Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
spazieren und spüre die Gischt auf meinem Gesicht. Ich stelle mir vor, dass ich mich auf einem Schiff befinde. Und dieses Schiff wird mich bis an den Rand der Welt tragen.“
Brenna starrte sie an. „Das gibt’s doch nicht!“
Mia blickte auf. „Wieso? Kannst du nicht glauben, dass Sophia das wirklich geschrieben hat oder dass ich es übersetzt habe?“
„Beides.“ Sie seufzte. „Egal. Du kennst dich eben mit Sprachen aus. Und ich verstehe dafür mehr von Wein. Das muss ich mir nur manchmal in Erinnerung rufen.“
Mia stieß einen verächtlichen Laut aus. „Na klar. Weil du ja sooo neidisch auf mich bist.“
„Ich bin nicht neidisch. Nicht wirklich.“ Manchmal war Mia so brillant, dass es fast beängstigend war. Aber das würde Brenna ihrer Schwester natürlich nicht verraten.
Mia ließ das Tagebuch sinken, schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. „Okay, ich habe vielleicht kein Problem mit Sprachen. Aber dafür verpasse ich immer alle interessanten Dinge. Zum Beispiel die Sache mit Nic. Als er zwanzig war, war ich sieben oder acht. Kein Wunder, dass er mich nicht ernst nimmt.“
„Als du sieben warst, hast du dich auch noch nicht für Männer interessiert.“
„Ich weiß. Aber jetzt tue ich es.“ Sie seufzte dramatisch. „Hier bin ich, in der Blüte meiner Weiblichkeit. Und Nic hat nur Augen für dich.“
Brenna wusste nicht, was absurder war: Mias „Blüte der Weiblichkeit“ oder der Gedanke, dass Nic nur Augen für sie hatte. Wenn es doch nur so wäre. Aber leider war Nic …
Sie hatte keine Ahnung, was er war. Am besten dachte sie gar nicht weiter darüber nach. Das würde nur zu neuen Problemen führen.
„Wir haben eine Geschäftsbeziehung“, sagte sie steif.
Mia schüttelte den Kopf. „
No way.
Vielleicht war das am Anfang so, als er dir das Darlehen gegeben hat. Aber dann hast du ihn zu der Verlobungsparty mitgebracht, und so was macht man nicht mit Geschäftspartnern.“
„Er wollte gerne eingeladen werden.“
„Warum das denn?“
Brenna zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich hatte es etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun. Aber das würde sie Mia jetzt ganz bestimmt nicht auf die vorwitzige kleine Nase binden.
„Ich weiß nicht. Vielleicht wollte ich mich einfach nur an Grandpa Lorenzo rächen. Dafür, dass er mir das Leben zur Hölle macht. Und dass er Joe alles vererbt.“
Mia presste die Lippen aufeinander. „Ich wünschte, ich könnte da etwas tun. Soll ich mal mit Grandpa reden?“
„Das kannst du vergessen, er würde nicht auf dich hören. Aber danke trotzdem.“
„Vielleicht sollten wir Joe einfach kidnappen. Wenn er nicht mehr bei seiner komischen Einheit auftaucht, müssen die Jungs kommen und ihn retten. Das wäre doch ideal! Grandpa Lorenzo hält Joe dann für unzuverlässig und enterbt ihn. Und ich lerne auf einen Schlag ganz viele süße Typen kennen.“
Brenna lachte. „Guter Plan. Jetzt müssen wir nur noch die Details besprechen.“
Begeistert riss Mia die Arme hoch. „Okay. Zuallererst zu den wichtigen Punkten: Wie kriegen wir Joes Chef dazu, dass er nur die wirklich gut aussehenden Jungs schickt? Ach ja, Single sollten sie natürlich auch noch sein.“
„Seit du mit David Schluss gemacht hast, denkst du an nichts anderes als an Männer. Warum eigentlich? Ich dachte, du hättest dir in Washington D. C. schon die Hörner abgestoßen?“
„Habe ich ja auch, aber jetzt will ich mehr. Tief in meinem Inneren bin ich eben sehr romantisch veranlagt. Deshalb würde ich ja auch so gerne Joes Freunde treffen. Aber leider ist er völlig unkooperativ.“
„Wer ist unkooperativ?“
Wenn man vom Teufel spricht! Brenna sah auf und entdeckte Joe, der in der Tür stand und sich stirnrunzelnd umblickte.
„Wie sieht es denn hier aus?!“
Kokett klimperte Mia mit den Wimpern. „Ach, weißt du. Das gehört zu meinem Charme.“
„Du bist chaotisch.“
„Vielleicht. Aber trotzdem so attraktiv, dass dir die Worte fehlen.“
„Ein paar Worte würden mir da schon einfallen.“ Er sah zu Brenna hinüber. „Hey.“
„Hallo.“
„Geht es dir gut?“, erkundigte er sich.
„Ja.“
Warum musste das nur so schwierig sein? Brenna hasste solche Momente. Aber was sollte sie tun? Ihr Verstand sagte ihr, dass Joe nichts für die ganze Situation konnte. Ja, klar. Er hätte sein Erbe ablehnen können. Aber dann wäre er reif für die Irrenanstalt gewesen. Tatsache war: Ihr Bruder hatte einfach Glück gehabt und die große Erben-Lotterie
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