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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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zu
können. Sie musste durch den Mund atmen, um nicht den
üblen Gestank aufzunehmen, den Gollembeck verbreitete. Ihr
kamen die Ekeltests in den Sinn, die dieser Crowley von seinen
Jüngern verlangt hatte, um Selbstbeherrschung zu erlernen.
Jetzt war die Zeit für ihren Ekeltest. 
    »Sie brauchen
uns hier nichts vorzuspielen. Sie sind ein Wrack. Wir kennen den
Mist, den Sie da zitieren. Der Mensch hat das Recht, diejenigen zu
töten, die ihm die Rechte zu nehmen suchen.
Stimmt's?«
    Während sie das
sagte, packte sie ihn mit der linken Hand fest an der Schulter und
drückte ihn in den Müll. »Deshalb sind wir hier.
Wir suchen den, der Vosskamp, Leuschen und Höllerbach
getötet hat. Denjenigen, der sich das Recht genommen hat, zu
entscheiden, ob die leben oder sterben sollen.«
    »Verräter
verdienen den Tod. Es ist gut, dass das jemand übernommen
hat«, antwortete Gollembeck völlig unaufgeregt.
»Sie haben sich angepasst, es sich nett gemacht in diesem
bürgerlichen Scheiß und damit unsere Sache verraten, da
kann so was passieren.«
    »Unsere
Sache?«, fragte Remmer. »Was ist das? Ihre
Müllhalde hier? Ihr Leben? Sie haben die Sache doch
längst selbst verraten.«
    Gröber wunderte
sich über die Taktik seiner Kollegin.
    »Sie wissen
nichts«, flüsterte Gollembeck. Seine Miene verfinsterte
sich. War es bislang Gleichgültigkeit, die aus seinen Augen
sprach, so wirkte er nun gefährlich. Remmer hatte den Griff
gelockert, sodass er sich langsam von der Matratze erheben konnte.
So gewann er eine ganz neue Statur. Der schmutzige Mann wirkte
plötzlich äußerst kräftig. Seine Augen
funkelten. Er sprach nun deutlich, sein Tonfall erinnerte Remmer an
lang vergangene Zeiten, als sie einen katholischen Priester bei der
Wandlung am Altar erlebt hatte.
    »Nur die
Höchsten sind unser. Sie werden jubeln, unsere Erwählten.
Wer trauert, gehört nicht zu uns«, rief Gollembeck, ohne
Gröber und Remmer anzusehen. Dann lachte er, während
er vom Sofa
langsam in den Raum trat. »Sie kommen hierher und
belästigen mich mit profanem Mist. Warum tun Sie das? Wer sagt
Ihnen, was Sie zu tun haben? Ihr Chef, Ihr Gewissen, Ihr
Pflichtgefühl? Drei Menschen weniger auf einer Welt, auf der
täglich Tausende durch Kriege, Hunger und Naturkatastrophen
sterben. Was für einer großen Aufgabe gehen Sie da nach?
Welch hehres Ziel verfolgen Sie da, wenn Sie hierher kommen und
mich nach drei Kriechtieren fragen, die das Glück hatten,
andere Menschen nicht mehr durch ihre Anwesenheit belästigen
zu müssen, weil ihnen jemand das Licht ausgeblasen hat? Wenn
das kein Grund zur Freude ist?«
    Remmer sammelte sich
zum Angriff.
    »Sie sind ein
Spinner«, sagte sie deutlich. »Ein kleiner, dummer
Spinner.« Langsam erhob sie ihre Stimme, während sie um
die Matratze auf ihn zuging. »Sie sind nicht nur ein Spinner,
sondern auch ein Arschloch, das mir kostbare Lebenszeit raubt mit
dem Mist, den Sie da erzählen. Wir können Sie aus Ihrem
Dreckloch in Handschellen abführen. Ist kein Problem. Und
während wir Sie im Polizeipräsidium vernehmen, machen die
Kollegen hier eine hübsche Hausdurchsuchung und Pipi auf den
Scheiß, der Ihnen unter dem Staub Ihrer Bruchbude wichtig
ist.«
    Gollembeck wirkte nur
kurz beeindruckt. Dann schlug er betont lässig die Beine
übereinander und streckte die Arme von sich.
    »Hier gibt es
nichts zu finden, Frau Bulle. Absolut gar nichts. Vielleicht sollte
ich Sie wegen der Beschimpfung unbescholtener Bürger
anzeigen.« Jetzt war er wieder der schmuddelige
Waschlappen.
    »Nur zu, mein
Lieber. Nur zu.«
    Sie standen sich Auge
in Auge gegenüber. Ein Duell wie in einem Western, fand
Gröber. Wenn er es recht bedachte, liebte er seine Chefin -
natürlich nur rein platonisch.
    »Gröber!«, rief
sie im Befehlston. »Fangen Sie doch schon mal mit der
Durchsuchung an.«
    Er versuchte, den
ruhigen Tonfall Remmers zu imitieren, obwohl es ihm schwer fiel.
»Ich sehe mich mal ein bisschen um.«
    Gollembeck wurde
unruhig, während Gröber aufstand. Remmer hinderte ihn
daran, Gröber in den Weg zu treten.
    »Wir bleiben
hübsch hier. Erzählen Sie doch mal, Herr Gollembeck,
woher Sie die drei kennen.«
    »Ist lange
her«, antwortete er nach kurzem Zögern.
    »Das macht
nichts.«
    »Ich sagte doch,
es gibt Götter und Sklaven. Gods and dogs, wissen Sie. Was
sind Sie?«
    Remmer ließ sich
nicht beeindrucken. »Woher kennen Sie die
drei?«
    Gollembeck wich
zurück und ließ sich wieder auf das Sofa
fallen.
    »Was bekomme
ich,

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