Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
wirklich beleidigt. „Ich bin deine Schwester!“
„Hey, ich bin ihre Zwillingsschwester. Mir hat sie auch kein Sterbenswörtchen verraten.“
Brenna lehnte sich auf dem Bett zurück. „Da gab es nicht so viel zu erzählen.“
Sie duckte sich, als Francesca ein Kissen nach ihr warf.
„Erzähl es uns“, befahl ihre Zwillingsschwester. „Fang ganz von vorne an. Und versuch bloß nicht, irgendwelche interessanten Details auszulassen!“
„Besonders den Sex nicht“, fügte Katie hinzu. „Du hast mit ihm geschlafen? Ich kann es einfach nicht glauben. Weißt du noch? Damals auf der High-School haben wir alle drei davon geträumt, Sex mit ihm zu haben. Und du hast es einfach getan. Wie kann das sein?“
„Weiß ich auch nicht so genau. Es ist einfach passiert.“
Brenna stellte ihr Weinglas auf das Nachtschränkchen, zog die Knie an den Oberkörper und umfasste sie mit den Händen. So viel Zeit war vergangen. Und trotzdem war es ganz schön schwierig, diese Geschichte zu erzählen. Nicht weil sie sich nicht erinnerte oder weil es so eine große Sache war. Aber sie hatte sich einfach daran gewöhnt, alles für sich zu behalten.
Andererseits: Die Sache war zehn Jahre her. Warum sollte sie den Menschen, die sie am allermeisten auf der Welt liebte, nichts davon erzählen?
„Es fing an, als ich siebzehn war und Nic zwanzig. Ich wusste natürlich, wer er war und all das, aber wir hatten noch nie wirklich miteinander gesprochen. Er hat mich erwischt, als ich auf dem Gelände von
Wild Sea
rumschlich. Der Wein war noch in den Fässern. Aber mir war klar, dass sie ihn bald in Flaschen abfüllen würden. Also wollte ich vorher noch mal rausfinden, was es mit den verhassten Giovannis und ihrem ach so großen Erfolg auf sich hatte.“
Francesca sah sie schockiert an. „Du hast dich da echt reingeschlichen?“
„Ja. Durch den Hintereingang. Das ging ganz einfach. Jedenfalls hat Nic mich dann erwischt, als ich gerade einen ihrer Cabernets probierte.“
Das war zehn Jahre zuvor gewesen. Und noch immer konnte sich Brenna an jedes Detail erinnern. An den intensiven Geschmack des Weins auf der Zunge. Die Hitze des Sommer nachmittags. Und ihre Panik, als sie plötzlich jemand am Arm gepackt hatte. Sie hatte sich umgedreht und plötzlich Nic gegenübergestanden. Und bevor sie auch nur die kleinste Chance hatte, sich irgendwie aus der Sache rauszureden, versank sie schon in seinen unglaublich braunen Augen.
Die Welt um sie herum hatte stillgestanden, und sie hatte jede Einzelheit registriert. Seine Größe. Die Art, wie er seine Haare zurückgekämmt hatte. Die einzelne Locke, die ihm in die Stirn fiel. Die Stoppeln auf seinem Kinn und die Staubkörner, die im Sonnenlicht tanzten. Draußen sangen die Vögel. Und von irgendwoher erklangen gedämpfte Stimmen einer Unterhaltung.
„Und war er wütend?“, unterbrach Francesca ihre Gedanken.
„Eher neugierig. Ich habe ihm einfach die Wahrheit gesagt: dass ich nichts Böses will. Und warum ich mich bei
Wild Sea
eingeschlichen habe.“ Sie erinnerte sich daran, wie Nic mit aller Macht versucht hatte, sich das Lachen zu verkneifen. Ihre forsche Art hatte ihn offenbar sehr amüsiert. „Ich hatte gerade zwei Goldmedaillen für meine Weine gewonnen und war ziemlich von mir selbst überzeugt. Also habe ich ihm gleich auch noch erklärt, dass es Quatsch ist, neue Eichenfässer zu benutzen. Weil das Vanillearoma dadurch einfach zu stark wird. In einem Chardonnay ist das natürlich großartig. Aber doch nicht in einem Cabernet Reserve. So ein Wein muss ganz leicht nach Beeren und Schokolade schmecken. Vielleicht auch noch ein klein wenig nach Pflaume und …“
Sie hielt inne und blickte ihre Schwestern an. Katie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, und Francesca war auf dem Bett zusammengesunken.
„Was ist?“
Katie ließ die Hände sinken. „Das mag für dich vielleicht komisch klingen. Aber der Wein ist nicht das Spannende an dieser Geschichte. Komm endlich zur Sache, Brenna. Zu der Sache mit Nic.“
„Banausen“, murmelte Brenna. Für sie gehörten Nic und der Wein einfach zusammen. Dachte sie an den einen, dachte sie auch an den anderen. Aber das würden ihre Schwestern wohl kaum verstehen.
„Also: Statt mich rauszuschmeißen, hat Nic mich seine Weine probieren lassen. Ich habe ihm dann zu jedem meine Meinung gesagt. Manchmal waren wir uns einig. Manchmal nicht. Wobei ich natürlich immer recht hatte.“
„Natürlich“, erwiderte Francesca lachend.
Brenna
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