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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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daran zu erinnern, daß wir uns fürs Abendessen ankleiden sollten. Er brachte uns neue, nach Myrrhe duftende Gewänder der persischen Art: den paijamah aus leichtem Gewebe, die lockeren Hemden mit den fest verschlossenen Manschetten sowie -darüber zu tragen -wunderschön bestickte kurze Wämser und kamarbands, die wir uns eng um die Hüften schlangen, und Seidenschuhe mit sich vorn ringelnder Spitze, sowie noch tulbands, die man in Persien anstelle der lang herunterhängenden kaffiyah trägt. Mein Vater und mein Onkel schlangen sich den tulband erfahren und geschickt um den Kopf, doch mir mußte Karim erst zeigen, wie man ihn sich umwindet und schließlich feststeckt. Als wir fertig angekleidet waren, sahen wir alle drei ungewohnt edel, mirzahaft und wie echte Perser aus.
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    Wazir Jamshid geleitete uns in einen großen, aber nicht
    überwältigenden Speisesaal, an dessen Wänden Fackeln
     
    brannten und an dessen Wänden Diener und Aufwärter standen. Diese waren ausnahmslos männlichen Geschlechts, und es war auch nur Shah Zaman, der sich an das üppig gedeckte Speisetuch zu uns setzte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich begriff, daß die Hofhaltung nicht in dem Maße unorthodox war, daß man Frauen gestattet hätte, gegen die Muslimsitte zu verstoßen und sich zur Mahlzeit mit den Männern niederzulassen. Wir und der Shah genossen das Essen, ohne ständig vom Redeschwall der Shahryar unterbrochen zu werden, und er erwähnte sie auch nur einmal.
    »Da die Erste Gemahlin selbst von königlichem sabaeaischen Geblüt ist, hat sie sich niemals mit der Tatsache abgefunden, daß das Shanat von Baghdad früher dem Qalif und jetzt dem Khan Untertan ist. Wie eine edle Araberstute keilt die Shahryar Zahd aus, wenn man ihr Zügel anlegen will. Doch sonst ist sie eine vorzügliche Gemahlin und zartfühlender als der Schwanz eines Fettschwanzschafs.«
    Seine Vergleiche aus dem Bereich der Viehzucht mochten erklären, warum sie offenbar der Hahn im Hühnerhof war und er die Henne, auf der viel herumgehackt wurde, doch für mein Empfinden waren diese Vergleiche keine Entschuldigung. Trotzdem -der Shah war ein geselliger Bursche, becherte mit uns wie ein Christ und erwies sich, wenn seine Frau ihn nicht daran hinderte, als ein Plauderer, der sehr viel wußte. Auf meine Bemerkung hin, daß es mich fasziniere, den Spuren Alexanders zu folgen, sagte der Shah:
    »Seine Spuren endeten übrigens nicht weit von hier, und zwar, nachdem Alexander von der Eroberung der indischen Provinzen Kaschmir und Sind zurückgekehrt war. Nur vierzehn farsakhs südlich von Baghdad stehen die Ruinen von Babylon, wo er starb. Und zwar an einem Fieber, das er sich, wie es heißt, durch den übermäßigen Genuß unseres Shiraz-Weins geholt haben soll.«
    Ich dankte dem Shah für diese Information, fragte mich aber insgeheim, wie ein Mensch es fertigbringen könne, soviel von diesem klebrigen Getränk zu sich nehmen zu können, daß er daran starb. Selbst in Venedig, so erinnerte ich mich, hatte ich von Reisenden gehört, wie sie voll des Lobes für diesen Shiraz-Wein gewesen waren, der ja in Lied und Legende hoch gepriesen wird. Wir jedoch tranken ihn zu unserer Mahlzeit, und ich fand, daß sein Ruf weit übertrieben sei. Dieser Wein ist von einer wenig appetitanregenden gelblichroten Färbung, widerwärtig süß und dickflüssig wie Sirup. Man mußte sich schon vornehmen, sich zu betrinken, so fand ich, um sehr viel davon zu trinken.
    Was jedoch sonst noch aufgetragen wurde, war unvergleichlich köstlich. Da gab es in Granatapfelsaft gegartes Huhn, gewürfeltes, mariniertes und gesottenes Hammelfleisch, Lammkabab genannt, schneegekühlten und nach Rosen schmeckenden Sorbet und ein balseh genanntes, steif geschlagenes Schaumkonfekt, das Ähnlichkeit aufwies mit schaumig gerührtem Nougat aus weißem Mehl, Sahne, Honig und
    köstlich mit Pistazienöl aromatisiert. Nach dem Essen räkelten wir uns auf unseren Kissen und nippten an einem ausgezeichneten, aus Rosenblütenblättern ausgedrückten Liqueur, und sahen zwei Hofringern zu, die -nackt und von Mandelöl schimmernd und schlüpfrig -versuchten, sich gegenseitig durchzubiegen oder die Knochen zu brechen. Nachdem sie die Vorführung unbeschadet überstanden, lauschten wir einem Hofsänger, der auf einem der Laute ähnlichen und alund genannten Saiteninstrument spielte und dazu persische Poesie vortrug; von letzterer weiß ich nur, daß jeder Vers in einem mäuseähnlichen Pfeifton oder einem

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