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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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murmelte:
     
    »Wahrhaftig, Christen sind divane!«
     
    »Manche zweifellos. Aber manche bemühen sich auch, sich zu
    verhalten, wie es Christen geziemt.«
    In Sitares Augen und Blick kam etwas Weiches, und mit sanfter
     
    Stimme sagte sie: »Und vielleicht gibt es einige, denen das
    gelingt.« Doch wieder hielt sie herausfordernd die Kleider von
    ihrem schönen Körper fort. »Seid Ihr ganz sicher, dies
    zurückweisen zu wollen? Bleibt Ihr fest in Eurer gütigen
    Entschlossenheit?«
     
    Ein wenig unsicher lachte ich auf. »Ich bin alles andere als
    standfest. Und deshalb laßt mich rasch fort von hier. Ich will mit
    meinem Vater und meinem Onkel über Aziz und sein
    Mitkommen reden.«
     
    Die Besprechung dauerte nicht lange, denn als ich in den
     
    Stallungen zu ihnen trat, redeten sie just darüber.
    »Also«, sagte Onkel Mafio zu meinem Vater, »Marco ist auch
    dafür, den Jungen mitkommen zu lassen. Damit steht es zwei
    gegen einen, der im übrigen auch noch schwankt.«
     
    Stirnrunzelnd fuhr mein Vater sich durch den Bart.
     
    »Wir werden ein gutes Werk tun«, sagte ich.
     
    »Wie könnten wir es von uns weisen, ein gutes Werk zu tun?«
    wollte mein Onkel wissen.
    Woraufhin mein Vater widerwillig knurrend eine alte Weisheit
     
    von sich gab: »Die heilige Caritas ist tot, und ihre Tochter
     
    Clementia, die Nachsichtige, siecht dahin.«
    Doch mein Onkel hielt dem eine andere Weisheit entgegen:
    »Höre auf, an die Heiligen zu glauben, und sie hören auf,
    Wunder zu vollbringen.«
     
    Dann sahen sie einander verlegen schweigend an, bis ich das
     
    Schweigen zwischen ihnen brach und sagte:
    »Ich habe den Jungen schon gewarnt, daß die
    Wahrscheinlichkeit, belästigt zu werden, für ihn groß ist.« Beide
    ließen daraufhin den Kopf herumfahren und sahen erstaunt
    mich an. »Ihr wißt doch«, murmelte ich voller Unbehagen, »wie
    groß Nasenlochs Neigung ist, hm, Dummheiten zu machen.«
     
    »Ach das«, sagte mein Vater. »Ja, auch das muß bedacht
     
    werden.«
    Ich war froh, daß er darüber nicht sonderlich besorgt schien. Ich
    hatte nämlich keine Lust, derjenige zu sein, der von Nasenlochs
    jüngster Ungeheuerlichkeit berichtete, was dem Sklaven nur
    eine verspätete Tracht Prügel eingetragen hätte.
     
    »Ich habe Aziz eingeschärft«, erklärte ich, »allen verdächtigen
    Annäherungen gegenüber auf der Hut zu sein. Und ich habe
    versprochen, auf ihn aufzupassen. Was seinen Transport
    betrifft, so meine ich, das Las tkamel ist keineswegs überladen,
    und der Junge wiegt kaum etwas. Seine Schwester hat sich
    erboten, uns alles zu überlassen, was wir bei einem Verkauf für
    ihn erzielen, und das sollte eine ganze Menge sein. Ich jedoch
    meine, wir sollten davon nur abziehen, was er uns an Unterhalt
    gekostet hat, um dem Jungen dann den Rest auszuhändigen.
    Als eine Art Schenkung für ihn, ein neues Leben damit zu
    beginnen.«
     
    »Also, was gibt's da noch zu überlegen«, sagte Onkel Mafio
    und kratzte sich am Ellbogen. »Der Junge hat bereits ein
     
    Reittier und einen Wächter, der auf ihn achtgibt. Er bezahlt
    seine eigene Überführung nach Mashhad und verdient noch die
    eigene Mitgift. Was könnte es da noch für Einwände geben?«
     
    Ernst, ja, geradezu feierlich sagte mein Vater: »Wenn wir ihn
    mitnehmen, bist du für ihn verantwortlich, Marco. Du
    garantierst, den Jungen vor jedem Schaden zu bewahren?«
     
    »Ja, Vater«, sagte ich und legte die Hand bedeutsam an
    meinen Dolch. »Jedes Ungemach muß mich nehmen, ehe es
    ihn nimmt.«
     
    »Du hörst, Mafio.«
    Ich spürte wohl, daß das, was ich schwor, ein sehr ernster
     
    Schwur war, denn mein Vater forderte meinen Onkel
    ausdrücklich auf, Zeuge dieses Schwurs zu sein.
    »Ich höre, Nico.«
    Mein Vater seufzte auf, sah erst ihn an und dann mich, kratzte
     

sich nochmals eine Weile den Bart und sagte schließlich:
    »Dann kommt er mit. Geh hin, Marco, und sage ihm das. Und
    sage der Schwester und der Witwe Esther, sie sollen
    zusammenpacken, was Aziz mitnehmen soll.«
     
    So nahmen Sitare und ich die Gelegenheit wahr, viele, viele
    verstohlene Küsse und Liebkosungen zu tauschen, und das
    letzte, was sie mir sagte, war: »Ich werde Euch nie vergessen,
    Mirza Marco. Nie werde ich die Güte und Freundlichkeit
    vergessen, die Ihr uns beiden bewiesen habt, und die
    Rücksicht, die Ihr auf meine Zukunft genommen habt. Wie gern
    würde ich Euch belohnen -und zwar mit dem, was Ihr
    ausgeschlagen habt. Solltet Ihr jemals

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