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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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der Wegstrecke stehen
würden wie beim Rosenmontagszug. Aber die, die kamen,
würden ähnlich ausgelassen feiern, die Läufer wie
die Festwagen und Fußgruppen beim Zoch begrüßen.
Natürlich schepperte aus jedem verfügbaren Lautsprecher
Karnevalsmusik, die unvermeidbaren Samba-Trommler würden an
den ihnen zugewiesenen Punkten ohne Pause auf ihre Instrumente
einschlagen.
    Was ihn jedoch am
meisten verwunderte, war die Fähigkeit der Stadt, für
einen ganzen Tag die wichtigsten Straßenverbindungen in der
Innenstadt zu kappen. Das ging beim Marathon sogar noch über
den Aufwand beim Rosenmontagszug hinaus. Auf einmal konnte diese
Stadt ohne Autos leben. Das war etwas, das Kölns vereinigte
Autolobby im Stadtrat grundsätzlich verneinte, die alles
verhinderte, um dieser Stadt endlich eine Innenstadt zu geben, die
zumindest ein bisschen mondänes Weltstadtflair in die Provinz
gebracht hätte.
    Für ein paar
Minuten fiel alle Anspannung von ihm ab. Der Blick aus dem Fenster
ließ ihn völlig unerwartete Leichtigkeit fühlen. Er
öffnete das Fenster und atmete die frische Luft ein, die in
sein Zimmer strömte. Die ganze Stadt, auf der in den letzten
Tagen ein schmuddeliger Grauschleier gelegen hatte, schien
durchgelüftet zu werden. Sein Kopf war frei. Er erlebte einen
der seltenen Momente, in denen er einmal gar nichts dachte, den
Augenblick eines vollkommenen Genusses. Wie wenig dazu nötig
war. Er schloss das Fenster wieder und ging ins Bad.
    Achtlos drehte er sein
Radio an, in dem sich ein überdrehter Moderator gleichfalls
über das Wetter freute. Dann sagte er etwas wie »Doch
bevor wir uns dem Köln-Marathon widmen, müssen wir uns
mit einem ernsten Thema beschäftigen. Die Polizei braucht die
Mithilfe der Kölner«. Gassmann hörte zu,
während er sich im Bad entkleidete. Neue Einzelheiten
über die Mordserie der letzten Tage seien bekannt geworden.
Die Polizei sei auf der Suche nach einer dritten Leiche. Dann
hörte er die Stimme der Kommissarin, verstand aber nicht, was
sie sagte. Er drehte das Wasser auf, um sich zu duschen. Ein
kurzes, aber heftiges Wechselbad hatte sich in all den Jahren am
Tag des Laufes bewährt. Er ließ eiskaltes Wasser
über seine Arme und Beine laufen und schaufelte es sich ins
Gesicht. Dann drehte er das heiße Wasser auf und duschte den
ganzen Körper ab. Nach einer Minute wiederholte er die
Prozedur. Als er aus der Duschwanne stieg, dudelte im Radio wieder
belanglose Popmusik.
    Während er sich
abtrocknete, meldete sich der Moderator wieder: »Elf,
zweiundzwanzig, dreißig!«, rief er in sein Mikrofon, so
als wenn er Zahlen beim Bingo bekannt geben wollte. »Das
Rätsel des Tages! Wer kann damit etwas anfangen? Die Polizei
tappt im Dunkeln. Wir wollen helfen. Jetzt
anrufen!«
    Dann gab er die
Telefonnummer des Radiosenders durch. Es gab sogar eine CD zu
gewinnen. Gassmann hatte den Eindruck, dass man in diesen
überall gleichen »Morning-Shows« im Radio selbst
ernste Themen nicht ernst nehmen konnte. Aus einer Mordserie wurde
ein Rätselspiel.
    »Ich könnte
mitspielen. So schwer ist das Rätsel doch gar
nicht.«
    Eine Anruferin wurde
zu der Quatschblase im Radio durchgestellt. Die Frau nannte ihren
Vornamen, der Moderator machte ein Witzchen, dann sollte die Frau
ihre Antwort zum Besten geben.
    »Ja, also, das
ist so«, begann sie. »Jeder Läufer hat einen Chip
im Schuh, mit dem automatisch die Zeit gemessen wird, wenn man an
bestimmten Punkten vorbeikommt. Zwischenzeiten beim Marathon,
wissen Sie?«
    Der Moderator machte
das dramatische Musikbett lauter, über dem die Frau das Wissen
eines jeden Teilnehmers am Kölner Marathon an den Rest der
Stadt einschließlich der Polizei weitergab.
    »Und diese
Zeitmesspunkte sind beim Köln-Marathon bei den Kilometern elf,
zweiundzwanzig und dreißig.«
    Der Moderator spielte
eine Fanfare ein.
    »Habe ich
gewonnen?«, fragte die Frau.
    »Ja, wenn ich
das wüsste«, antwortete der Mann am Mikrofon.
»Klingt gut, was Sie sagen. Doch ob es reicht, muss uns die
Polizei sagen, wenn sie nun weiter ermitteln
wird.«
    »Ach.« Die
Frau wirkte enttäuscht. »Warum will die Polizei das denn
überhaupt wissen?«
    »Daraus
könnten wir ein neues Rätsel machen. Eine tolle Idee. Wir
hauen noch mal eine CD raus: Warum will die Polizei wissen, was
diese drei Zahlen zu bedeuten haben? Zusatzfrage: Wie clever ist
eigentlich unsere Polizei?«
    Jetzt fand's auch
Gassmann ganz lustig. Er schlüpfte in seine bereitgelegten
Laufklamotten und zog seinen

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