Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
Ziemlich weit oben entdeckte er eine Öffnung, aus der ein Rinnsal die Wand herunter in das Abwasser zwischen seinen Stiefeln floss. Wenn da etwas mit Wucht herunterkam, hatte er kaum Chancen auszuweichen.
    »Können wir weiter?« Meier bückte sich in den Schacht und versuchte, auf dem glitschigen Grund seinen Rhythmus wieder zu finden. Hinter ihm richtete sich Grabbe in dem Schacht auf und streckte seinen Rücken. Über ihm trommelte es heftig auf die Kanaldeckel. Unablässig tropfte Wasser herunter.
    Er bückte sich und folgte Meier, der weit in den Stollen eingedrungen war. Täuschte er sich oder verengte sich das Mauerwerk? Das Licht seiner Taschenlampe streifte immer wieder die Hausanschlüsse. Mit einem Mal lief Flüssigkeit aus allen Anschlüssen. War der Pegel des Abwassers gestiegen? Grabbe spürte, wie der Druck auf seine Brust zunahm.
    *
    Sie fanden Barthel vor einem Wohnmobil. Dort hatte er sich mit mehreren Helfern unter ein Vordach zurückgezogen. Niemand von ihnen hatte einen trockenen Faden am Leib. Barthel sprach in ein Handy. Seine Hutkrempe hing schlapp bis auf die Stirn herunter.
    Als Walde ihm auf die Schulter tippte, sagte er, das Handy für einen Sekunde an die Brust drückend, ohne aufzuschauen: »Moment!«, und ins Telefon: »Ja, klar werden wir den bezahlen, nun schickt den Bus endlich los!«
    Er sah zu Walde auf, schien ihn aber nicht zu erkennen.
    »Kripo Trier, Bock. Wir brauchen die Startnummer zu einem Chip«, sagte Walde.
    »Wenns weiter nichts ist. Kein Problem.« Barthel lachte. Es war ein seltsames Lachen. »Aber die Zeit dazu, die wollen Sie nicht haben?«
    »Nein, Sie haben das alles doch bestimmt im Rechner.«
    »Der Rechner«, Barthel lachte wieder. »Der steht trocken im Wohnmobil.«
    »Das ist doch gut so.«
    »Ist aber trotzdem ausgefallen.« Barthel schaute Walde prüfend an. »Sie wissen, was das bedeutet?«
    »Es sind Daten verloren gegangen?«
    »Das wissen wir noch nicht, jedenfalls haben wir seit fünfzehn Minuten keine elektronische Zeitnahme mehr und müssen alles von Hand notieren. Etliche Läufer haben irgendwo auf der Strecke den Lauf abgebrochen und die, die sich ins Ziel quälen, möchten ja wohl zumindest eine Urkunde mit ihrer Zeit drauf.« Barthel fasste sich an die Stirn. »Das ist eine absolute Katastrophe.«
    »Tut mir Leid, aber wir brauchen unbedingt die Starterlisten«, beharrte Walde.
    »Dann kommen Sie, ist sowieso egal, ich geb’ Ihnen meine Ausdrucke.«
    Der Mann schien kurz vor dem Nervenzusammenbruch zu stehen. Sie folgten ihm ins Mobil. In der Tür blickte Walde zurück. Vor Nässe triefende Läufer stolperten an zwei ebenso nassen Mädchen vorbei, die hektisch etwas auf Klemmbretter kritzelten, die sie vor ihre Bäuche pressten. In dem Wagen war es heiß. Wände und Fenster waren beschlagen. An einer mit Rechnern und Monitoren überladenen Konsole werkelten zwei Männer mit schweißglänzenden nackten Oberkörpern. Sie blickten nicht einmal auf, als sich Gabi und Walde hinter ihnen vorbeidrängten. An einem überfüllten Tisch im hinteren Teil, auf dem sich Kaffeebecher und Teller stapelten, nahmen sie Platz. Gabi schob das Geschirr zur Seite.
    »Einen Moment, bitte.« Barthel ging zurück und kam mit einem dicken Bündel Computerausdrucken wieder. »Es sind 6.348 Teilnehmer. Wenn Sie mich brauchen, finden Sie mich vorn.«
    »Oder in der Psychiatrie«, flüsterte Gabi.
    Walde zog das Bündel zu sich heran. Am Ende der ersten Seite stand die Startnummer 49. Bei 50 pro Seite waren mehr als einhundertzwanzig bedruckte Blätter durchzusehen.
    Walde löste die Bindung und reichte Gabi etwa die Hälfte.
    »Hier«, er tippte auf die letzte Spalte. »Da musst du suchen, unter Chip-Nummer. Wir suchen nach DN – 41NV7.«
    »DN – 41NV7«, wiederholte Gabi.
    »Genau.«
    Walde ließ den Finger an der Liste entlang gleiten. Er griff nach dem zweiten Blatt. Ein Teil darauf war verwischt. Offensichtlich war Wasser in die Folie gedrungen.
    »Wie war das noch mal?«, fragte Gabi.
    »DN-41NV7.«
    Sie überprüften Seite um Seite. Vorne im Wagen wiederholten sich die Geräusche von immer wieder neu hochfahrenden Rechnern.
    »DN – 41NV7?«, fragte Gabi.
    »Jaaha.«
    »Bist du wirklich sicher? DN – 41NV7?«
    »Jaah, sicher!« Walde schaute genervt von seiner Liste hoch.
    »Dann hat unser Täter die Startnummer 60.«
    »Wie bitte?«
    »Startnummer 60, Guy Peffer!«
    *
    Endlich hatte Grabbe seinen Kollegen Meier eingeholt. Der beugte sich fluchend aus einem

Weitere Kostenlose Bücher