Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
war. Sie würde nie die Geschäftsführerin werden – Schluss, aus, vorbei. Aber dafür hatte sie jetzt ja ihren eigenen Plan. Und der war gut. Besser als gut sogar. Er war einfach großartig.
Fünf Minuten später war Joe fertig mit dem Essen. Brenna führte ihn hinauf in den ersten Stock zum Gästezimmer am Ende des Flurs.
„Du hast dein eigenes Badezimmer“, erklärte sie und öffnete die Tür. „Schlaf ruhig, solange du willst.“ Sie grinste. „Oder kommst du noch mal mit zur Party?“
„Nein danke.“
Joe ließ seinen Seesack auf den Boden fallen und ging hinüber zu dem großen Fenster. Von dort aus konnte er die Partygäste sehen, die zwischen den Lampions umherspazierten.
„Sauer, dass ich hier bin?“, fragte er Brenna, ohne sie anzusehen.
„Nein. Wieso?“
„Könnte sich einiges für dich ändern.“
Brenna seufzte. „Weißt du, er ist ja auch dein Großvater. Wir kennen uns noch nicht lange, aber trotzdem sind wir eine Familie.“ Sie hielt kurz inne. War das auch wirklich wahr? Aber ja, es stimmte, was sie da gerade gesagt hatte. „Ich kann doch nicht bereuen, dass du geboren wurdest, Joe.“
Er grinste. „Vielen Dank.“ „Gern geschehen.“ Brenna folgte ihm zum Fenster und stellte sich neben ihn. „Das ist jetzt wahrscheinlich alles etwas viel für dich. Aber mit der Zeit wirst du dich schon noch an uns gewöhnen.“
„Wäre schon froh, die Namen nicht mehr zu verwechseln.“
Brenna betrachtete Joe aus dem Augenwinkel. Er war groß und breitschultrig. Und wahrscheinlich kannte er tatsächlich fünfundsiebzig Wege, sie zu töten. Dennoch war er für sie ein Fremder und ganz allein.
„Hast du früher mal versucht, dir deine echte Familie vorzustellen?“
„Manchmal.“ Er schloss die Vorhänge. „Aber auf so was war ich nicht gefasst.“
„Klar. Die Marcellis kann sich auch kein normaler Mensch vorstellen.“ Sie berührte seinen Arm. „Ich muss zurück zur Party. Soll ich später noch mal nach dir sehen?“
Er machte ein finsteres Gesicht. „Nein.“
Brenna grinste. „Okay. Dann bis morgen früh.“
Sie ging zur Tür. Dort blieb sie stehen und fragte: „Du bist dann noch da, oder?“
„Was denkst du?“
„Dass du kein Feigling bist.“
„Nett von dir.“
Sie öffnete die Tür und trat hinaus in den Flur. „Egal, was jetzt passiert: Ich bin froh, dass du heute gekommen bist, Joe. Gute Nacht.“
Die Gerüchteküche brodelte: Der verlorene Sohn war zurückgekehrt! Nic hatte einen Moment gebraucht, um zu kapieren, wer der Fremde war. Normalerweise war er nicht so begriffsstutzig. Aber irgendetwas hatte ihn aus dem Konzept gebracht.
Nachdem sich sämtliche Marcellis stundenlang umarmt hatten, kehrte Marco schließlich zum Mikrofon zurück. Er wirkte benommen, aber glücklich.
„Liebe Freunde, ihr habt es vielleicht schon bemerkt: Wir haben überraschend Besuch bekommen.“ Er stockte kurz. „Nach vielen Jahren ist unser erstgeborenes Kind, unser Sohn, zu uns zurückgekehrt.“ Das Gemurmel der Menge schwoll an, und Marco hatte Mühe, sich Gehör zu verschaffen. „Joe wird einige Tage bei uns bleiben. Die meisten von euch können ihn also später noch kennenlernen. Aber jetzt möchte ich gerne, dass wir noch einmal die Gläser auf die beiden Damen erheben, die der Grund für diese Feier sind. Bitte stoßt mit mir auf die Verlobung meiner beiden wunderschönen Töchter Katie und Francesca an.“
Nic hob das Glas. Brenna war mit ihrem Bruder im Haus verschwunden und noch immer nicht zurück. Natürlich machte ihm das nichts aus, warum auch? Trotzdem ließ er den Blick aus irgendeinem Grund immer wieder zur Haustür schweifen. Verdammt noch mal! Er hatte einen ganz schönen Schock bekommen, als sie vorhin so freudig auf diesen Fremden zugelaufen war. Aber das war bestimmt nur der Überraschungseffekt. Brenna und er waren schließlich nicht zusammen. Sie waren Geschäftspartner. Und deshalb war er auch nicht eifersüchtig. Oder doch?
Sein Verstand sagte Nic, dass es eine logische Erklärung geben musste. Wahrscheinlich lag das Problem darin, dass sie miteinander geschlafen hatten. Der Sex war fantastisch gewesen. Und jetzt wollte er, Nic, mehr. Was also tun? Am besten, er dachte weiter an seinen Plan und an die Zukunft seiner Firma. Denn nur darum ging es ihm. Nicht um irgendwelche Gefühle oder persönlichen Dinge.
Doch selbst den Plan hatte dieser verdammte Seesack-Typ in Gefahr gebracht … Ein männlicher Erbe konnte die Dinge grundlegend verändern.
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