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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Schacht in den Kanal zurück, weil von oben der Regen herunterplatschte.
    »Möchtest du vorgehen?«, fragte Meier.
    Grabbe zwängte sich an ihm vorbei. Hinter sich hörte er ein Feuerzeug schnippen.
    »Und wenn hier Gas ist?« Er drehte sich um, wo bereits eine Zigarette aufglühte. Grabbe kam nicht mehr dazu, den Kopf zu schütteln. Sein linker Stiefel blieb an einem Hindernis hängen. Er stolperte, versuchte vergeblich, sich mit dem rechten Fuß zu fangen und stürzte in die Brühe.
    Seine Hände schmerzten, aber immerhin hatte er vermeiden können, dass sein Kopf in die Kloake eintauchte. Er richtete sich auf, spürte, wie ihn Meier stützte. Vorsichtig tastete er mit seinem Stiefel den Morast ab. Da lagen Steine, über die er gestolpert war.
    »Da!« Meier strahlte mit der Lampe die Ziegel neben Grabbes Kopf an. Blitzschnell drehte sich eine große Ratte um. Ihr Schwanz schlug gegen Grabbes Schulter, der vor Schreck aufschrie. Das Tier verschwand im Dunkeln.
    Plötzlich schienen Grabbes Knie aus Gummi zu bestehen. Er stützte sich mit den geschundenen Händen an der Abrisskante der Mauer ab.
    »Mensch, guck mal.« Meier leuchtete Richtung Decke. Grabbes Blick folgte mühsam dem Schein der Taschenlampe. Da war keine Decke. Die Ziegel waren herausgebrochen. An ihrer Stelle tat sich ein dunkler Spalt auf.
    Oben rummste es gewaltig. Grabbe zuckte zusammen, weil er fürchtete, der Tunnel stürze ein.
    »Was war das?«
    »Donner!« Meier warf seine Kippe ins Abwasser, das ihnen bis zu den Schäften der Stiefel reichte. Dann richtete er die Taschenlampe wieder auf den Spalt in der Decke. Erst jetzt bemerkte Grabbe, dass er seine Lampe verloren hatte. »Wahnsinn«, entfuhr es Meier. »Guck dir das mal an!« Grabbe zwängte sich neben seinen Kollegen und blickte nach oben.
    »Mein Gott!« Grabbe spürte, wie sein Körper kalt und starr wurde. Das Blut stockte ihm in den Adern.
    *
    »Schöne Scheiße.« Gabi schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das ist nicht der Täter, sondern das Opfer. Aber was hat das mit dem Chip auf sich?«
    Sie ging nach vorn, wo Barthel, die Hände im Nacken verschränkt, im Gang stand und beobachtete, wie an den Rechnern gearbeitet wurde.
    »Kennen Sie sich mit der Technik aus, also speziell mit dem, was so einen Chip angeht?«
    Barthel wandte seinen Blick nicht von den Monitoren: »Der Chip besteht hauptsächlich aus Kunststoff. In der Mitte enthält er in einem schmalen Röhrchen einen Sender. Der Teppich, also die Matte, über die im Ziel an der Porta Nigra gelaufen wird, lädt den Chip auf. Der sendet dann einen ganz bestimmten Impuls ab, mit dem die Zeit des Finalisten festgehalten wird.«
    »Und unterwegs?«, fragte Walde.
    »Wie unterwegs?«
    »Kann der Chip auch unterwegs irgendwelche Signale abgeben?«
    »Nee, macht er nicht.«
    »Lass den Peffer stoppen!«, sagte Walde.
    »Was denkst du, warum ich gerade das Funkgerät … Verdammter Mist!« Gabi drückte an dem Gerät herum. »Das Ding hat den Regen nicht vertragen.«
    »Warte«, Walde hastete aus dem Wohnwagen. Der Regen hatte so plötzlich aufgehört, wie er begonnen hatte. Unter den Torbogen hatten sich Wasserpfützen gebildet. Neben der Ehrentribüne fand Walde eine Gruppe Polizisten, die tapfer ausharrten, obwohl sich die Ehrengäste verkrümelt hatten. Nach und nach kehrten sie nun zurück und wischten ihre Plätze trocken.
    »Meins ist kaputt, kann ich mal eins von euren benutzen?« Walde hielt Gabis Funkgerät hoch.
    »Bei uns funktioniert schon seit einer halben Stunde nichts mehr.«
    *
    Grabbe wünschte, er befände sich in einem Albtraum und würde jeden Moment aufwachen. Sein Bewusstsein hatte sich auf eine andere Ebene begeben. Meier zog ihn hinter sich her aus dem Gefahrenbereich. Seinem Kollegen war es offensichtlich ebenfalls nicht geheuer unter dem Spalt in der Decke, aus dem die Bombe ragte.
    »Da steckt was im Zünder.« Meier blieb keuchend stehen. »Irgendein elektronisches Teil, weiß der Geier, was das soll.« Es schien ihn nicht zu stören, dass ihm die Brühe in die Stiefel lief. Das Abwasser hatte seine Fließgeschwindigkeit deutlich erhöht. Inzwischen rauschte es schäumend durch den Kanal.
    »Das Funkgerät macht Zicken. Hier unten gibt es keinen Empfang, wir müssen zurück.«
    »Lieber Gott, lass das alles nicht wahr sein«, betete Grabbe und hastete hinter Meier her. Wenn die Bombe einen Zeitzünder hatte, würde sie bald hochgehen. Dann gab es hier unten keine Überlebenschance.
    »Komm, wir

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