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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Jungen herum und zog mit den Händen seine grübchenbesetzten, rosigen Hinterbacken auseinander. »Unsere Mutter war sehr gewis senhaft in der Anwendung des golule, und nach ihrem Tod habe auch ich mich darum bemüht
    -seht Ihr, wie wundervoll das Ergebnis ist?« Noch eine rasche Bewegung, und sie streifte selbst ihren pai-jamah ab. Dann drehte sie sich um, drückte den Leib durch und ließ mich ihre unteren Regionen betrachten, die nicht von dunkelrotem Flaum beschattet waren. »Meines liegt zwei oder drei Fingerbreit weiter vorn, aber seht Ihr wirklich einen Unterschied zwischen
    meinem mihrab und seinem...?« »Hör auf!« gelang es mir endlich hervorzustoßen. »Du versuchst mich zur Sünde mit dem Knaben zu verleiten, der noch ein Kind ist.« Was sie nicht leugnete, wohl aber der Knabe, der noch ein Kind war. Aziz drehte sich um, so daß wir einander wieder Auge in Auge gegenüberstanden, und ergriff zum ersten Mal selbst das Wort. Seine Stimme klang sehr melodisch, wie die eines Singvögelchens, aber es mangelte ihr nicht an Festigkeit. »Nein, Mirza Marco. Meine Schwester will Euch nicht verleiten. Und ich auch nicht. Meint Ihr wirklich, ich würde das jemals nötig haben?«
    Betroffen von dieser direkten Frage, mußte ich mit »Nein« antworten. Doch dann rief ich alle meine christlichen Überzeugungen zur Hilfe auf und sagte vorwurfsvoll: »Damit zu prahlen, ist genauso abzulehnen, wie jemand rundheraus zu verführen. Als ich so alt war wie du, mein Kind, kannte ich kaum den normalen Zweck, dem diese Körperteile dienten. Gott bewahre, daß ich sie jemals so bewußt und verrucht und verletzlich -hergezeigt hätte! Allein so dazustehen, wie du es tust, ist schon Sünde.«
    Aziz sah verletzt aus, als hätte er eine Maulschelle bekommen; entsprechend verblüfft runzelte er die weichen Brauen und die Stirn. »Ich bin noch sehr jung, Mirza Marco, und vielleicht unwissend, denn niemand hat mich gelehrt, eine Sünde zu sein. Nur entweder al-fa'il oder al-mafa'ul -je nachdem, was gewünscht wird.«
    Ich stieß einen Stoßseufzer aus. »Ach, da habe ich doch schon wieder die hiesigen Gebräuche vergessen!« Ich ließ also vorübergehend meine Grundsätze zugunsten meiner Ehrlichkeit fahren und sagte: »Als der, der tut, oder der, dem getan wird, würdest du einen Mann wahrscheinlich vergessen lassen, daß es Sünde ist. Und wenn es das für dich nicht ist, bitte ich um Verzeihung, dich ungerecht getadelt zu haben.«
    Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln, und sein ganzer
    nackter kleiner Leib schien im dunkler werdenden Raum zu
    glühen.
     
    Ich setzte noch hinzu: »Ich bitte dich gleichfalls um Verzeihung,
    daß ich andere unzutreffende und unberechtigte Dinge von dir
    gedacht habe, ohne dich überhaupt gekannt zu haben. Du bist
    ganz ohne jeden Zweifel das bezauberndste und schönste
    Kind, das ich je gesehen habe, sei es Mädchen oder Junge und verführerischer als so manche erwachsene Frau. Du bist
    wie eines der Traumkinder, von denen ich kürzlich gehört habe.
    Wäre deine Schwester nicht da -du könntest selbst einen
    Christen in Versuchung bringen. Doch da sie so überaus
    begehrenswert ist, mußt du an die zweite Stelle treten - und ich
    bin überzeugt, das wirst du verstehen.«
     
    »Das verstehe ich«, sagte der Knabe immer noch lächelnd.
     
    »Ich kann Euch nur beipflichten.«
    Sitare, im Dämmerlicht gleichfalls eine von innen heraus
    glühende Alabastergestalt, sah mich nicht wenig erstaunt an.
    Fassungslos fast hauchte sie: »Ihr wollt mich immer noch?«
     
    »Sehr. Jawohl, so sehr sogar, daß ich jetzt bete, es liegt in
     
    meiner Kraft, dir den Gefallen zu tun, den du von mir erbittest.«
    »O ja, das könnt Ihr.« Sie hob ihre Kleider vom Boden auf und
    hielt sie zusammengeknüllt vor sich hin, auf daß ich von ihrer
    Nacktheit nicht abgelenkt würde. »Wir bitten nur darum, daß Ihr
    Aziz in Eurer karwan mitnehmt -und zwar nicht weiter als bis
    Mashhad.«
     
    Ich blinzelte. »Warum?«
    »Ihr habt selbst gesagt, Ihr hättet nie ein schöneres und
    einnehmenderes Kind gesehen. Und in Mashhad treffen viele
     
    Handelsstraßen aufeinander. In dieser Stadt ergeben sich viele
    Gelegenheiten.«
    »Ich selbst habe keine große Lust hinzugehen«, sagte Aziz.
     
    Auch seine Nacktheit lenkte ab, und so hob ich seine Kleider
    auf und reichte sie ihm. »Eigentlich möchte ich meine
    Schwester nicht verlassen, denn sie ist die einzige Verwandte,
     
    die ich habe. Aber sie hat mich überzeugt, daß

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