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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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wenn ich Ihnen das sage?«
    »Einen
Arschtritt.«
    »Und wenn
nicht?«
    »Dann wirst du
dich nach dem Arschtritt sehnen.«
    Gollembeck
lächelte. Remmer wusste immer noch nicht so recht, ob der Mann
ein Spiel mit ihr trieb oder den Unsinn ernst meinte, den er von
sich gab.
    »Wollen Sie eine
Geistergeschichte hören, wie sie kleine Jungs lieben? Ist auch
was für kleine Mädchen.«
    Sie antwortete
nicht.
    »Da gab es einen
Keller unter dem Laden eines Bestattungsunternehmens in Deutz.
Gruselt es schon? Auf dem Plattenspieler liefen Cure-Scheiben und
so was, und die Jungs haben ein bisschen mit Gläsern gespielt.
Daher kenn ich die. Kinder, die mit Geistern spielen und Angst
bekommen, wenn's mal richtig zur Sache geht.«
    Remmer ging
zurück zu ihrem Stuhl.
    »Haben Sie auch
mit Gläsern gespielt?«
    »Natürlich
nicht. Ist doch Unsinn, so was. Kinderkram. Die haben ein Glas in
die Mitte eines Tisches gestellt, drum herum Buchstaben gelegt und
dann die tote Oma von dem Bestatter-Sohn gerufen. Alles echt
gruselig und völlig schwachsinnig. Ein Freund hat mich mal
mitgenommen, um mir die Pappnasen vorzustellen. War ein ganz
abgefahrener Abend. Es raschelte im Nebenraum, und die Jungs
glaubten, sie hätten Luzifer persönlich am Haken. Als sie
die Tür aufmachten, kam ihnen voll der Wind entgegen, obwohl
das Fenster zu war. Und die Bibel, die sie dort vorher auf einen
Tisch gelegt hatten, war aufgeschlagen. Da war die Aufregung
natürlich groß. Hoho, der Teufel war da, und die tote
Oma hatte den Kontakt hergestellt.«
    Gollembeck machte sich
eine neue Zigarette am Stummel der alten an. Seine Hände
zitterten.
    »Na ja, ich bin
mit einigen von diesen Geisterjägern ein bisschen in Kontakt
geblieben. Ich habe ihnen ein paar Sachen gezeigt, die spannender
waren als dieser Gläser-Quatsch. Dinge, die man fürs
Leben braucht, und so etwas, verstehen Sie?«
    »Nein«,
sagte Remmer trocken. »Was haben Sie ihnen
gezeigt?«
    Gollembeck
stöhnte.
    »Ich muss Ihnen
nichts sagen.« Er blies den Zigarettenrauch durch die
Zahnlücken. »Aber ich will als Missionar nicht vor der
Herausforderung zurückschrecken, dumme Menschen zu
belehren.«   
    Remmer reagierte
nicht.
    »Es gibt bessere
Methoden, um mit ihm in Kontakt zu treten. Erprobte Methoden,
gesicherte Erkenntnisse.«
    Er lehnte sich
zurück, schien nachzudenken.
    »Ich hab's auch
lange nicht gemacht. Ich mache eine kreative Pause, verstehen Sie?
Ich sammele mich für höhere Aufgaben. Bin ein bisschen
gesundheitlich angeschlagen, da bleibt man besser zu
Hause.«
    »Was waren das
für erprobte Methoden?«
    »Rituale eben.
Anleitungen für Rituale. Magische Zeichen auf dem
Fußboden, Wachspuppen, geklaute Hostien, Feuer und so
etwas.«
    »Und viel Blut,
oder?«
    »Blut
gehört zu manchen Ritualen dazu. Da musste schon mal ein
Hühnchen sterben.«
    »Sie meinen
ausbluten.«
    Er zuckte
gleichgültig mit den Schultern.
    »Haben Sie auch
das Blut von anderen Lebewesen benutzt?«
    »Sie meinen, vom
Lebewesen Mensch?«
    »Zum
Beispiel.«
    »Kann schon
sein. Aber niemand musste dafür sterben. Das ging auch ohne.
Der Mensch hat sieben Liter Blut in sich. Da kann man schon mal was
von abgeben. Frauen stoßen es sogar ganz freiwillig
ab.«
    »Das Blut vom
Mond.«
    »Genau, Sie
kennen sich aus, schöne Frau. Haben Sie das mal
getrunken?«
    Remmer hatte sich
bereits lebhaft vorgestellt, wie irgendwelche Spinner den Ausfluss
der weiblichen Monatsblutung mit anderen Exkrementen vermischten
und trinken mussten. Trotzdem überkam sie erneut der
Ekel.
    »Ich auch
nicht«, fuhr Gollembeck fort, ohne die Antwort der
Kommissarin abzuwarten. »Fand ich ein bisschen
übertrieben. Der Mensch hat das Recht, zu trinken, was er
will. Hat auch Crowley gesagt. So ist es.«
    »Was war mit
Vosskamp, Leuschen und Höllerbach?«
    »Keine Ahnung.
Ich habe sie ein paar Mal zu Treffen mitgenommen, dann haben sie
angefangen, eigene Sache zu machen. Der Rest der Mannschaft war
davon wenig begeistert, und ich hatte den Auftrag, sie wieder
zurückzuholen. Ein bisschen Kontrolle war schon nötig,
damit die Leute keinen Unsinn
machten.«       
    »Und? Haben Sie
sie zurückgeholt?«
    »Nein. Sie
wollten nicht. Sie haben allein weitergemacht. Die Jungs waren
völlig aus dem Häuschen, haben sich fast jede Nacht
getroffen, und die Mädchen fanden es total aufregend, mit den
Pennern mitzuziehen. Die haben sich gefühlt wie Krieger. Ganz
schön lächerlich, wenn man sieht, was aus ihnen geworden
ist. Nichts ist

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