.« Der Kontrolleur wich zwei Schritte zurück.
    »Komm mit, ich dir Grab zeigen.«
    »Packen Sie sofort die Hacke zurück. Sonst muss ich das als Drohung werten.«
    »Ich habe nicht genug Geld dabei.« Das entsprach der Wahrheit. Ben hatte nur zwanzig Euro eingesteckt, als er das Haus verließ.
    Er steckte die Hacke in den Rucksack und nahm sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche. Dabei streifte seine Hand am Halfter der Pistole dicht über dem Hosengürtel vorbei.
    »Das ist alles.« Ben hielt dem Kontrolleur den aufgefalteten Geldbeutel hin.
    Der Mann kam ein Stück näher und beugte sich vor. »Ich tue nur meine Pflicht.«
    Das haben die Deutschen schon vor sechzig

Weitere Kostenlose Bücher