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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Juden Shimon auf.
    Wieder bat ich, mein Werkzeug einfetten zu lassen, und bat
     
    auch, daß wieder Chiv es tue. Wie versprochen, schenkte sie
    mir einen guten neuen Dolch, und um meine Dankbarkeit zu
    erkennen zu geben, bemühte ich mich, mich beim surata-
     
    Machen selbst zu übertreffen. Hinterher, beim
    Nachhausegehen, hielt ich abermals inne, um den alten
    Shimon zu verspotten.
     
    »Ihr und Eure niederträchtige Denkungsweise. Da habt Ihr all dies Abträgliche von den Komm von Euch gegeben, aber seht, was für ein wunderbares Geschenk die Frau mir im Austausch für meine alte Klinge gemacht hat.«
    Gleichmütig schnaubte er und sagte: »Seid froh, daß sie ihn
    Euch nicht zwischen die Rippen gestoßen hat.« Ich zeigte ihm den Dolch. »So einen habe ich noch nie gesehen. Aussehen tut er wie ein gewöhnlicher Dolch, ja? Mit
    einer einzigen breiten Klinge. Aber schaut! Wenn ich ihn in eine Beute hineingejagt habe, drückte ich auf den Griff: so. Und die breite Klinge teilt sich, es werden zwei daraus, und hervor schießt diese dritte, verborgene innere und durchbohrt das Opfer noch tiefer. Ist das nicht eine herrliche Erfindung?«
    »Jawohl. Jetzt erkenne ich ihn wieder. Ich habe ihn vor noch gar nicht langer Zeit ausgiebig geschliffen. Und würde vorschlagen, daß -falls Ihr ihn behalten wollt -Ihr ihn immer griffbereit habt. Der frühere Besitzer ist ein sehr großer Hunzuk aus den Bergen, der gelegentlich hereinschaut. Wie er heißt, weiß ich nicht, doch nennt alle Welt ihn den Drücker-Dolch-Mann -weil er so trefflich damit umgehen kann und blitzschnell damit bei der Hand ist, wenn die Wut mit ihm durchgeht... Müßt Ihr so plötzlich fort?«
    »Mein Onkel ist krank«, sagte ich beim Hinausgehen. »Ich
    sollte ihn wirklich nicht so lange allein lassen.« Ich weiß nicht, ob der Jude bloß einen groben Scherz gemacht hat, jedoch wurde ich zwischen dem Haus von Shimon und der karwansarai nicht von einem großen wutschnaubenden Hunzuk gestellt. Um ein solches Zusammentreffen zu vermeiden, hielt ich mich die nächsten paar Tage vorsichtshalber immer in der Nähe des Hauptgebäudes auf und lauschte zusammen mit meinem Vater oder Onkel den verschiedenen Ratschlägen, die Wirt Iqbal verteilte.
    Als wir laut die gute Milch der yackühe priesen und uns nicht minder laut über den Mut der Bho ausließen, die es wagten, diese Ungeheuer zu melken, sagte Iqbal uns: »Es gibt einen einfachen Trick, eine yackuh zu melken, ohne dabei eine böse Überraschung zu erleben. Man braucht ihr nur ein Kalb zum Ablecken und Beschnüffeln zu geben. Dann hält sie beim Melken ganz still.«
    Doch nicht jeder uns erteilte Rat war uns willkommen. Der Hakim Mimdad kam wieder, um sich mit Onkel Mafio zu besprechen, und zwar, wie er ernst erklärte, unter vier Augen mit ihm. Mein Vater, Nasenloch und ich standen dabei und
    erhoben uns, um die Kammer zu verlassen, doch mit einer
     
    herrischen Handbewegung hieß mein Onkel uns bleiben.
    »Was meine karwan-Partner betrifft, habe ich keine
    Geheimnisse. Was immer Ihr mir zu sagen habt, Ihr könnt es
    uns allen sagen.«
     
    Der hakim zuckte die Achseln. »Wenn Ihr dann Euren pai
    jamah fallen ließet...«
    Mein Onkel tat, wie ihm geheißen, und der hakim betrachtete
    den unbehaarten Schritt und seinen großen zab. »Die
    Unbehaartheit, ist die natürlich, oder rasiert Ihr Euch da unten'«
     
    »Ich entferne das Haar mit einer Enthaarungscreme namens
     
    mumum. Warum«1«
    »Ohne Behaarung ist die Verfärbung gut zu erkennen«, sagte
    der hakim und zeigte darauf. »Schaut Euch Euren Unterleib an.
    Seht Ihr den metallisch-grauen Schimmer der Haut?«
     
    Mein Onkel sah hin. Wir alle sahen hin. Er fragte: »Kommt das
     
    vom mumum?«
    »Nein«, sagte Hakim Mimdad. »Diese Verfärbung ist mir auch
    auf der Haut Eurer Hände aufgefallen. Wenn Ihr jetzt Eure
    chamus-Stiefel auszieht, werdet Ihr sie auch an den Füßen
    feststellen. All diese Dinge bestätigen mir meinen Verdacht, der
    mir bei der ersten Untersuchung gekommen ist und der auch
    auf der Urinprobe beruht, die ich genommen habe. Hier, ich
    habe sie in einen weißen Krug gegossen, damit Ihr es selbst
    sehen könnt. Die Rauchfarbe des Urins.«
     
    »So?« sagte Onkel Mafio, als er sich wieder ankleidete.
    »Vielleicht habe ich an dem Tag graugefärbten pilaf gegessen.
    Ich weiß es nicht mehr.«
     
    Langsam, aber unbeirrbar schüttelte der hakim den Kopf-»Ich
    habe zu viele andere Zeichen gesehen, wie ich schon gesagt
    habe.

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