Marathon
geblieben, alle schön brav und angepasst.
Verräter eben.«
»Was für
Mädchen?«
»Diese zwei
Schicksen. Keine Ahnung, wie die hießen. Sie waren immer
dabei. Eine hat sich später umgebracht. Fand ich noch ganz
cool. Die anderen sind dagegen Sesselpuper geworden. Und deshalb
sind sie jetzt tot.«
»Wie viele
gehörten zu dieser Clique, die Sie zurückholen
sollten?«
»Sechs. Die vier
Jungs und die zwei Mädels. Vosskamp, Leuschen, Höllerbach
und dieser Angsthase. Wie hieß er noch? Ingo Großmann,
glaube ich.«
»Ingo Gassmann.
Und die Mädchen? Wie hießen die
Mädchen?«
Gollembeck schien
tatsächlich angestrengt zu überlegen, während
Gröber wieder ins Zimmer kam und ein paar einschlägige
Bücher und ausgeschnittene Zeitungsartikel über die Morde
auf den Tisch legte. Er wollte gerade etwas zu den Fundstücken
sagen, als Gollembeck tatsächlich Namen einfielen.
»Die, die sich
aufgeschlitzt hat, hieß Mandy, Candy oder so. Nachname
unbekannt. Den Namen der anderen hab ich mir gemerkt, weil sie so
wie die Jeansmarke hieß, die alle getragen haben. Monika
Wengler. Keine Ahnung, wo die abgeblieben ist.«
Remmer und Gröber
sahen sich an. Randy und Mona hatten ihre Namen in das Buch
geschrieben.
»Wurde diese
Monika Wengler auch Mona gerufen?«
Gollembeck pulte nach
Dreck unter seinen Fingernägeln.
»Wann haben Sie
denn die Jungs von damals zum letzten Mal gesehen?«, fragte
Remmer.
Gollembeck
zögerte nicht lange.
»Ich habe
Vosskamp immer wieder mal angerufen, um ihm zu sagen, was für
'n angepasstes Arschloch er ist. Den hatte ich besonders
gefressen.«
»Obwohl das
zwanzig Jahre her ist?«
»Was sind schon
zwanzig Jahre, Bulle, wenn es um die Ewigkeit geht? Und
außerdem: Das war nicht leicht für mich damals. Ich
hatte die Jungs angeschleppt, und dann waren sie plötzlich
außer Kontrolle. Dafür bin ich ganz schön hart
rangenommen worden.«
»Von
wem?«
»Von meinen
Leuten, Mann. Sklaven sollen dienen, verstehst du? So ist es nun
mal. Und das galt auch für mich.«
»Was war mit den
anderen? Haben Sie auch Leuschen, Hollerbach oder Gassmann mal
angerufen, um ihnen zu sagen, was Sie von ihnen
halten?«
»Vielleicht. Was
soll's?«
»Oder Klaus
Leuschen in seinem Vorgarten bedroht?«
Gollembeck
lächelte. Gröber trat von einem Fuß auf den
anderen. Ihnen rannte die Zeit davon.
»Sie haben das
ja alles sehr eifrig verfolgt«, unterbrach er das seltsame
Gespräch zwischen seiner Chefin und diesem komischen Vogel,
der sich auf der dreckigen Matratze räkelte. Gröber
zeigte auf die ausgeschnittenen Zeitungsartikel. »Um das hier
mal abzukürzen: Wo waren Sie denn, als die drei ermordet
wurden?«
Gollembeck schaute
demonstrativ an die Decke und verdrehte die Augen.
»Wo soll ich
schon gewesen sein? Hier war ich. Ich bin immer
hier.«
»Das klingt
nicht nach einem guten Alibi. Irgendwelche
Zeugen?«
»Der Satan und
der liebe Gott. Fragen Sie die.« Gollembeck
lachte.
»Werden wir
machen. Aber vorher nehmen wir Sie wegen Mordverdacht in drei
Fällen mit.« Remmer tippte die Nummer der Leitstelle in
ihr Handy. »Schicken Sie einen Wagen, der den Mann hier
abholt, und ein paar Kollegen für eine
Hausdurchsuchung.«
»Sie
enttäuschen mich, schöne Frau. Aber Ihre Leute sollen mir
willkommen sein«, raunte Gollembeck.
Gröber musste
Gollembeck Handschellen anlegen und ihn in den Fond ihres Wagens
setzen, wo er auf den Polizeiwagen warten sollte und ihnen das Auto
voll stinken würde.
»Hast du eine
Zigarette?«, fragte Remmer, die sich auf die Treppenstufen
vor der Eingangstür gesetzt hatte. Es wäre ein Leichtes
gewesen, Gollembeck die Schachtel Zigaretten wegzunehmen, doch die
Vorstellung ekelte sie an. »Ich habe Lust, mal wieder zu
rauchen. Strengt mich alles zu sehr an hier.«
Gröber ignorierte
ihre Frage. Er rauchte seit Aschermittwoch nicht mehr und hatte
begonnen, vor allem diese elenden Gelegenheitsraucher zu
hassen.
»Ist das unser
Mörder?«, fragte er stattdessen.
Remmer blies nicht
vorhandenen Zigarettenrauch durch die Lippen. »Keine Ahnung.
Ich kann's mir schwer vorstellen. Ein kaputter Schaumschläger.
Aber wir haben immerhin einen neuen Namen. Ruf Chrischilles an. Sie
soll den Namen von diesem Mädchen überprüfen und ihn
mit unserer Liste von dem Foto vergleichen. Außerdem
möchte ich, dass die Kollegen die Selbstmordfälle
überprüfen und nach dieser Randy
suchen.«
Gröber stand auf,
um zu tun, was von ihm verlangt wurde. Remmer streckte ihre Beine
aus.
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