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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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der Trierer Mordkommission rückten näher zusammen.
    »Dem Mann fehlt es an Vorstellungskraft«, sagte Gabi halblaut. »Der Kanalarbeiter ist jemandem in die Quere gekommen.«
    »Das sehe ich genauso, aber es ist auch möglich«, sagte Meier, »dass der Täter durch diese Begegnung sein Vorhaben abbrechen musste.«
    »Ich hab’ noch die Sache mit der Startnummer zu klären«, sagte Walde. »Kümmert ihr euch um die Geschichte hier?«
     
    Als Walde sich unter Schmerzen die Treppen zum Hauptmarkt hinaufschleppte, hörte er das vertraute Klappern von Gabis Absätzen hinter sich. Ein gewaltiger Windstoß fegte über den Platz. Ihn fröstelte. Es war so dunkel, als hätte bereits die Dämmerung eingesetzt. Ein Blitz zuckte aus den dunklen Wolken. Unmittelbar danach folgte ein gewaltiger Donner, der das Pflaster unter Waldes Füßen erzittern ließ.
    Die Zuschauermenge auf beiden Seiten der Laufstrecke harrte geduldig aus.
    »Wir müssen zu Barthel an die Porta«, rief Walde seiner Kollegin zu.
    Sie mühten sich, in dem engen Gässchen hinter den Zuschauern vorwärts zu kommen. Gabi drängelte sich durch die Menge zur Absperrung.
    »Achtung, zurück!« Sie schob zwei der Gitter auseinander und zwängte sich auf die Laufstrecke. Walde folgte ihr. Neben ihnen klatschten Laufschuhe auf das Pflaster. Einzeln und in Gruppen eilten die Läufer dem Ziel entgegen, das sie bereits vor Augen hatten.
    »Lass’ uns einen Zahn zulegen.« Gabi trabte los. Walde versuchte ihr zu folgen. Der Schmerz ließ etwas nach, aber seine Beine fühlten sich immer noch an, als seien sie mit einem Baseballschläger bearbeitet worden. Bis zum Ziel an der Porta Nigra waren es noch hundert Meter.
    Von den Seiten brauste Applaus auf. Walde fragte sich, was wohl Doris und Annika machten. Er schaute auf seine Uhr: 12.30. Wenn alles gut ging, waren die beiden in einer halben Stunde im Ziel.
    »Kannst du nicht ein bisschen schneller?«, feuerte ihn Gabi an. »Ich dachte, du hast so viel trainiert.«
    Walde spürte, wie seine Muskeln allmählich wärmer wurden. Inzwischen herrschte eine Dunkelheit, wie er sie tagsüber zuletzt vor Jahren bei der Sonnenfinsternis erlebt hatte. Wieder fuhr ein heftiger Windstoß durch die Straße, blähte die Werbebänder über den Absperrgittern und riss Walde die Kappe vom Kopf. Als er sich danach bückte, jagte ein Schmerz durch seinen Rücken, als habe man ihm einen Stromschlag versetzt. Er ging vorsichtig weiter, während Blitze über den Himmel zuckten, gefolgt von lang anhaltendem Donnern.
    »Los, wo bleibst du denn?« Gabi war stehen geblieben.
    »Los, das schaffst du!«, feuerte ihn nun auch noch eine Zuschauerin an. Gleichzeitig öffnete der Himmel seine Schleusen.
    In wenigen Sekunden war Walde klatschnass. Es goss wie aus Kübeln. Auf dem Pflaster stieg das Wasser, weil es keine Möglichkeit hatte, so schnell abzufließen. Die Porta war hinter einem Vorhang aus Regen verschwunden. Ein gewaltiger Donner ließ Walde mitten im Lauf stehen bleiben.
    »… in charmanter Begleitung kommt mit der Startnummer 3.312 Waldemar Bock ins Ziel.«
    *
    »Ich fasse zusammen.« Die sechs Mitglieder des Sonderkommandos umringten von Manstein. »Ihr nehmt euch die Kanäle jeweils zu zweit vor, immer in Kontakt bleiben und Schusswaffen bereithalten, die Zielperson kann sich noch hier unten aufhalten.« Die Männer zogen die Masken über ihre Gesichter.
    »Da sind aber vier Kanäle«, war Meiers emotionslose Stimme zu hören.
    Von Manstein schaute schweigend auf die drei vor ihm liegenden Steinbögen, aus denen sich das Abwasser in die breite Rinne ergoss, die in einen gegenüberliegenden vierten Stollen führte. »Dann müssen wir halt im Anschluss …«
    »… wir können ja auch einen übernehmen.«
    Hatte Grabbe richtig gehört? Hatte Meier noch alle Tassen im Schrank? Er sah, wie Meier seine Zigarette austrat und auf die an der Wand lehnenden Taschen mit Ausrüstung wies.
    »Wenn wir uns Helme und Stiefel nehmen können? Waffen haben wir selbst dabei.«
    »Ich denke, wir warten besser«, sagte von Manstein. »Das ist nichts für Sie.«
    »Was glauben Sie, was wir machen würden, wenn Sie und Ihre Leute nicht da wären?«
    »Na gut, dann übernehmen Sie diesen hier«, von Manstein deutete auf den großen Kanal, in den die drei kleineren flossen.
    »Ich würde lieber in den da gehen«, Meier wies mit seiner eben angezündeten Zigarette auf den mittelsten Stollen, der unter der Simeonstraße hindurchführte.
    »Na gut«, von

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