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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Eure Fingernägel sind glanzlos. Das Haar ist spröde und
    bricht leicht. Es fehlt nur eine Bestätigung, doch die müßt Ihr
    irgendwo am Körper haben. Eine schwärende Geschwulst, die
    nicht heilen will.«
     
    Onkel Mafio sah ihn an, als wäre der hakim ein Zauberer, und
    sagte erschrocken: »Ein Insektenstich, den ich mir schon in
    Kashan geholt habe. Nichts als ein Insektenstich.«
     
    »Zeigt ihn mir!«
    Mein Onkel rollte den linken Ärmel hoch. Nahe dem Ellbogen
    hatte er eine rotleuchtende kleine Stelle. Der hakim faßte sie
    fest ins Auge und sagte: »Wenn ich mich irre, sagt es mir.
    Zuerst ist der Insektenstich geheilt; dann hat sich eine kleine
    Narbe gebildet, ganz natürlich. Doch dann brach die Schwäre
     
    wieder auf, und zwar neben der Narbe, heilte wieder, brach
    erneut auf, immer neben der alten Narbe...«
    »Ihr irrt Euch nicht«, sagte mein Onkel leise. »Und was folgert
     
    daraus?«
    »Es bestätigt nur meine Diagnose -daß Ihr am kala-azar
    erkrankt seid. Der Schwarzen Krankheit, der Bösen Krankheit.
    Die in der Tat von einem Insektenstich ausgeht. Nur ist dieses
    Insekt selbstverständlich die Verkörperung eines bösen jinni.
    Eines jinni, der so hinterhältig ist, daß er die Form eines
     
    winzigen Insekts annimmt, daß man nie auf den Gedanken
    käme, es könnte soviel Unglück anrichten.«
    »Ach, so groß, daß ich es nicht ertragen könnte, ist er auch
     
    wieder , nicht. Etwas marmorierte Haut, ein wenig Husten, ein
     
    bißchen Fieber, eine kleine Schwäre...«
    »Nur, daß es leider nicht dabei bleiben wird. Die Anzeichen
    werden sich vervielfältigen und immer schlimmer werden. Euer
    sprödes Haar wird brechen und Ihr werdet am ganzen Körper
    die Haare verlieren. Das Fieber bringt Auszehrung, Mattigkeit
    und Schwäche mit sich; zuletzt werdet Ihr keine Lust mehr
    haben, Euch überhaupt noch zu bewegen. Der Schmerz unterm
    Schlüsselbein breitet sich von einem Milz genannten Organ im
    ganzen Körper aus. Er wird sich verschlimmern und die Milz
    wird sich ausbeulen, sich verhärten und wird aufhören zu
    funktionieren. Die Verfärbung wird sich über die ganze Haut
    ausbreiten, aus Grau wird Schwarz werden, überall werden sich
    Geschwulste und Furunkel, Pusteln und Schuppen bilden, bis
    Ihr am ganzen Körper - auch im Gesicht - aussehen werdet wie
     
    über und über mit schwarzen Rosinen bedeckt. Inzwischen werdet Ihr keinen sehnlicheren Wunsch haben als den zu sterben. Und das werdet Ihr auch, sobald die Milz ihre Funktion ganz einstellt. Wenn Ihr nicht augenblicklich und fortlaufend behandelt werdet, sterbt Ihr mit Sicherheit.«
    »Aber gibt es denn eine Behandlung?« »Doch. Mit diesem hier.« Hakim Mimdad zog ein kleines Stoffbeutelchen hervor. »Diese Arznei setzt sich zur Hauptsache aus dem Antimon genannten Metall zusammen, und zwar in Pulverform. Damit wird der böse jinni mit Sicherheit vertrieben; deshalb ist es ein zuverlässig wirkendes Heilmittel für die kala-azar. Wenn Ihr jetzt damit beginnt, es einzunehmen, und zwar in winzig kleinen Dosen, und es weiterhin nach Vorschrift einnehmt, wird es Euch bald bessergehen. Ihr werdet das Gewicht zurückgewinnen, das Ihr
    verloren habt. Eure Kraft wird sich wieder einstellen. Ein anderes Heilmittel jedoch als dieses Antimon gibt es nicht.« »Ja und? Mehr als einmal will ich ja gar nicht geheilt werden.
    Deshalb bin ich mit diesem vollauf zufrieden.« »Leider muß ich Euch aber darauf hinweisen, daß das Antimon einerseits das kala-azar zwar zum Stillstand bringt, andererseits jedoch schadet.« Er legte eine Pause ein. »Seid Ihr sicher, daß
    Ihr dies Gespräch nicht doch lieber unter vier Augen führen möchtet?« Onkel Mafio sah zaudernd von einem zum anderen, straffte
    dann jedoch die Schultern und sagte: »Was immer es ist - sagt
    es frei heraus!« »Das Antimon ist ein Schwermetall. Nimmt der Körper es auf, sinkt es vom Magen aus in den Verdauungstrakt hinunter, übt unterwegs seine wohltätige Wirkung aus und unterdrückt den jinni des kala-azar. Da es jedoch schwer ist, sinkt es weiter in den unteren Körperbereich, das heißt, in jenen Sack, der die Kräfte der Männlichkeit birgt.«
    »Dann wird mein Gemächt eben schwerer herabhängen. Ich bin kräftig genug, es zu tragen.«
    »Ich nehme an, ihr seid ein Mann, der diese Manneskraft - hm gern unter Beweis stellt. Wo die Schwarze Krankheit Euch
    befallen hat, ist keine Zeit zu verlieren. Solltet Ihr noch keine
    Freundin in diesem Lager gefunden haben,

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