Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
großen Tisch versammelten? Manchmal, im Sommer, hatten die Fenster offen gestanden, und dann waren ihre Gespräche und das Gelächter zu ihm hinausgeklungen. Und er? Er hätte alles dafür gegeben dazuzugehören.
Jahrelang hatte er hart gearbeitet, um zu beweisen, dass er gut genug war. Aber wem denn? Seinen Eltern, denen er völlig gleichgültig war? Seinem Großvater, der ihn weggeschickt hatte? Oder Brenna, die sich für einen anderen entschieden hatte?
Doch damals hatte er daran geglaubt. In der Ferne, krank vor Heimweh, hatte er sich an diesem Gedanken festgehalten: Eines Tages würde er der Beste sein. Und dann würden sie alle angekrochen kommen.
Sein Großvater war der Erste gewesen, der Abbitte geleistet hatte. Plötzlich war der alte Mann in Frankreich aufgetaucht und hatte ihn angefleht, zurückzukehren und die Firma zu leiten. Natürlich war es Emilio nur ums Geschäft gegangen. Er hatte Nic nie verziehen und nie wieder ein liebevolles Wort an ihn gerichtet.
Trotzdem, der Plan schien aufzugehen. In den folgenden Jahren war
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immer größer geworden und er, Nic, immer reicher und mächtiger. Bis irgendwann nur noch
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auf seiner Liste gestanden hatte.
Nic seufzte. Er hatte sieben Jahre seines Lebens damit verbracht, die Geister der Vergangenheit zu bekämpfen. Ein Kampf, den man nicht gewinnen konnte. Und selbst wenn – was hätte er dann schon gewonnen? Ein paar Hektar Land? Das Recht, ein bestimmtes Etikett auf seine Flaschen zu kleben? Ja, vielleicht. Aber trotzdem wäre er dann noch immer allein, würde mit seinen Taten leben müssen und hätte Brenna für immer verloren.
Er schloss die Augen. Nicht nur sein Großvater war angekrochen gekommen. Auch Brenna war zurückgekehrt. Sie war in seinem Büro aufgetaucht, und er war mit einem Mal dem großen Ziel ganz nahe gewesen. Natürlich hatte er ihr das Geld geliehen, um etwas gegen die Marcellis in der Hand zu haben. Aber war das wirklich der einzige Grund? Ging es nicht auch darum, dass Brenna bei ihm blieb?
Ja, dachte Nic. Genau darum ging es. Warum hatte er das nicht früher erkannt? Er wollte, dass Brenna immer bei ihm war. Diese Frau, die er niemals hatte vergessen können. Die in seinem Leben so plötzlich aufgetaucht war wie eine Sternschnuppe am Himmel. Brenna, die mit ihrem Strahlen die dunkelsten Ecken seiner Seele erhellte. Brenna. Er hatte versucht, sie zu hassen, sie zu vergessen, aber das war ihm nicht gelungen. Da war immer nur sie gewesen, die Frau, die ihm an diesem Tag ihre Liebe gestanden hatte.
Doch damit wäre es vorbei, sobald sie die Wahrheit erfahren würde.
Nic öffnete die Augen. Er musste sofort zu ihr! Seine einzige Chance war, Brenna so schnell wie möglich zu finden und ihr alles zu sagen. Er musste es ihr erklären und sich entschuldigen. Vielleicht würde sie ihn verstehen. Und vielleicht, ganz vielleicht, würde sie ihn dann noch immer lieben.
Brenna war nicht in der Stimmung, ihren Großvater zu treffen. Doch Mia war leider nicht zu bremsen. Aufgeregt rannte sie ins Flaus und zog ihre große Schwester hinter sich her. Nach kurzer Suche fanden sie Lorenzo in der Bibliothek.
„Wir müssen reden!“, rief Mia. „Ich habe etwas Unglaubliches herausgefunden.“
„Auch ich habe euch etwas mitzuteilen“, sagte Lorenzo und sah Brenna ernst an.
Sie erwiderte seinen Blick, und plötzlich fiel ihr auf, wie alt ihr Großvater wirkte. Was war nur los mit ihm? Unwillkürlich begann Brenna, sich Sorgen zu machen – bis sie sich wieder ins Gedächtnis rief, dass das der Mann war, der
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verkaufen und ihr Leben zerstören wollte.
„Grandpa, es ist wichtig“, protestierte Mia.
„Das hier ist wichtiger. Es geht um den Verkauf des Weinguts.“
Mia runzelte die Stirn. „Welcher Verkauf?“ Dann stieß sie einen empörten Laut aus. „Nein! Das kannst du nicht machen. Brenna wird doch
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leiten.“
Brenna war Mia für die Unterstützung dankbar. Nur würde das ihren Großvater leider nicht weiter interessieren. Brenna zählte innerlich bis zehn. Für einen Tag hatte sie genug schlimme Dinge erlebt. Ihr ganzer Körper schmerzte, am liebsten wäre sie einfach unter die Bettdecke gekrochen und da für immer geblieben. Aber es half ja alles nichts. Noch einmal würde sie vor dem alten Mann keine Schwäche zeigen. Also holte sie tief Luft und machte sich bereit für den nächsten Schlag. So schlimm konnte es schon nicht werden, oder?
„Hast du die Papiere schon
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