Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
er sicher mit. »Kann ich mal telefonieren? Der Akku von meinem Handy ist leer.«
    »Klar.« Philipp tappte in Richtung Küche.
    Walde folgte ihm, schloss die Tür hinter sich und flüsterte: »Ist Lutz noch hier?«
    Philipp schaute ihn einen Augenblick prüfend an. »Wir hatten klar vereinbart … und wie kommst du darauf, dass er so heißen könnte?«
    »Ich tu ihm nix«, versuchte Walde die Bedenken zu zerstreuen. »Ich will ja nur von Lutz die Karte aus der Kamera haben.« Philipp schenkte sich Tee in eine Tasse ein und ging zur Tür zurück.
    Die Holztreppe knarrte.
    »Wer ist das?« Walde ging zur Tür, vor der Philipp stand und seelenruhig aus seiner Tasse trank.
    »Keine Ahnung.«
    »Darf ich?« Walde wollte Philipp nicht zur Seite drängen, zumal der immer noch die Tasse an die Lippen hielt.
    »Ja, Moment.«
    Philipp hatte ihn in die Küche gelotst, um seinem Freund den Rückzug zu ermöglichen.
    »Der Lutz soll mir nur die Speicherkarte aus der Kamera geben.«
    Unten schlug die Haustür zu.
    »Mist, mach’ Platz!« Er schob Philipp zur Seite »Draußen ist Gabi.«
    Walde lief die Treppe hinunter, fing den Schwung am unteren Geländerpfosten ab und riss die Haustür auf. Er sah, wie sich ein Radfahrer über das Pflaster des Hofes Richtung Tor bewegte, in dem Gabi mit ausgebreiteten Armen wie ein Halt gebietender Verkehrspolizist stand.
    »Tu ihm nichts!«, rief Walde.
    »Bleib stehen!«, rief Gabi.
    Der Radfahrer schien links an Gabi vorbei zu wollen, bremste scharf ab, als sie in diese Richtung reagierte, und versuchte es auf der anderen Seite.
    Gabi stieß sich blitzschnell von der einen Seite des Tors ab.
    Ihre nach vorn gestreckte Hand sauste am Oberkörper des sich duckenden Radfahrers vorbei ins Leere.
    Walde glaubte schon, der Radfahrer wäre entkommen, da hörte er das helle Klirren von Metall auf Metall.
    Das Rad blieb abrupt stehen. Der Fahrer wurde über die Lenkstange katapultiert und landete auf dem Bürgersteig.
    Walde rannte zu dem vor der Toreinfahrt liegenden jungen Mann. Der Griff des Lenkers hatte sich im Schmiedeeisen des Tores verhakt. Lutz lag gekrümmt auf dem Asphalt.
    Walde beugte sich über ihn: »Alles in Ordnung?«
    »Ich hab’ selten eine so blöde Frage gehört«, stellte Gabi fest.
    »Ging das nicht etwas sanfter?«, fauchte Walde seine Kollegin an.
    »Ich hätte ihn auch abknallen können.«
    Lutz bewegte vorsichtig Arme und Beine. Er wusste nicht einmal, wie er auf den Boden aufgeschlagen war. Hoffentlich nicht wieder mit dem Kopf.
    »Das war keine Absicht«, hörte er den Mann sagen, der sich mit der brutalen Tussi stritt, die ihn aus dem Sattel geholt hatte.
    »Klar doch«, Lutz stellte fest, dass er seine Kiefer ebenfalls bewegen konnte.
     
    Philipp kam hinzu. Er besah sich das Rad und tauschte dabei einen Blick mit Lutz, der sich aufgesetzt hatte und bleich mit dem Rücken am Tor lehnte.
    »Ich dachte, keine Ahnung, du bist anders«, murmelte Philipp.
    »Anders als wer?«, fragte Walde.
    »Die anderen Bullen.«
    Nach einem Seitenblick auf Gabi, die so tat, als wäre ihre Zigarette das Einzige, was sie auf der Welt noch interessierte, sagte Walde: »Dein Freund ist ein Zeuge, wirklich nicht mehr.«
    »Wenn ihr so mit Zeugen umgeht, dann aber …«
    »Das war nicht so …«
    »Deshalb bin ich ja zu dir gekommen, weil Lutz so was befürchtet hat.«
    »Ich verspreche dir, dass Lutz jetzt sicher ist«, sagte Walde.
    »Ganz sicher?«
    Walde nickte.
    »Und er muss nur mit dir reden?«
    Walde nickte wieder.
    »Und ihm passiert nichts, und er hat am Ende auch keine Anzeige am Hals?«
    »In Ordnung.«
    Philipp half seinem Freund auf die Beine. »Gut, dann holen wir mal den Fotoapparat und so.«
    *
    »Ich hab’ gleich eine Kopie für Robert gebrannt«, Grabbe fächerte sich mit der CD Frischluft zu, als er in Waldes Büro kam und schnurstracks auf den Rechner zumarschierte. »Es ist eine 256er-Karte, da gehen bei mittlerer Auflösungseinstellung eine Menge Fotos drauf, sieh …«
    »Moment, bin sofort wieder zurück.« Walde schob seinen Stuhl nach hinten, stand hastig auf und eilte aus dem Zimmer.
     
    Gabi saß neben Robert am Schreibtisch. Die Klappe des CD-Laufwerks stand offen. Robert öffnete gerade eine CD-Hülle.
    »Habt ihr die von Grabbe bekommen?«, fragte Walde ohne zu grüßen.
    Robert schaute ihn verwundert an und nickte.
    »Kann ich die haben?« Walde streckte ihm fordernd die offene Hand entgegen.
    »Aber er hat doch noch eine …«
    »Die brauchen wir auch«,

Weitere Kostenlose Bücher