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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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kleinste Stückchen Metall. Pferde und Ziegen lassen ihre merda in die Fahrgastkammern fallen. Mögen Araber auch so unwissend ahnungslos sein, sich in derartig dreckigen und zerbrechlichen Nußschalen aufs offene Meer hinauszuwagen -wir sind es nicht.«
    »Vielleicht seid ihr weise beraten, es nicht zu tun«, erklärte die Shahryar Zahd, die in diesem Augenblick hereinkam, obwohl es sich in unserem Kreis um eine reine Männerversammlung handelte. »Ich werde Euch eine Geschichte erzählen...«
    Bei der einen blieb es nicht, und alle handelten sie von einem gewissen Sindbad dem Seefahrer, der eine ganze Reihe von unwahrscheinlichen Abenteuern bestanden hatte -mit einem riesigen Vogel Rock, mit einem Alten Sheik vom Meer, einem Fisch, so groß wie eine Insel, und was weiß ich sonst noch allem. Warum sie uns diese Geschichten jedoch erzählte, war, daß jedes einzelne der Abenteuer dieses Sindbad daherrührte, daß er auf arabischen Schiffen reiste, ein jedes dieser Schiffe auf See zugrunde ging, und sein Überleben daherrührte, daß er allein stets an ein unbekanntes Gestade gespült wurde.
    »Vielen Dank, meine Liebe«, sagte der Shah, als sie mit der sechsten oder siebten Sindbad-Geschichte zu Ende gekommen war. Und ehe sie zu einer neuen anheben konnte, sagte der Shah zu meinem Vater und meinem Onkel: »Hat Euer Abstecher an den Golf sich denn überhaupt nicht gelohnt?«
    »Oh, doch«, sagte mein Vater. »Es gab viel Interessantes zu sehen und kennenzulernen und zu erwerben. So habe ich zum Beispiel in Neyriz diesen schönen neuen und überaus scharfen shimshir-Säbel gekauft; der Mann, der die Klinge geschmiedet hat, sagte mir, sie bestehe aus Stahl aus den königlichen Eisenminen in der Nähe. Was er sagte, ließ mich aufhorchen, und so fragte ich ihn: ›Ihr meint gewiß die königlichen Stahlminen.‹ Doch er erklärte: ›Nein, wir nehmen das Eisen aus den Minen und stecken es in eine ganz besondere Art von Ofen, in dem das Eisen in Stahl verwandelt wird.‹ Woraufhin ich sagte: ›Was, Ihr wollt mir weismachen, wenn ich meinen Esel in einen Ofen stecke, käme er als Pferd wieder heraus?‹ Es kostete den Schwertschmied viel Überredung, mich zu überzeugen. Jetzt aber erkläre ich feierlich: Ich und das ganze Abendland, wir haben immer geglaubt, Stahl sei ein völlig anderes Metall als Eisen und diesem weit überlegen.«
    »Nein«, sagte der Shah lächelnd. »Stahl ist durch ein besonderes Verfahren, von dem die Abendländer bis jetzt vielleicht nichts wissen, nichts weiter als umgewandeltes Eisen.«
    »Dann habe ich mein Wissen in Neyriz erweitert«, sagte mein Vater. »Und selbstverständlich hat mich meine Reise auch nach Shiraz und seinen ausgedehnten Weingärten gebracht; dort habe ich Kostproben sämtlicher berühmten Weine in eben jenen Weingärten genommen, in denen sie hergestellt werden. Außerdem habe ich Kostproben...« Mit einem Seitenblick auf die Shahryar Zahd hielt er inne. »Außerdem gibt es in Shiraz mehr hübsche Frauen als in jeder anderen Stadt, die ich bisher besucht habe - viel mehr sogar.«
    »Ja«, sagte die Dame. »Ich stamme selbst aus Shiraz. In Persien gibt es ein Sprichwort, das da lautet: Suchst du eine schöne Frau, such sie in Shiraz; suchst du einen schönen Knaben, such ihn in Kashan. Wenn Ihr Euch nach Osten wendet, werdet Ihr durch Kashan hindurchkommen.«
    »Ah«, sagte mein Onkel Mafio. »Und was mich betrifft, so habe ich in Basra etwas Neues kennengelernt. Das Naphta genannte öl, das nicht aus Nüssen oder Oliven gewonnen wird und auch nicht aus Fischen oder Speck, sondern das geradenwegs aus der Erde heraussickert. Es brennt viel heller und länger als alle anderen Trane oder öle und riecht auch nicht schlecht. Ich habe mehrere Flaschen damit abfüllen lassen, damit wir es unterwegs nachts hell haben -vielleicht aber auch, um andere damit zu erstaunen, die nie zuvor einen solchen Stoff gesehen haben.«
    »Noch einmal zu Eurer Reise«, sagte der Shah. »Jetzt, wo Ihr beschlossen habt, über Land weiterzureisen, denkt daran, daß ich Euch vor dem Dasht-e-Kavir, der Großen Salzwüste im Osten, gewarnt habe. Der Spätherbst ist zwar die beste Zeit, sie zu durchqueren, doch wenn man ehrlich ist, gibt es so etwas wie einen guten Zeitpunkt dafür nicht. Ich habe vorgeschlagen, daß Ihr für Eure karwan Kamele nehmt, und zwar fünf, würde ich sagen. Eines für einen jeden von Euch und Eure Satteltaschen mit dem ganz persönlichen Hab und Gut darin, eines für Euren

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