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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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und so kann er, wenn ihm der Sinn danach steht, fast jede Nacht des Jahres eine andere haben. Doch im allgemeinen zieht er meine Mutter, die Erste Gemahlin, vor, obwohl sie die ganze Nacht hindurch redet. Deswegen wohnt er nur dann einer anderen bei, wenn er einmal richtig schlafen will.«
    Als ich so dastand und den mondenthüllten Leib der Shahzrad betrachtete, regte sich mein eigener Körper wieder so drängend, wie er es während der champna getan hatte. Da ich jedoch einen bauschigen paijamah anhatte, glaube ich nicht, daß man mir meine Erregung ansehen konnte. Gleichwohl muß Prinzessin Falter sie gespürt haben, denn zu meinem Entsetzen sagte sie: »Ihr würdet gern mit mir das Lager aufsuchen und zina machen, nicht wahr?«
    Stammelnd und stotternd gelang es mir zu sagen: »So solltet Ihr gewiß nicht reden, Prinzessin -noch dazu in Gegenwart Eurer königlichen Großmutter! Ich nehme an, sie ist Eure« --ich kannte das entsprechende Farsiwort nicht, und sagte es daher auf französisch -»Eure chaperonnel«
    Die Shahzrad machte eine wegwerfende Bewegung. »Die alte Frau ist genauso taub wie jener gulsa'at. Keine Angst also. Aber antwortet mir. Ihr würdet gern Euren zab in meine mihrab stecken, nicht?«
    Ich schluckte. »Ich würde mir kaum herausnehmen... ich meine,
    bei einer Königlichen Hoheit...« Nickend meinte sie munter: »Ich glaube, so was läßt sich einrichten. Nein, jetzt nicht nach mir greifen. Sehen kann Großmutter, nur hören nicht. Wir müssen diskret vorgehen. Ich werde meinen Vater bitten, während Eures Aufenthaltes hier Eure Führerin sein zu dürfen, um Euch die Herrlichkeiten Baghdads zu zeigen. Ich gebe eine sehr gute Führerin zu diesen Schönheiten ab. Ihr werdet schon sehen.«
    Mit diesen Worten entschwand sie in dem mondbeschienenen Garten, und ich blieb zitternd und erschüttert zurück. Ich könnte auch sagen, daß ich am ganzen Leibe flog. Als ich wankend mein Gemach erreichte, wartete Karim schon darauf, mir aus den unvertrauten persischen Kleidungsstücken herauszuhelfen. Dabei lachte er, stieß leise Laute der Bewunderung aus und sagte: »Jetzt werden der junge Mirza mir doch gewiß gestatten, die entspannende champna zu vollenden!« goß Mandelöl in seine Hand, arbeitete mit viel Sachverstand, und ich fiel erschöpft in tiefen Schlaf.
    Ich schlief bis weit in den nächsten Tag hinein, genauso wie mein Vater und mein Onkel, deren Beratung mit dem Shah Zaman bis tief in die Nacht gedauert hatte. Beim Frühstück, das uns von den Dienern in unsere Gemächer gebracht worden war, sagten sie mir, sie überlegten, ob sie nicht dem Vorschlag des Shahs folgen sollten, mit dem Schiff bis nach Indien zu segeln. Freilich gelte es zuvor herauszufinden, ob dies überhaupt machbar sei. Ein jeder von ihnen werde daher zu einem der Häfen am Golf gehen -mein Vater nach Hormuz und mein Onkel nach Basra - und sich vergewissern, ob sich, wie der Shah meinte, tatsächlich ein arabischer Handelskapitän bewegen lasse, uns venezianische Kaufleute, die wir schließlich seine Rivalen wären, mitzunehmen.
    »Sobald wir das festgestellt haben«, sagte mein Vater, »treffen wir uns wieder hier in Baghdad; denn der Shah wird den Wunsch haben, daß wir viele Geschenke von ihm an den Khakhan mitnehmen. Es steht dir, junger Marco, also frei, entweder einen von uns an den Golf zu begleiten, oder aber unsere Rückkehr hier abzuwarten.«
    Zwar dachte ich an die Shahzrad Magas, war jedoch so vernünftig, sie nicht zu erwähnen; dann sagte ich, am liebsten würde ich hierbleiben und die Gelegenheit beim Schöpfe packen, Baghdad besser kennenzulernen.
    Onkel Mafio schnob durch die Nase. »Auf die Art und Weise, wie du auch Venedig gut kennengelernt hast, als wir fort waren? Wahrhaftig, es dürfte nicht viele Venezianer geben, die das Innere des vukano kennengelernt haben.« Und zu meinem Vater gewandt sagte er: »Ist es klug, Nico, diesen malanoso allein in einer fremden Stadt zurückzulassen?«
    »Allein?!« verwahrte ich mich. »Aber ich habe doch den Diener Karim und...« -abermals hütete ich mich, den Namen der Prinzessin zu nennen - »und die ganze Palastwache.«
    »Die ist dem Shah verantwortlich, nicht dir oder uns«, erklärte
    mein Vater. »Wenn du wieder in Schwierigkeiten gerätst...« Verächtlich erinnerte ich ihn, daß die letzte »Schwierigkeit« sie davor bewahrt hatte, im Schlaf ermordet zu werden; dafür hätten sie mich gelobt, und deshalb befände ich mich auch noch in ihrer Gesellschaft,

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