Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
Bouquet dran. Du musst am Wein riechen.“ Sie führte es ihm vor. „Kirschen, Schokolade und ein Hauch von Pflaume. Wirklich sehr gut.“
Er hielt die Nase ans Glas. „Riecht nach Wein.“
Brenna seufzte. „Okay. Koste jetzt mal. Nur einen kleinen Schluck. Die Flüssigkeit muss einen Moment lang auf der Zunge bleiben und dann in der Mundhöhle …“
Joe leerte ein Drittel des Glases mit einem Schluck und zuckte mit den Schultern. „Nicht übel.“
„Der
Wine Spectator
hat diesem Wein zweiundneunzig von hundert Punkten gegeben“, erwiderte Brenna leise. „Er war fast sofort ausverkauft. Ich habe eine Goldmedaille für diesen Wein bekommen.“
„Ja. Er ist ganz gut.“
„Besten Dank.“ Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme.
Ihr Großvater wollte diesem Mann also tatsächlich
Marcelli Wines
vererben? Das war so traurig, dass es fast schon wieder lustig war. Eines Tages würde sie darüber bestimmt auch lachen können. Nur jetzt gerade nicht.
Die Tür zur Küche öffnete sich. „Hey, Joe“, hauchte Mia und kam hereingetänzelt.
Er warf ihr einen vorsichtigen Blick zu.
Mia blieb vor ihm stehen, lehnte sich mit der Hüfte gegen den Tisch und beugte sich vor. „Du bist also so ein richtiger Kerl, Joe. Auf dieser komischen Basis, gibt es da eigentlich noch mehr von deiner Sorte?“
Joe streckte den Arm aus und sah auf die Uhr. „Musst du nicht ins Bett, kleines Fräulein?“
Mia grinste. „Ich bin achtzehn und kann so lange aufbleiben, wie ich will.“
Brenna deutete mit der Hand auf die Tür. „Du kannst Joe morgen weiterfoltern. Er ist heute abend schon nervös genug.“
„Was hast du gesagt?“ Mit seinen dunklen Augen fixierte er sie.
„Dass du etwas unsicher bist. Ist doch ganz normal unter den Umständen.“
Mia zog eine Schnute. „Aber ich wollte mit Joe über seine Freunde sprechen.“ „Später“, sagte Brenna.
Ihre kleine Schwester ignorierte den Hinweis. „Also, Joe. Wenn du nicht über dich selbst sprechen willst, was ist dann mit uns? Siehst du uns schon als deine Familie?“
Er zuckte mit den Schultern. „Nein. Tut mir leid.“
„Aber Brenna sagt, dass Grandpa dir alles vererben will. Das ist doch bestimmt sehr aufregend.“
Joe verzog keine Miene. „Na ja.“
Mia schenkte ihm einen gekonnten Augenaufschlag. „Mach dir keine Sorgen: Mir ist ganz egal, wer den alten Schuppen hier bekommt. Wenn du erbst, gibt uns Großvater Geld. Und ich bin sehr gut im Geldausgeben. Aber trotzdem: Für dich ist es doch bestimmt eine große Sache.“
„Genauer gesagt, eine vierzig Millionen Dollar große Sache“, murmelte Brenna. Da war es plötzlich wieder, dieses Stechen in ihrem Magen.
Joe runzelte die Stirn. „Aber der alte Mann kennt mich doch gar nicht.“
„Kein Problem“, teilte Brenna ihm mit. „Das muss er auch gar nicht. Er ist ein italienischer Großvater, und die hinterlassen alles ihren Enkelsöhnen. So ist das eben mit der Tradition.“
„Wirst du dein Erbe annehmen?“, fragte Mia, ohne auf die warnenden Blicke ihrer Schwester zu achten. „Also ich würde das. Du kannst ja verkaufen oder Brenna die Leitung übertragen.“
„Vielen Dank für die Unterstützung“, erwiderte Brenna.
Am liebsten wäre sie aus dem Zimmer gerannt. Es war, als würde man bei einem Autounfall zusehen: Sie konnte sich nicht abwenden, obwohl das schlimme Ende schon in Sicht war.
„Ich würde wahrscheinlich nicht Nein sagen“, gab Joe zu. „Aber bisher ist das ja noch kein Thema.“
Brenna holte tief Luft. „Das kommt vielleicht schneller, als du denkst.“
Mia stieß sich vom Tisch ab. „Okay, ich werde jetzt mal gehen. Aber morgen sehen wir uns wieder, Brüderchen. Dann können wir uns kennenlernen, und ich erfahre alles über deine sexy Freunde.“
„Ich kann es kaum erwarten“, gab Joe zurück. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu.
Brenna war dankbar für die kurze Verschnaufpause. Sie musste sich erst mal sammeln und überlegen, wie es jetzt weitergehen sollte. Klar, das hier war nicht neu. Dass Joe irgendwann die Familie treffen wollte, war zu erwarten gewesen. Und wenn er und Lorenzo erst mal längere Zeit zusammen verbrachten …
Aber vielleicht würde ihr Großvater Joe ja gar nicht alles geben. Vielleicht kam der alte Mann ja doch noch zur Vernunft. Vielleicht…
Sie seufzte. Vielleicht sollte sie sich einfach mal daran gewöhnen, dass der Traum,
Marcelli Wines
irgendwann einmal zu leiten, ausgeträumt
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